Die Experten

Der Experte, 20. August 2018: Wo lief die Champions League früher?

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Wir blicken auf die (TV-)Historie des prominenten UEFA-Wettbewerbs.

Daniel: Wer hatte die Champions League eigentlich vor dem ZDF im Programm? Seit wie vielen Jahren gibt es den Wettbewerb überhaupt schon?

Anders als bei der Bundesliga gab es bei der Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs schon einige Senderwechsel – zumindest im Free-TV. Im Pay-TV ist Sky/Premiere eigentlich eine große Konstante. Im Free-TV hatte zunächst RTL in den 90ern die Rechte. Sicherlich in Erinnerung geblieben aus dieser Zeit ist der so genannte „Torfall von Madrid“, als ein Spiel zwischen Real und Dortmund nicht angepfiffen werden konnte, weil das Tor vor der Partie von Fans beschädigt wurde und kein Ersatz greifbar war. Fast 13 Millionen Menschen sahen die Versuche von Moderator Günther Jauch und Kommentator Marcel Reif (der in den 76 Minuten der Verzögerung auch zum Studiogast wurde) und die verzweifelten Reparationsversuche der Spanier dokumentierte.

Eine ähnlich spannende Gesichte war die Champions League ab Sommer 1999. In der UEFA entbrannte damals schon die Sehnsucht nach deutlich größeren TV-Einnahmen. Rupert Murdoch, heute Besitzer von Sky (aktuell 39%, bald 100% und dann nach dem Verkauf an Disney gar nichts mehr) hatte mit der Champions League gute Erfahrungen gemacht, weil das britische Sky sehr zufrieden war, wollte in Deutschland an die Rechte kommen. Er tat dies genau in dem Moment, als die UEFA unter dem Druck der Klubs den Wettbewerb massiv aufblähte. Von vorher knapp 90 Spielen auf 157. Nach der Vorrunde und vor dem Achtelfinale wurde dazu eine Zwischenrunde eingeführt (die schnell wieder abgeschafft wurde, weil Spieler und Vereine eine zu große Last spürten). Jedenfalls war das damals die XXL-Champions League, die Murdoch für den Frauensender tm3 an Land zog.

tm3 erhoffte sich Mega-Werte, wollte mittelfristig sogar auf 6,5 Prozent Marktanteil kommen – und somit den großen Playern auf die Pelle rücken. Von Premiere warb man damals etliche Mitarbeiter für seine Übertragungen ab – darunter den Sportchef Michael Pfad. Matthias Sammer, damals frischgebackener Ex-Spieler, war unter anderem als Experte aktiv.. Doch der Plan ging nicht auf: Die Reichweiten sanken von etwa neun Millionen (vorher bei RTL) auf drei Millionen nun bei tm3. Für tm3 waren das sehr starke Werte, nur Geld ließ sich damit nicht verdienen. Murdoch verlor nach nur einem Jahr die Lust und gab die Rechte für den Mittwoch an RTL und für den Dienstag an Premiere weiter. Während Murdoch für drei Jahre 850 Millionen Mark zahlte, gaben RTL und Premiere für zwei Jahre jeweils 200 Millionen.

So hatte RTL die Champions League also zurück, unter anderem auch 2001, als der FC Bayern München den Wettbewerb gewann. 2003 wechselte der Wettbewerb dann erstmals zu Sat.1, das sich Fußballersatz suchte, weil man die Bundesliga nach vielen Jahren an die ARD-«Sportschau» verlor. «ran» übertrug die Champions League mit dem Duo Oliver Welke/Oliver Bierhoff. 2006 musste man das Recht wieder hergeben, was der damalige Sat.1-Chef Roger Schawinski nicht ganz so schlimm fand. Erstmals hatte Premiere (heute Sky) exklusive Rechte erworben, allerdings mit der Einschränkung, ein Spiel pro Woche auch im Free-TV zu zeigen. Unter der Marke „Champions TV“ lief die Königsklasse eine Saison lang auf dem Sendeplatz von Sport1, danach schloss man eine Vereinbarung mit Sat.1 ab. Die Sport1-Saison war genau jene, in der Premiere keine Rechte an der Bundesliga über Kabel und Satellit hielt.

2009 verlängerte die Champions League im Free-TV wieder selbst mit Sat.1 – die Übertragungen dürften noch bekannt sein. Johannes B. Kerner bestritt sie gemeinsam mit Franz Beckenbauer, von Premiere kam Kommentator Wolff Fuss. Nach drei Jahren war erneut Schluss, dann griff das ZDF zu und hatte den Wettbewerb zuletzt sechs Jahre, unter anderem beim letzten Titel des FC Bayern, im Programm. Die Bundesliga derweil hatte weniger Wechsel erlebt. Anfang der 90er den von RTL-«Anpfiff» rüber zu «ran» in Sat.1 und eben vor etwas mehr als 15 Jahren den von «ran» zur «Sportschau», wo die Highlights noch bis mindestens 2021 verbleiben.

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