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Die WM im Ersten: Bewährte Moderatoren, frische Experten, Palina und Beisenherz

von   |  15 Kommentare

Mit einer spannenden Mixtur aus bekannten und neuen Gesichtern begeht die ARD in diesen Tagen die Fußball-Weltmeisterschaft - ist allerdings ähnlich wie das deutsche Team noch nicht ganz im Turnier angekommen. Zum vorentscheidenden Gruppenspiel gegen Schweden werfen wir einen kritischen Blick auf die Performance des Senders in der ersten WM-Woche.

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Das Studio: Erfüllt seinen Zweck, macht aber nichts her


Um ein Thema, über das bei großen Fußball-Turnieren der Vergangenheit gerne sehr leidenschaftlich diskutiert wurde, ist es in diesem Jahr sehr still geworden: Das Studio, aus dem die Sender berichten. Und das hat einen guten Grund, denn ARD und ZDF geben den Gegnern der Rundfunkabgabe diesmal nur wenig Futter, da sie von großer Geldverschwendung für irgendeinen prunkvollen Schnickschnack ohne Mehrwert absehen und sich sogar ein Studio in Baden-Baden teilen. In Zeiten des Sparzwangs bei gleichzeitiger Kostenexplosion für quasi sämtliche Fußball-Übertragungsrechte mag dieser Schritt auch aus der Not geboren sein, ist jedoch ausdrücklich zu begrüßen, um den Gegnern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks - deren Zahl auch im deutschen Bundestag seit einigen Monaten deutlich gestiegen ist - den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Und trotzdem kann man zumindest mal schüchtern hinterfragen, ob die spartanische, von relativ kalten Blautönen dominierte Optik des Ersten der Weisheit allerletzter Schluss war. Zudem wirkt insbesondere der Tisch, an dem der jeweilige "Sidekick" (also derjenige Moderator, der gerade nicht mit dem Experten hauptverantwortlich durch die Berichterstattung führt) ein wenig ab vom Schuss und das Studio in der Totale reichlich verlassen und karg. Das ist alles nicht wirklich schlimm, aber im direkten Vergleich fühlen sich die ZDF-Übertragungen doch ein wenig heimeliger und entspannter an, der Schauwert ist - ohne in abenteuerliche Eskapaden der Marke Seebühne zu verfallen - beim Mainzer Sender etwas höher. Kann man künftig besser machen. Muss man aber nicht.


Formate und Rubriken: «WM Kwartira» begeistert, Palina grenzwertig


Da es im Laufe des normalen WM-Tages in der Vorrunde doch Einiges an Zeit vor, zwischen und nach den Spielübertragungen zu füllen gilt - lediglich knapp fünf der etwa zehn Stunden Sendezeit täglich umfassen gemeinhin Bilder von den Spielen -, platzieren ARD und ZDF diverse kleine Rubriken, die vor allem das Drumherum der WM unter die Lupe nehmen. Im Ersten wird vor allem die Arbeit von Palina Rojinski sehr kontrovers diskutiert, die den Zuschauern Einblicke in die Kultur und Bräuche der Russen verschaffen soll. Tiefgründig sind ihre kleinen Filmchen meist nicht, sondern eher als kleine Entertainment-Appetithappen für den Gelegenheitszuschauer zu verstehen, der WM guckt, weil man das halt im Moment so macht, wenn man mitreden und nicht Gefahr laufen möchte, als begeisterungsunfähiger Miesepeter abgestempelt zu werden.

