«Weisheiten»: Das Grauen hat ein Ende

von
Selten gab es zuletzt eine so gute Nachricht wie am Samstag. MTV-Chefin Catherine Mühlemann hat angekündigt, nervende Klingeltonwerbung aus dem MTV-Programm zu verbannen. Ab Oktober und dann immer zwischen 16 und 24 Uhr.

Blöd gelaufen für den Crazy Frog. Dieser kann dann im Jamba Sparabo nicht mehr beworben werden. Glück hat der Zuschauer. Er läuft nicht Gefahr, dass ihm seine Ohren abfaulen oder sich vom restlichen Körper losreißen und sich selbst mit dem Nudelholz totschlagen, weil sie das Gebimmel nicht mehr aushalten.

Im Übrigen soll im kommenden Jahr auch der Schwestersender VIVA nachziehen. Klingeltonwerbung scheint also so langsam ein Auslaufprodukt zu sein. Gratulation Frau Mühlemann, das war ein klarer Schritt in Richtung Qualitätsfernsehen. Denn sind wir mal ehrlich: Wer konnte sich denn schon sechs Minuten lang Werbung für Klingeltöne anhören, vor allem wenn sich die Spots bis auf das Hintergrundgedudel ähnelten?

Eigentlich sollte die Ankündigung jedermann freuen. Einen Verlierer gibt es dennoch: Die Firmen Jamba und Co. Wohin jetzt mit den Sparabos? Wer, wenn nicht mehr 13-jährige MTV-Gucker, soll denn jetzt abgezockt werden? Ein kleiner Tipp: Liebe Jamba-Crew, wie wär es denn mal mit Qualität? Muss jede Kaufaufforderung exakt so wie die andere aussehen? Billig animiert, schlecht gesprochen… Qualität zahlt sich aus, vor allem in der Werbung.

„Die Klingeltöne passen nicht mehr in das Programmumfeld“, heißt es von MTV. Das haben sie zwar eigentlich noch nie, aber künftig wäre es wohl noch weniger der Fall. Der Sender Music Television verzichtet künftig im genannten Time-Slot auf Musikvideos (Ausnahme: Die Votingshow «TRL»). Sendungen wie «Pimp my Ride», «Wanna come in» usw. sollen das junge Publikum noch mehr anlocken, als bisher schon geschehen. Tanzende Kücken und blödelnde Frösche bewegen allerdings nicht nur Jugendliche zum Wegschauen, sondern auch die finanzkräftige Industrie. Wer möchte sein neues Produkt schon zwischen einem sabbernden Frosch, der sinnlose Laute von sich gibt und einem verseuchten Küken bewerben?

Was ich hier nicht vermitteln will: Klingeltöne, deren Werbung, oder die verantwortliche Firma sind nicht etwa etwas Schlechtes. Sie sind nur oftmals (noch zu) schlecht gemacht. Jetzt, wo der Sender MTV ein Zeichen gesetzt hat, wäre es an der Zeit, dies zu ändern. Dann klappt es auch wieder mit den Werbeplätzen.

Ob sich die Strategie allerdings für MTV und VIVA lohnt, bleibt abzuwarten. Laut Spiegel-Bericht erschließen die Sender rund 40 Prozent ihrer Werbeeinnahmen aus solchen Spots. Wenn diese für acht Stunden täglich wegfallen, bleibt ein Einbruch um mehr als 30 Prozent (bzw. mehr als 10 Prozentpunkte). Ab jetzt gilt also: Neue Werbekunden müssen her - keine einfache Aufgabe für Frau Mühlemann.

Kurz-URL: qmde.de/10982
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelVOX am Samstagabend: Schwache Ergebnissenächster ArtikelWeltjugendtag in Köln: 250 Millionen Menschen sahen WDR-Übertragung
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung