Die Kritiker

«Sarah Kohr – Mord im Alten Land»

von

Ist alles wie es scheint? Sarah Kohr darf in ihrem neuen Fall nicht den einfachen Theorien vertrauen. In der Hauptrolle des 90-Minüters glänzt ein weiteres Mal Lisa Maria Potthoff.

Cast & Crew

Technik
Regie: Marcus O. Rosenmüller
Drehbuch: Timo Berndt
Kamera: Tomas Erhart
Produktion/ Produktionsleitung: die film gmbh/ Gregori Winkowski
Schnitt: Raimund Vienken

Schauspieler
Lisa Maria Potthoff als Sarah Kohr
Marcus Mittermeier als Thomas Lichter
Herbert Knaup als Antin Mehringer
Stephanie Eidt als Anne Mehringer
Martin Feifel als Götz Weiler
In der aktuellen Film- und Fernsehlandschaft sind starke Frauencharaktere populärer denn je. Eine konsequente Eroberin alias Emilia Clarke aus der HBO-Serie «Game of Thrones», die Schwedin Alicia Vikander, die sich jüngst in «Tomb Raider» als Archäologin Lara Croft durch Explosionen und zusammenbrechende Ruinen kämpfte oder Gal Gadot , die mit der Verkörperung von «Wonder Woman» den Siegeszug der weiblichen Superheldinnen einläutete. Fakt ist, dass sich der Feminismus mittlerweile auch im internationalen TV- und Filmbereich etabliert hat. Diese Bewegung lässt sich auch an deutschen Fernsehfilmproduktionen erkennen, wie beispielsweise im neusten Teil der Krimireihe um die Kommissarin Sarah Kohr.

Lisa Maria Potthoff verkörpert bereits zum zweiten Mal die Polizistin Sarah Kohr und auch dieses Mal schreckt die Ermittlerin nicht vor körperlichen Auseinandersetzungen zurück.

Während sich Sarah Kohr im ihrem ersten Fall mit einer Verbrecherorganisation in Tirol auseinandersetzte, beginnt ihr neuer Fall im heimischen Hamburg. In einem biochemischen Labor findet die Ermittlerin eine erstochene Frau, mit einem blutigen Messer danebenstehend den Laboranten und vermeidlichen Täter Thomas Lichter (Marcus Mittermeier). Dieser wird umgehend verhaftet und angeklagt. Seine Situation vor Gericht sieht natürlich ausweglos aus, obwohl er seine Unschuld beteuert. In einem Moment der Unachtsamkeit stiehlt er einem Polizeibeamten seine Waffe und entführt kurzerhand Sarah Kohr. Seine Flucht führt ihn mitsamt der Ermittlerin in das namensgebende alte Land, wo ihm seine Geisel jedoch entfliehen kann. Die Hamburgerin nimmt den Fall anschließend genauer unter die Lupe und entdeckt, dass an Lichters Unschuld etwas dran sein könnte und verschwundene Äpfel spielen eine besondere Rolle dabei.

Der mitunter beste Aspekt von «Der letzte Kronzeuge – Flucht in die Alpen», Sarah Kohrs erstem Fall, war die überzeugende Hauptdarstellerin Lisa Maria Potthoff. Auch in «Mord im Alten Land» gilt dasselbe für die in München ausgebildete Schauspielerin. Potthoff kann sowohl als akribische Ermittlerin überzeugen, die den Fall um jeden Preis klären will, sowie auch als Kämpferin, die sich gegen Angreifer bestens zur Wehr setzen kann. Was jedoch in keinster Weise funktioniert, ist das Zusammenspiel zwischen ihr und Herbert Knaup, der ihren Ex-Freund Anton verkörpert. Dies liegt weder an ihr, noch an Knaup, sondern vielmehr an dem Drehbuch von Timo Berndt.

Der Fall im Alten Land sorgt dafür, dass sich die Wege von Sarah Kohr und ihrem Ex-Freund mehrmals kreuzen. Innerhalb des Films wird deutlich, dass beide noch etwas füreinander empfinden, leider wirkt dies weder glaubwürdig, noch nachvollziehbar auf den Zuschauer. Dafür sind die Charaktere zu wenig ausgearbeitet und das Drehbuch gibt den Darstellern offensichtlich zu wenig Stoff, um die Beziehung zwischen den beiden Figuren interessanter zu gestalten. Schade, denn sowohl von Potthoff, als auch Knaup hat man in dieser Hinsicht schon besseres gesehen.

Von der unglaubwürdigen Beziehung einmal abgesehen, ist der Film durchaus spannend erzählt, auch wenn sich der mittlere Teil ein wenig zäh anfühlt. Mehrere Wendungen, die dabei nie unrealistisch wirken, halten das Publikum jedoch bei der Stange. Obwohl die Dramaturgie ordentlich aufgebaut ist und sich gegen Ende noch einmal zuspitzt, hätte das Finale des TV-Krimis durchaus mehr Dramatik und Spannung vertragen können.

Wie schon in «Der letzte Kronzeuge – Flucht in die Alpen» ist auch bei diesem Fall der Gewaltgrad für einen öffentlich-rechtlichen Fernsehfilm überraschend hoch. Ob es nun ein expliziter Kopfschuss in einem Closeup ist, oder Polizisten, die mit mehreren Schüssen in den Brustkorb niedergestreckt werden, die Gewalt in Sarah Kohrs neustem Einsatz ist unverhältnismäßig hart, steht dabei jedoch in keiner Relation zu dem eigentlichen Geschehen. Der Grundsatz weniger ist mehr hätte der Inszenierung der Gewalt hier sicherlich gut getan.

Ansonsten kann sich die Inszenierung nicht allzu viel ankreiden lassen. Die Kamera findet in den knapp 90 Minuten des Films durchaus die ein oder andere kreative Einstellung und auch der Schnitt trägt zu dem meist angenehmen Erzähltempo des Films bei.

Was lässt sich nun abschließend zu «Sarah Kohr – Mord im Alten Land» sagen? Besser als ihr erster Einsatz ist der neue TV-Film nicht, schlechter hingegen auch nicht. Ein schwaches Drehbuch hält den ansonsten spannenden Krimi davon ab, in höhere Prozentzahlen aufzusteigen. Das Potenzial dafür ist definitiv vorhanden, besonders durch die starke Hauptdarstellerin Potthoff. Ob sie in ihrem kommenden dritten Fall mit einem gelungeneren Drehbuch endgültig überzeugen kann, bleibt aber noch abzuwarten.

Das ZDF zeigt «Sarah Kohr – Mord im Alten Land» am Montag, 23. April um 20.15 Uhr.

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