Serientäter

«Game of Thrones»: Hurra, diese Welt geht unter!

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In Folge drei der achten Staffel von «Game of Thrones» nahm die längste Schlacht der Filmgeschichte ihren Lauf. Wie gut die Folge war, wer starb und was vor Serienfans liegt. Vorsicht, Spoiler!

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Der Nachtkönig lässt die Hoffnung schwinden – und stirbt


8. Staffel «Game of Thrones»:

  • Ausstrahlung: 14. April - 19. Mai
  • Episodenanzahl: 6
  • Laufzeiten: 54 - 80 min.
  • Budget: 15 Mio. Dollar pro Folge
  • Regisseure: David Benioff, D. B. Weis, Miguel Sapochnik & David Nutter
Spätestens mit dem Eingriff des Nachtkönigs in die Schlacht wendete sich das Blatt. Mit seinem Zombie-Drachen hielt er die auf zwei weiteren Ungetümern reitenden Targaryens Jon Snow und Daenerys auf Trab und von seinen Zombie-Horden fern. Später belebte er innerhalb Winterfells die zahlreichen Toten wieder, um den Überlebenden so die letzte Hoffnung zu nehmen.

Zwar sollte des Nachtkönigs Eisdrache letztlich nicht so entscheidend für den Verlauf der Schlacht sein, wie zunächst angenommen, die späte Massenauferstehung der Toten schien den Lebenden allerdings den Rest zu geben. Nachdem Jon Snow seine Chance vertan hatte, dem König der Untoten den Garaus zu machen, kam es zum Moment des letzten Widerstands, als der Nachtkönig mit seinen Generälen bei Bran Stark aufschlug. Letzterer hatte sich seit Anfang der Schlacht mit den Eisenmännern im heiligen Hain der Starks verschanzt. Erst vergangene Woche hatte er außerdem das Motiv des Nachtkönigs verraten, der es sich zum Ziel setzte, Bran – der als dreiäugiger Rabe das gesammelte Menschheitswissen in sich vereint – zu töten und damit die Menschen und all ihre Erinnerungen auszulöschen.

Der Nachtkönig hob sein Schwert … und wurde aus dem Hinterhalt von der Assassine Arya Stark angefallen, die zunächst zwar festgehalten wurde, mit einem gekonnten Trick aber ihr Drachenglas-Messer in die andere Hand fallen ließ und dem Nachtkönig den Todesstoß versetzte. Wie es die Serie zuvor bereits etabliert hatte, zerfiel die Armee der Toten in der Folge zu Staub. Die Bedrohung war abgewandt, die Menschheit gerettet. Nicht ohne Verluste, gleichwohl der Massen-Exodus bekannter Charaktere nicht so krass ausfiel wie zuvor von vielen erwartet.

Wer die Episode nicht überlebte


Als erstes starb Dolorous Edd, Kommandant der Nachtwache. Schon größere Reaktionen erzeugte der Märtyrer-Tod von Fan-Liebling Lyanna Mormont. Die junge Lady von Bear Island wurde von einem Zombie-Riesen zerquetscht, nicht ohne diesem vorher ein Messer ins Auge gerammt zu haben. Der bereits mehrmals wiederbelebte Beric Dondarrion starb, um seine Bestimmung zu erfüllen, Arya Stark zu retten, die die Schlacht entschied, ehe Theon Greyjoy, der die spektakulärste Reise aller Charaktere hinter sich hat, den Nachtkönig töten wollte, aber scheiterte. Neben dem Nachtkönig starb auch Jorah Mormont – wie könnte es anders sein – in heldenhafter Aufopferung seiner geliebten Königin Danerys Targaryen. Die Episode endete schließlich mit dem Tod Melisandres, die diesen schon zu Beginn der Folge voraussagte. Der Dienst der jahrhundertealten Hexe an der Menschheit war getan.

Was bedeutet diese Folge nun für Fans und die kommenden Episoden? Auf eine Weise übertraf die Schlacht von Winterfell aufgrund ihrer schieren Dimension die Erwartungen vieler Fans, ließ aber viele Spekulationen ins Leere laufen. Weder die Nachtkönig-Bran-Theorie, noch die Prophezeiung um den mutmaßlich Auserwählten Jon Snow erfüllte sich. Zudem sah man keine der beliebten Figuren als Untote wiederkehren und zahlreiche weitere Theorien liefen ins Leere. Ist das nun gut oder schlecht? Das muss jeder Fan selbst entscheiden, doch eigentlich hätten die Autoren es nicht besser machen können.

Denn welche Überraschungen hält ein Format noch bereit, das schon so viele Wendungen bot, dass eigentlich nichts mehr überraschen kann? Indem es sich den zahlreichen Fan-Theorien entgegenstellt. Und wer bei Aryas trotzdem komplett überraschenden Messerstich gegen den Nachtkönig nicht aufschrie, hat «Game of Thrones» nie geliebt. Die Autoren schafften es, Arya über die Jahre mit allen Waffen auszustatten, die sie brauchte und trotzdem als große Überraschung zur Heldin aufsteigen zu lassen. Sie tötete den Nachtkönig exakt an der gleichen Stelle, wo er erschaffen wurde und rettete Bran mit der Klinge, die einst für dessen Ermordung bestimmt war.

«Game of Thrones» besinnt sich auf seine menschliche Wurzeln


Kritisch muss dennoch der seit Staffel eins gesponnene Handlungsstrang um die Weißen Wanderer gesehen werden, der in der Rückschau einigermaßen bedeutungslos erscheint. Einen tieferen, philosophischen oder mythischen Sinn schien der finale Schlagabtausch am Ende nicht zu haben. Letztlich war die Schlacht der Lebenden gegen die Toten genau das – eine Schlacht, die nur einen Sieger kannte. Keine erfüllten Prophezeiungen, Parabeln auf unsere Gesellschaft oder metaphysische Auflösungen.

Dass die große Schlacht nun schon geschlagen wurde, zeigt, dass sich die Serienmacher in den verbleibenden Folgen lieber dem widmen, was das Format einst groß gemacht hat: Das «Game of Thrones», also intrigante Ränkespiele, unbändiger Machtwille und rücksichtslose Gewalt. In Westeros regiert nicht der rechtmäßige Thronfolger, sondern der listigste und stärkste. Das haben Fans im Laufe der Serie schnell gelernt. Diese Elemente will «Game of Thrones» in die Serie nun wieder Einzug halten lassen. Doch die Konstellationen sind nach der epischen „Schlacht von Winterfell“ gänzlich andere.

Eigentlich hatte die Fantasy-Serie schon immer eine zutiefst menschliche Wurzel. Drachen, Riesen oder andere mythische Geschöpfe dienten nur dazu, die menschlichen Grautöne aller Charaktere noch mehr zu betonen und als Vehikel für eine sehr ursprüngliche Erzählung, die sich vollständig auf menschliche Urinstinkte reduzieren lässt. Dass eine Menge geliebter Figuren entgegen der Erwartungen am Ende doch noch aufrecht standen, kann also auch der Tatsache geschuldet sein, dass die Serienmacher diese lieber in Folge derer menschlichen Motive sterben lässt: Aufgrund von Familie, Rache, Liebe, Treue und Ehre. In einem weiteren bevorstehenden Krieg, der nur noch Lebende kennt und der die Frage aufwerfen wird, ob diese kriegstreibenden und todessehnsüchtigen Menschen denn gar nichts gelernt haben.

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