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Joyn, kurz nach dem Start: Ein erster Plattform-Test

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Unser Redakteur Sidney Schering hat sich seit dem Start der Streaming-Plattgorm Joyn viele Stunden auf ihr herumgetrieben. Dies sind seine Erfahrungen mit dem ProSiebenSat.1-Projekt.

Der Belastungstest


Joyn

Die Wortmarke Joyn setze sich aus Joy und Join zusammen und vereine damit den Kern der Plattform, lässt der Dienst wissen. Nämlich: Entertainment, das Spaß macht, Menschen verbindet und eines der umfangreichsten deutschen TV-Streaming-Angebote an einem Ort zusammenbringt.
Wir schreiben Mittwoch, den 19. Juni 2019. Ich sitze im ICE von Berlin nach Düsseldorf. Vor wenigen Stunden habe ich noch Michael 'Bully' Herbig interviewt (schamlose Eigenwerbung für einen kommenden Quotenmeter.de-Artikel!), doch gerade blicke ich mit flatternden Nerven auf meinen Laptop. Einen Tag zuvor haben Joko und Klaas bei «Joko & Klaas gegen ProSieben» gegen ProSieben gewonnen, weshalb sie heute, um 20.15 Uhr 15 Liveminuten bestreiten dürfen, die niemals nie auch nur irgendwo wiederholt werden. So die Drohung ProSiebens. Bis das Live-Event beginnt, habe ich noch rund eine Stunde Zeit. Bis ich wieder zuhause bin, dauert es aber noch über zwei Stunden. Also muss ich mich auf das ICE-W-LAN und Online-Live-TV verlassen, um dieses Live-Event sehen zu können.

Laut ProSiebens Twitter-Account ist dies aber kein Problem. Also, jedenfalls die zweite Hälfte der mich erwartenden Herausforderung. Für das Netz im ICE kann der Münchener Sender ja nichts. Aber die Bahngötter sind heute auf meiner Seite – ich kann stabil durchs Netz surfen, obwohl ich gerade über Deutschlands Schienennetz jage. Daher kann ich auch Twitter ansteuern, wo ProSieben allen Joko-und-Klaas-Fans seine neue Plattform Joyn empfiehlt, sollten sie unterwegs sein und sehen wollen, was das Duo heute so treibt. Ich befolge den Ratschlag. Und komme nicht über die Startseite von Joyn hinaus. Ich probiere alle Browser, die ich auf dem Laptop habe, aus. Live-TV auf dem neuen ProSiebenSat.1-Dienst stürzt ab.

Die Geschichte hat aber ein Happy End. Nicht für Joyn, aber für mich: Der ProSieben-Livestream auf der Sender-Webseite funktioniert, und so kann ich «Joko und Klaas Live» live sehen. Naja. Nahezu live. Ein, zwei Minuten Zeitverzögerung habe ich dann doch. Aber ich kann mir schlimmeres vorstellen.

Joyn in Ruhe, zuhause


Das Problem daran, einen jungen Dienst wie Joyn zu testen: Videoplattformen und Live-Streaming reagieren gerne unterschiedlich auf verschiedene Grundkonstellationen. Soll heißen: Je nach Internetzugang, Endgerät, Software und Zeitpunkt läuft es bei der einen Person vielleicht aalglatt, bei der anderen hingegen nur stockend. Das war im Falle von Joyn bei uns von Quotenmeter.de nicht anders: Manuel Weis konnte sich am Wochenende vom 22. bis zum 23. Juni sorglos durch «Die Läusemutter» bingen. Als ich hingegen einige Tage früher mittags auf dem Laptop die dritte Staffel von «Jerks» gucken wollte, war Joyn bei mir extrem störanfällig: Alle paar Minuten stoppte bei mir das Video, um für einige Sekunden zu buffern. Der gute, alte Trick "Auf Pause klicken, warten, warten, warten, auf Play drücken und den Rest in einem Rutsch gucken" ging bei mir ebenso wenig auf, wie der Versuch, andere Browser zu benutzen.

An meiner Internetverbindung konnte es nicht liegen: Als Gegenprobe habe ich Netflix, Amazon und YouTube angeworfen, die ich allesamt in bester Bildqualität ohne Ladezeiten schauen konnte. So zog es sich fast die gesamte Joyn-Testphase bei mir durch. Netflix, Amazon, YouTube und die Presseserver der öffentlich-rechtlichen Sender haben mit meiner Internetverbindung und meinem Laptop null Probleme, bei Joyn hingegen ist es bislang ein Hit and Miss. Mal kann ich 20 Minuten ohne nennenswerte Ladezeiten am Stück gucken, andere Male dagegen gleicht Joyn bei mir einer Geduldsprobe.

Allgemeine Feststellungen


Joyn muss aktuell noch dringend aufgeräumt werden. Die Nutzeroberfläche der App und der Browserversion mag schlicht und modern sein, aber die Aufteilung des Joyn-Archivs ist nicht sonderlich intuitiv. Gewiss, die Videokategorien bei Amazon Prime und Netflix können auch eigenwillige Formen annehmen, aber die bei Joyn sind im Moment noch kurioser. Und dass Formate wie «Galileo», «taff» und Co. derzeit nach Folgennummern archiviert werden, macht die Suche bestimmter Ausgaben auch nicht gerade einfach. Ebenfalls bedauerlich ist das Fehlen einer Option, selber die Videoqualität auszusuchen, und dass nicht direkt zum Launch eine Smart-TV-App für alle Hersteller sowie für MagentaTV angeboten wurde, ist genauso schade. Funktionen wie Untertitel und Merklisten sind bei Joyn ebenfalls noch Zukunftsmusik.

Dessen ungeachtet ist es erstaunlich, dass Joyn bereits mit über 50 Sendern in der Live-TV-Funktion gestartet ist, und dass die Bedienung, wenn Joyn nicht abstürzt, sehr simpel gerät, ist ein großer Pluspunkt. Joyn verlangt keine Anmeldung – und legt die Hürde somit niedriger als das Live-TV-Element von TV Now.

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