Jauchs ARD-Rückzieher: Die Chronik des Scheiterns (2)

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Ende November sah es dann jedoch beinahe so aus, als hätte sich Jauch durchgesetzt: Laut "Spiegel" wurde die Vertragssumme auf etwa neun Millionen Euro geschätzt - darin enthalten waren jedoch auch die Produktionskosten – ähnlich viel wie bislang bei Christiansen. Einziger Unterschied: Jauch, der mit seiner Firma "I & U" die neue Show am Sonntagabend auch selbst produzieren wollte, sollte weniger Sendungen moderieren als seine Vorgängerin. Und auch die Werbeverträge seien nun weitgehend geregelt.

MDR-Intendant Udo Reiter sorgte jedoch nur wenige Tage danach für neuen Zündstoff. "Wer ein politisches Magazin in einer so herausgehobenen Stellung moderiert, kann nicht gleichzeitig für Glücksspiele, Lebensversicherungen oder weiß der Teufel was Reklame machen. Das muss geklärt sein“, sagte er in einem Interview. Zudem müsse der Vertrag von sämtlichen ARD-Anstalten abgesegnet werden, forderte Reiter. Der Intendant weiter: "Es ist eine offene Geschichte wie das ausgeht“, wusste er schon damals.

Kurz darauf musste sich auch ARD-Programmdirektor Günter Struve mal wieder zu Wort melden. In einem Interview betonte er Anfang Dezember, dass er bei der künftigen Zusammenarbeit mit Günther Jauch keine Probleme erwarte. Struve verbindet damit gar seine Zukunft als Programmdirektor: "Wenn es aber doch zu einem Problem kommen sollte, würde ich sofort das Handtuch werfen. Aber sofort."

Jetzt hat er eins – aber sicherlich nicht so, wie er wollte. Dass Jauch am Ende nicht mehr wollte, kann durchaus auf das Verhalten einiger ARD-Mitarbeiter zurückzuführen sein, die lieber einen Moderator aus dem eigenen Haus auf dem Platz von Sabine Christiansen gesehen haben – Frank Plasberg zum Beispiel. Frank Plasberg (Foto), der im WDR die mehrfach preisgekrönte Sendung «Hart aber fair» präsentiert, "hätte die Nachfolge von Sabine Christiansen verdient", meinte jedenfalls kürzlich auch ZDF-Kollegin Maybrit Illner in einem Interview mit dem "stern".

Ob es nun wirklich so kommt, bleibt abzuwarten. Genügend Selbstvertrauen dürfte Plasberg mittlerweile getankt haben – nicht zuletzt auch, weil der WDR-Mann erst kürzlich zum „Politik-Journalisten des Jahres“ gekürt wurde. Dann hätte man es doch noch geschafft, aus dem komplizierten föderalen System einen eigenen Nachfolger zu finden. Wenn auch über große Umwege. SWR-Intendant Peter Voß sagte bereits lapidar: "Ohne Jauch geht's auch." Und: Er sei ohnehin seit längerem der Auffassung, dass mit Frank Plasberg für den Sendeplatz nach dem Sonntags-«Tatort» eine Alternative zur Verfügung stehe, die "hart, aber fair und journalistisch gleichwertig" sei.

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