Problematisch an Palina ist sicherlich die Tatsache, dass sie sich kaum für Fußball interessiert, aktuell vom Sender aber immer häufiger im Rahmen von Fußball-Sendungen platziert wird und etwa zuletzt bei der Auslosung des DFB-Pokals als Losfee fungierte. Problematisch ist vielleicht auch, dass sie mit ihrer Ahnungslosigkeit rund um das runde Leder in diesen Wochen ein wenig arg kokettiert und sich damit in die Rolle des Klischee-Püppchens begibt, das jetzt die WM halt mal so ahnungslos mitfeiert und auch nach der dritten Erklärung nicht versteht, was jetzt eigentlich nochmal dieses Abseits ist. Das ist alles in allem etwas schade, weil Palina eigentlich mehr kann, als das naive Dummerle zu geben und in belanglosen Einspielern aufzutreten, in denen sie sich durch die Speisekarte eines russischen Restaurants mampft. Bereichernd ist sie damit sicherlich nicht.

Ganz anders sieht es da schon bei «WM Kwartira» aus, mit dem Das Erste seine langen Fußballtage ausklingen lässt - mitsamt Hund Waldi, eine offensichtliche Anspielung auf Waldemar Hartmanns einstige Stammtisch-Runden, die bei Kritikern verhasst waren, beim Massenpublikum allerdings sehr gut ankamen. Micky Beisenherz und Jörg Thadeusz tun sich mit ihrer Show dagegen deutlich schwerer, vor allem das ältere Publikum am späten Abend noch bei der Stange zu halten - und das, obwohl ihre Show zu unterhalten weiß und abwechslungsreiche Gesprächsgäste zu bieten hat, die zum Großteil nicht basleresk ihr Gesicht in jede verfügbare Kamera halten, um auf «Waldis Club»-Niveau große Sprüche zu klopfen. Dass dieses Format es zugleich schafft, kurzweilig und leicht unterhaltend zu werden, ohne platt und peinlich daherzukommen, ist sehr zu loben - die Zielgruppe dafür scheint allerdings sehr spitz und sehr jung zu sein, weshalb eine Fortsetzung über die Weltmeisterschaft hinaus derzeit fraglich ist.

Stellt sich zum Abschluss nur die Frage, weshalb Arnd Zeigler bislang noch nicht in Erscheinung trat. Insbesondere für ein Format der Couleur «WM Kwartira» wäre er prädestiniert gewesen und ist vor allem bei jenen Fans geschätzt, die im Fußball nicht nur eine Kommerzmaschine sehen, sondern den Sport an sich lieben und sich auch an kleinen Grottenkicks erfreuen können. Auch die WM-Berichterstattung aus dem Hauptstudio hätte er bereichern und ein wenig auflockern können, denn diese kommen überwiegend sachlich und informativ, manchmal aber ein wenig spröde und wenig dynamisch daher. Aber das ist letztlich doch Meckern auf hohem Niveau, denn unterm Strich macht Das Erste in diesen Tagen deutlich mehr richtig als falsch. Und an diesem Wochenende dürften ja nun auch die Monats-Marktanteile sprunghaft in die Höhe schnellen.

Wie gefallen euch bislang die WM-Übertragungen im Ersten?
Sehr gut, der Sender macht ziemlich viel richtig.
29,1%
In Ordnung. Hier und da hapert es ein wenig, aber das Gesambild stimmt.
53,8%
Geht so, kann man auch deutlich besser machen.
13,7%
Überhaupt nicht, habe da wenig Freude dran.
3,3%

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Es gibt 15 Kommentare zum Artikel
Familie Tschiep
23.06.2018 14:03 Uhr 1
Kuntz finde ich persönlich eher langweilig.



Hitzlperger sollte man auch mal am Abend ranlassen. am besten mit Bommes, die beiden harmonisieren gut.
Sentinel2003
23.06.2018 18:41 Uhr 2
Noch ein Kommentator?? Ich meine, Naß ist wirklich gut, wenn er Rad Rennen kommentiert und ab und zu auch mal für die Sportschau einen Spielbericht, aber, muß man ihn deswegen gleich auch noch bei der WM einsetzen?? Gerd Gottlob ist schon seit Jahren mein absoluter Lieblings Kommentator! Ob er nochmal ein Deutsches Spiel bei dieser WM kommentieren darf?





