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Nie mehr Quoten?

von   |  3 Kommentare

Der erneute längere Ausfall bei den Quotenmessern verschärft die Kritik am Messsystem. Es entsteht eine durchaus berechtigte Debatte. AGF und Media Control stehen mit dem Rücken zur Wand. Ein Kommentar.

Steckbrief

Manuel Weis ist seit 2006 bei Quotenmeter und seit 2007 verantwortlicher Chefredakteur. Er ist somit in allen Bereichen der Seite im Einsatz. Nebenberuflich arbeitet er als freier Sportreporter mit Schwerpunkt auf Fußball, Eishockey und Boxen.
Wieder keine Quoten. Ein Jahr nach dem längsten Ausfall aller Zeiten, der #WocheohneQuoten, können Media Control und AGF die Branche wieder nicht mit den so wichtigen TV-Daten versorgen. Weder wurde mitgeteilt, wie sich am Dienstag «Deutschland sucht den Superstar», «In aller Freundschaft» und die zweite «Ibiza Diary»-Folgen schlugen noch gibt es allzubald genauen Aufschluss über die Zahlen der neuen «Bachelor»-Folge oder des zweiten «Bier Royal»-Teils.

Für die AGF, die sich 2018 schon massiv Prügel einfing, dürfte der neuerliche Ausfall ein echter Super-GAU sein. Das Image der Quotenmesser war nach Januar 2018 schon angekratzt, jetzt könnte es gänzlich zerstört werden. Immerhin: Von der AGF kommt die Botschaft, dass alle Daten vollständig vorliegen, nur nicht abgerufen werden können. Die liebe Technik, sie spinnt. Doch kritische Fragen sind durchaus angebracht. Wie kann es sein, dass an den entscheidenden Stellen seit einem Jahr offenbar nicht genug gemacht wurde, um einen derart krassen Ausfall der für die Branche so sensiblen und zugleich wichtigen Daten zu verhindern?

Wie wird die OWM, ein Verbund der Werbekunden, diesmal reagieren? Schon im Sommer 2018 hatte die OWM kurz vor dem Branchenevent Screenforce Days von „gravierenden Pannen“ und „fehlender Qualitätssicherung“ gesprochen. Und der Verband hatte auch mit seinen weiteren Forderungen recht. Wieso ist es in einem derart entwickelten Land wie Deutschland nicht möglich, komplette und vollständige Reichweiten abzubilden? Abgesehen von ein paar Ergänzungen funktioniert die Messung immer noch auf dem Prinzip aus dem Zeitalter vor dem Internet. Doch immer mehr (junge Menschen) schauen selbst klassische Free-TV-Produkte wie #GNTM, «GZSZ» oder eben den «Bachelor» zeitlich flexibel über die von den Privatsendergruppen immer mehr in den Vordergrund gestellten Abrufdienste wie TV Now, 7TV oder ARD/ZDF-Mediathek. Gefragt ist also keineswegs eine Abschaffung der TV-Quoten, sondern eine stimmige und verlässliche Ergänzung.

Es ist wohl auch in diesen Tagen mal wieder Zeit für eine generelle Runde der Abrechnung mit dem Quotenmess-Wesen in Deutschland. Antiquiert, hatte es Max Conze im Vorjahr mal genannt. Von einem geschwächten Ansehen der AGF sprachen die Werbenden. Und man kann ihnen – gerade an Tagen wie diesen – kaum etwas entgegen halten. Wir befinden uns gerade im zeitlängsten Quotenausfall.

Dass eine Reform der Quotenmessung kommen muss, ist glasklar. Zeitgemäße Fernsehforschung müsste schon heute das Abspielen von Fernsehsendungen über alle Kanäle und auf allen Devices lückenlos abbilden. Die Umstellung aber ist mühsam, nicht zuletzt, weil sie Geld kostet. Und eigentlich wäre doch auch eine lückenlose Bereitstellung dieser wichtigen Daten für jedermann wünschenswert. Quoten der Zukunft sollten kostenlos zugänglich gemacht werden. Hier kommt die Branche dann ins Spiel. Die Sender sind ja Gesellschafter bei der AGF – eine zeitgemäße und absolut transparente Messung zahlt letztlich auch wieder auf das Konto der großen Sendergruppen ein.

Doch irgendwie erscheint all das Zukunftsmusik zu sein, die selbst bei günstigem Wind noch nicht zu hören ist. Wenn es denn momentan schon Probleme mit dem Bedienen der die Daten zur Zeit beherbergenden Cloud gibt…

© AGF in Zusammenarbeit mit der GfK/TV Scope/media control. Zuschauer ab 3 Jahren und 14-49 Jahre (Vorläufige Daten), BRD gesamt/ Fernsehpanel D+EU Millionen und Marktanteile in %.
Kurz-URL: qmde.de/106878
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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
Wolfsgesicht
31.01.2019 09:43 Uhr 1
Eine 7-Tage Quote in die die Abrufzahlen der Mediatheken einfließen ist längst überfällig.



Die Art der Quotenmessung ist aber wohl alternativlos. Man kann zwar Kabelfernsehen und IPTV messen, aber halt nicht die Zahl und das Alter der Zuschauer.

Das einzige was ich mir vorstellen könnte wäre ein Pop Up was nachfragt wie viele zuschauen, wie intensiv (also nebenher oder aufmerksam) oder wie gut man das findet.

Nur kann man das wohl nicht allzu oft fragen ohne zu nerven. Also ne richtige Alternative ist das jetzt auch nicht...



Wenn man umgenauigkeiten bei der Zahl und dem Alter der Zuschauer in Kauf nimmt, wär die Umsetzung mit der Überwachung der Kabel und iptv zugriffe aber vermutlich einfacher und was die diversität angeht besser.

Satellitenreceiver haben ja mittlerweile auch Internet. Eigentlich müsste man fast alle kriegen.
Vittel
31.01.2019 11:19 Uhr 2
Ich denke die Unzufriedenheit der TV-Werbewirtschaft erklärt sich auch durch den Trend, der eindeutig weg von den klassischen Sendern hin zu anderen Formaten und Kanälen geht. Natürlich ist das klassische TV nicht tot und wird es auch nicht in einigen Jahren sein, aber der Markt wird kleiner und in solchen Fällen wird es immer ruppiger.



Die technischen Möglichkeiten könnten wahrscheinlich neben der reinen Reichweitenmessung noch viel detaillierte Daten liefern, die Zielgruppen viel genauer aufschlüsseln statt nur in die "werberelevante Zielgruppe 14-49 Jahre" zu erfassen, könnte man viel genauere Aussagen zu Durchschnittsalter und Median, verfügbares Einkommen, Geschlecht, sozialem Umfeld usw. treffen.



Auf der einen Seite sehr interessant, auf der anderen Seite vielleicht aber gar nicht mal so erfreulich
tommy.sträubchen
31.01.2019 12:21 Uhr 3
Wieso geht es nicht, wie in den USA? Erst gibts die vorläufigen Quoten und dann später Final Ratings (dort könnte man noch einiges einfließen lassen).
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