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Was vom Fußball übrig blieb, Teil II: Die großen und kleinen WM-Verlierer um 17 Uhr

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Auf keinem Daytime-Slot mussten sich die etablierten Formate in den vergangenen zwei Wochen so häufig gegen die Fußball-Weltmeisterschaft behaupten wie um 17 Uhr. Wer hielt sich am wackersten?

Erst vor einer Woche warfen wir einen Blick auf die Performance der großen deutschen Fernsehsender um 14 Uhr, die gerade nicht das Privileg hatten, Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft ausstrahlen zu dürfen. Inzwischen hat sich die Situation hier wieder entschärft, schließlich ging der dritte und letzte Vorrunden-Spieltag nur zu den Anstoßzeiten um 16 und 20 Uhr über die Bühne. Ein anderer Sendeplatz litt aber über die gesamte Strecke hinweg unter König Fußball, denn egal, ob die Spiele nun um 16 oder 17 Uhr angestoßen wurden: Eine Halbzeit lief immer in diesem Zeitraum. Und somit überrascht es nicht, dass alle acht großen Sender mit ihrem normalen Aufgebot äußerst kleine Brötchen backen mussten.


«taff»es ProSieben marschiert zum Zielgruppen-Sieger, «Betrugsfälle» sinkt tief


MA-Vergleich vor -> seit WM-Beginn

  • RTL: 7,8% / 10,8% -> 4,7% / 5,3%
  • Pr7: 4,2% / 12,1% -> 3,2% / 7,3%
  • Sa1: 7,8% / 8,0% -> 4,8% / 4,3%
Durchschnittliche Marktanteile der Sender in den neun Tagen vor bzw. seit dem Start der Fußball-WM für ihre 17-Uhr-Formate (Mo-Fr). Bei Sat.1 mussten wir vor WM-Start auf das 17:30-Uhr-Format «Schicksale» ausweichen.
In der werberelevanten Zielgruppe gab es in den vergangenen beiden Wochen (neben den WM-Übertragungen natürlich) ein einziges Format, das deutlich mehr als fünf Prozent in der werberelevanten Zielgruppe erreichte: «taff». Mit durchschnittlich immerhin 7,3 Prozent wurde die Konkurrenz problemlos abgehängt, einmal langte es sogar knapp zum Sprung in die Zweistelligkeit (mit 10,1 Prozent am 18. Juni). Der eigentliche Marktführer RTL hatte dagegen mit weiteren «Betrugsfälle»-Ausgaben keine Chance und musste sich mit einigermaßen desolat anmutenden 5,3 Prozent begnügen. In den letzten neun Tagen vor WM-Start wiederum konnte das ProSieben-Magazin mit 12,1 gegenüber 10,8 Prozent auch schon einen kleinen Vorsprung gegenüber RTL verbuchen, die Differenz hat sich allerdings in den vergangenen beiden Wochen sogar noch klar erhöht.

Schwer tut sich indes auch der gemeinhin drittgrößte Sender bei den 14- bis 49-Jährigen, nämlich Sat.1. Dessen «Klinik am Südring» musste sich zuletzt mit ziemlich mageren 4,3 Prozent zufrieden geben, «Schicksale» hatte vor WM-Start um 17:30 Uhr allerdings ebenfalls nicht wirklich überwältigende 8,0 Prozent erzielt - Vergleichswerte für 17 Uhr liegen uns bei Sat.1 leider nicht vor, da hier bis Mitte Juni die anderthalbstündige «Südring»-Ausstrahlung ab 16 Uhr gebündelt ausgewiesen wurde. Beim Gesamtpublikum allerdings liegen die beiden Scripted Realitys mit jeweils knapp fünf Prozent bei rund 0,7 Millionen Zuschauern deutlich vor «taff», das in den vergangenen beiden Wochen nur 0,48 Millionen Menschen und damit 3,2 Prozent erzielte. Das Problem der Sendung besteht also offenbar darin, das ältere Publikum zu mobilisieren - während der gescriptete Krawall made by RTL und Sat.1 zunehmend unter einem Mangel an juvenilen Interessenten leidet.