Beisenherz und Kuranyi habe ich noch garnicht gesehen....und, diese kurzen Reportagen von Palina von Land und Leute....nun, wenn's die nicht geben würde, würde ich die nicht vermissen.



Und, ich finde, daß der Gerhard von der Deutschen Mannschaft immer ganz gute "Reportagen" abgibt....
Kaffeesachse
23.06.2018 22:54 Uhr 3

Mit Radsport ist er ja übers Jahr auch völlig überrepräsentiert. :roll:

Bei den Distanzen kommt man mit 3 Kommentatoren zu den Gruppenspielen nun mal nicht über die Runden, wenn man zwei Tage hintereinander überträgt. Das ZDF halt gleich 4 Leute im Einsatz.
Neo
23.06.2018 23:51 Uhr 4
Für Beisenherz musst du einfach nach den Spieltagen dranbleiben. Und Kuranyi ist da eher willkürlich dabei, also dann schon zwischen den Spielen. Habe den jetzt zumindest in keinen konkreten Zusammenhängen in Erinnerung.



Aber ja, das mit Palina ist ganz nett, würde aber tatsächlich nicht fehlen. Sowas heftet man dann wohl unter dem "Bildungsauftrag" ab.



Ich bin etwas enttäuscht vom WM Kwartira. Beisenherz und Thadeusz sind eigentlich wirklich tolle Moderatoren und gerade letzterer ist beim breiten Publikum komplett underrated, was mir eigentlich auch ganz recht sein soll, aber irgendwie hätte ich mir da schon eine knackigere Performance gewünscht. Die Beiträge dazwischen fand ich zumindest allesamt ziemlich überflüssig, weil schlecht oder langweilig (mal abgesehen vom Fußball-Gucken mit Amthor). Olli Dittrich ist zwar nett gedacht, aber auch irgendwie nichts. Dafür aber immerhin kurz. Da könnte man gerne die Interviews länger führen.

Heute war aber mit Abstand die schlechteste Ausgabe. Ina Müller ist in Bezug auf Sport und Politik immer schrecklich und trotzdem redet sie und Olaf Schubert schlicht unlustig.



Und ja, Zeigler fehlt tatsächlich. Der hing doch sonst immer mim Bommes rum. :?

Aber schöner Artikel btw. :wink:


Sehe ich ganz genau so. Opdenhövel bräuchte ich persönlich gar nicht. Meinetwegen also nur Bommes und Hitzlsperger in Baden-Baden und gerne den erwähnten Zeigler an diesem "Verbindungspult". Wellmer und Lahm finde ich so übrigens ganz nett.
Sentinel2003
24.06.2018 10:41 Uhr 5
Was habt ihr gegen Opdenhövel??
Scooter
24.06.2018 12:33 Uhr 6
Nichts. Opdenhövel und Live Sendungen passen einfach perfekt zusammen.

Bestes Beispiel: Schlag den Raab
Kaffeesachse
24.06.2018 12:37 Uhr 7
Das "WM-Kwartira" ist immerhin besser als die unsägliche "Beckmanns Sportschule" von vor zwei Jahren (Auch wenn das unverständlicherweise eine noch etwas bessere Quote gehabt haben soll).

Warum man den deutlich beliebteren Sportschau- bzw. WM-Club nicht macht, wer weiß. Vielleicht liegt's am PErsonal, Bommelchen ist ja als Hauptmod beschäftigt und alle anderen irgendwie auch.
P-Joker
24.06.2018 15:02 Uhr 8


Nichts! Nur das Bommes eben eine Spur besser ist.
Neo
24.06.2018 15:08 Uhr 9

Klar, ohne Frage. Auch besser als das ganze Waldi-Gedöns.
Familie Tschiep
24.06.2018 20:54 Uhr 10
Ich habe nichts gegen Opdenhövel, aber Bommes und Hitzlsperger harmonisieren besser miteinander.
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