Die glorreichen 6

Die glorreichen 6 – Kritikerflops, die wir lieben (Teil VIII)

von   |  2 Kommentare

Es ist ein Thema, das sich (nahezu) unendlich fortsetzen ließe: Filme, die von der Filmpresse verrissen wurden und mehr Zuneigung verdienen. Wir stellen einige von ihnen vor, die uns besonders am Herzen liegen. Wie das umstrittene Horror-Sequel «Blair Witch».

Die Handlung


Filmfacts: «Blair Witch»

  • Regie: Adam Wingard
  • Produktion: Jess Calder, Keith Calder
  • Drehbuch: Simon Barrett
  • Darsteller: James Allen McCune, Callie Hernandez, Corbin Reid, Brandon Scott, Wes Robinson, Valorie Curry
  • Kamera: Robby Baumgartner
  • Musik: Adam Wingard
  • Schnitt: Louis Cioffi
  • Rottentomatoes-Wert: 47%
  • Metascore: 37 %
  • Laufzeit: 89 Minuten
  • FSK: ab 16 Jahren
Der sympathische Lane (Wes Robinson) glaubt, auf einem Amateurvideo die Umrisse seiner verschwundenen Schwester Heather zu erkennen, die 1999 bei einem Ausflug ins Maryland’sche Unterholz verschwand. Gemeinsam mit seinen Freunden Ashley (Corbin Reid), Peter (Brandon Scott) und Lisa (Callie Hernandez) will Lane in den Wäldern nahe Burkittsville nach ihr suchen und die Suchaktion zu einem Filmprojekt machen…

Die glorreichen Aspekte


Eigentlich konnten sie es nur falsch machen. Einfach, weil Fans und Kritiker seit eh und je ein Hassobjekt haben. Und das lautet nun einmal „Neuinterpretation“. Da wir uns gerade im Horrorgenre in einer Zeit der Franchises befinden – auf 15 Produktionen, die auf eine berühmte Dachmarke zurückgehen, kommt gerade mal ein Filmprojekt, das sich auf Originalstoff verlässt – tun wir uns alle irgendwie schwer, ebenjenen Neuauflagen eine faire Chance zu geben.

Was für ein Glück, dass «You're Next»-Regisseur Adam Wingard das Sequel zum Neunzigerjahre-Found-Footage-Überfilm «Blair Witch Project» ohnehin lange unter Verschluss halten musste. Nicht, um einem etwaigen Sturmlaufen der Fans zu entgehen, sondern um in einer Zeit, in der die Videoeinblendung vom tatsächlich irgendwo gefundenen Videomaterial einfach nicht mehr funktioniert, einen ähnlichen, wenn auch anders funktionierenden Internethype zu kreieren, wie Ende der Neunziger die Macher von «Blair Witch Project». Damals brachten die Regisseure Eduardo Sánchez und Daniel Myrick tatsächlich das Kunststück fertig, mit ihrer Fake-Doku über die Hexe von Blair die Zuschauer zum Narren zu halten. Doch mittlerweile weiß jeder, dass hinter den vermeintlich echten Aufnahmen ein Team aus Drehbuchautoren, Regisseuren und bezahlten Schauspielern steckt. Kann ein Sequel zum Urvater des Found-Footage-Films also überhaupt noch so intensiv funktionieren, wie einst? Tatsächlich gelingt Adam Wingard und seinem Drehbuchautor Simon Barrett das schier Unmögliche: Ihr «Blair Witch» ruft beim Zuschauer ein ähnlich beklemmende Gefühl hervor, wie einst «Blair Witch Project».

In Interviews gaben sowohl der Regisseur Adam Wingard, als auch Drehbuchautor Simon Barrett immer wieder betonend zu Protokoll, mit ihrem Sequel das Herz des Originals aufgegriffen zu haben. Dieser Aussage können wir an dieser Stelle nur beipflichten. Denn obwohl zwischen «Blair Witch Project» und «Blair Witch» 17 Jahre vergangen sind, ist der einzige inszenatorische Verweis auf diese Tatsache die Verwendungsmöglichkeit neuester Technik. Anders als damals haben die Helden von heute weitaus mehr Schickschnack zur Verfügung. Eine Drohne, Mini-Cams, die jeder Protagonist auf Augenhöhe anbringt und klassische Handkameras sorgen für abwechslungsreiche Aufnahmen, die jedoch nie den innerlogischen Rahmen sprengen. Im Jahr 2016 mit einer filmenden Drohne zu experimentieren, trifft tatsächlich den Zeitgeist und auch die Verwendung der anderen Cam-Modelle ist jederzeit darin begründet, was sich die Figuren von ihren Aufnahmen erhoffen.



Ganz so schleichend wie 1999 geht es in «Blair Witch» nicht mehr zu – wohl auch aus dem Grund, weil ein sich derart lethargisch aufbauender Genrefilm heutzutage kaum noch funktionieren würde. In der Fortsetzung geht die Entwicklung von der harmlosen Wald-Expedition hin zum nackten Überlebenskampf zügiger vonstatten. Unter Zuhilfenahme feiner Referenzen an den ersten Teil wird auch «Blair Witch» zu einem subtil inszenierten Albtraum, der sich schließlich in einen der schweißtreibendsten Höllenritte jüngerer Horrorkinogeschichte verwandelt. Das absolut irre Finale präsentiert seinem Publikum die blank liegenden Nerven des modernen Terrorkinos, schlägt aberwitzige Haken und funktioniert doch im Hinblick auf die Details am besten. Doch es ist nicht die Angst vor einem Jumpscare, die den Zuschauer hier zu steter Aufmerksamkeit zwingt. Es ist das Wissen darum, mit welch immenser Wucht die Schlussszene von «Blair Witch Project» damals in unser aller Magengrube traf, die uns darüber nachdenken lässt, ob wir das, was das Finale von «Blair Witch» offenbart, tatsächlich sehen wollen.

«Blair Witch» ist auf DVD und Blu-ray erschienen sowie via Amazon, maxdome, iTunes, Sky Store, Microsoft, Rakuten TV, Videoload, Videociety und Sony abrufbar.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
zombiehunter
11.11.2018 16:22 Uhr 1
Anfangs war der Film nicht übel und es gab gute Ideen dazu. Es verlief sich aber ab der Hälfte ins Dümmliche. Es wurde zu albern. Und der Schluss hat den Film dann endgültig vernichtet. Werde mir den garantiert nicht nochmal ansehen.
w.n.
11.11.2018 22:44 Uhr 2
Der Film ist Abfall, aber bei dem Verfasser des Artikels wundert mich nichts.
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