ÖR-Magazine halten sich exzellent, kleine Sender quasi bedeutungslos


MA-Vergleich vor -> seit WM-Beginn

  • ARD: 11,6% / 5,3% -> 8,0% / 3,1%
  • ZDF: 16,0% / 4,4% -> 11,8% / 3,3%
  • VOX: 5,6% / 8,0% -> 3,4% / 4,0%
  • ka1: 3,8% / 6,2% -> 2,0% / 3,0%
  • RII: 1,9% / 5,0% -> 1,2% / 3,2%
Durchschnittliche Marktanteile der Sender in den neun Tagen vor bzw. seit dem Start der Fußball-WM für ihre 17-Uhr-Formate (Mo-Fr).
Bemerkenswert muten die Zahlen der von ARD und ZDF ausgestrahlten Magazine «Brisant» und «hallo deutschland» an, die immer dann ausgestrahlt werden, wenn der jeweils andere Sender grad für die Ausstrahlung der WM-Spiele verantwortlich zeichnet. Mit 1,71 Millionen Zuschauern bleibt vor allem letztgenanntes Format trotz der harten Konkurrenz ein relevanter Player, auch «Brisant» hält sich mit 1,32 Millionen im Schnitt nach wie vor weit oberhalb der Millionenmarke - während bei den Privaten schon die 0,71 Millionen für die «Klinik am Südring» das Höchste der Gefühle sind. Die Mainzer mobilisieren damit in diesen Tagen weiterhin fast zwölf Prozent aller Fernsehenden - kommen aber auf diesem Slot normalerweise eben auch von sehr herausragenden 16 Prozent. «Brisant» wiederum muss in diesen Tagen mit etwa acht Prozent etwas kleinere Brötchen backen, ist aber mit den öffentlich-rechtlichen Kollegen beim jungen Publikum auf Augenhöhe. Diese Augenhöhe fällt mir jeweils nur gut drei Prozent allerdings nicht allzu hoch aus.

Einigermaßen trist sind hingegen die Zahlen, die für die drei kleinsten der acht großen Sender auf dem Papier stehen. Hier schafft es am ehesten noch «Zwischen Tüll und Tränen», mit im Schnitt etwas mehr als einer halben Million Fernsehenden auf nennenswerte Zahlen zu gelangen - die damit verbundenen 3,4 und 4,0 Prozent sind allerdings schon reichlich mau, zumal die Sendung normalerweise auf schöne rund acht Prozent kommt. «Abenteuer Leben täglich» ist gemeinhin ein Garant für solide bis gute Zahlen, in diesen Tagen dagegen sieht es mit etwa zwei Prozent aller bzw. drei Prozent der jungen Menschen und gerade einmal etwa 0,3 Millionen Fernsehenden gar nicht mal so gut aus. Den Gipfel der Tristesse erklimmt allerdings RTL II, das trotz seines flehentlichen «Hilf mir!»-Rufes von kaum jemandem erhört wird und weniger als 0,2 Millionen Menschen erreicht. Jämmerliche 1,2 Prozent stehen derzeit also beim Gesamtpublikum auf dem Papier, bei den Jüngeren sind es zumindest etwas weniger schlimme 3,2 Prozent.


Gegen Deutschlands WM-Schmach kommt keiner an


Ein kleines Extra-Kapitel soll uns die selbst für WM-Zeiten außergewöhnliche Marktsituation am vergangenen Mittwoch wert sein, wo sich die deutsche Nationalmannschaft mit einem armseligen 0:2 gegen Südkorea bis auf die Knochen blamierte. Mehr als 25 Millionen sahen diesem Elend im ZDF zu und bescherten dem Sender zumindest fantastische 87,5 Prozent des Gesamtpublikums respektive 91,0 Prozent der 14- bis 49-Jährigen - dass da kaum mehr was für die restlichen Sender übrig blieb, liegt auf der Hand. Die mit Abstand meisten Krümel bekam noch «Brisant» ab, das mit 0,52 Millionen immerhin auf 1,7 Prozent gelangte. Die Prozentmarke erreichten beim Gesamtpublikum ferner «Klinik am Südring» (1,1 Prozent bei 0,33 Millionen) und «Betrugsfälle» (1,0 Prozent bei 0,31 Millionen), während ProSieben, VOX und kabel eins nur rund ein halbes Prozent aller zu dieser Zeit Fernsehenden mobilisierten.

In der Zielgruppe sah es sogar noch etwas dramatischer aus - wohl auch, weil die Nationalelf den restlichen Sendern hier ja sogar nur neun Prozent überließ. Insofern durfte sich «taff» hier mit 1,1 Prozent bei 0,12 Millionen noch glücklich schätzen, überhaupt die Prozenthürde genommen zu haben. Etwas überraschend noch vor den weiteren Werbefinanzierten platzierte sich die Magazin-Alternative «Brisant» mit 0,9 Prozent bei 0,11 Millionen, bevor RTL mit 0,7 Prozent folgte. Jeweils ein halbes Prozent standen für Sat.1, kabel eins und VOX auf dem Papier. Alles in den Schatten stellte hingegen die Jämmerlichkeit, die RTL II mit seiner Dokusoap «Hilf mir!» hinzunehmen hatte: Gerade einmal 0,04 Millionen zeigten Herz für notleidende Fernsehformate und sorgten dafür, dass dieses mit 0,1 Prozent bei Jung und Alt der absoluten Höchststrafe eines nicht mehr messbaren Marktanteils soeben noch entging.

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