US-Fernsehen

Autorenstreik bringt Soaps in Bedrängnis

von  |  Quelle: New York Times
Einige Streikbrecher halten die Daytime-Hits am Leben, denn man möchte die rückläufigen Quoten nicht noch mehr gefährden.

Seit nunmehr drei Monaten haben die amerikanischen Fernseh- und Filmautoren an keinen neuen Episoden von Serien oder an Filmen gearbeitet. Sie streiken für bessere Bedingungen und stellen dadurch nicht nur das Abendprogramm der fünf großen Networks auf den Kopf. Soap-Operas wie «General Hospital» und «As the World Turns» funktionieren nur mit Erstausstrahlungen, Wiederholungen lassen die Quoten dramatisch einbrechen.

In den Vereinigten Staaten gibt es derzeit acht Daytime-Dramaserien und kein Network zeigt derzeit Wiederholungen. Auch in Zukunft planen die Verantwortlichen von keiner Soap mit alten Folgen auf Sendung zu gehen. Aber das Genre, welches von dramatischen Cliffhangern lebt und damit fantastische Reichweiten erzielt, benötigt Autoren, die sich derzeit im Streik befinden.

Doch eine Handvoll Autoren schreiben seit ein paar Wochen wieder für «All My Children», «One Life to Live», «General Hospital» für ABC und «The Young and the Restless» (Bild) für CBS. Die Streikbrecher argumentieren ihre Entscheidung mit finanziellen Nöten. Denn die meisten der unzähligen zeitweise schwachsinnigen Geschichten stammen von Menschen, die nicht einmal im Vor- und Abspann aufgelistet werden.

Die Verantwortlichen bei «The Young and the Restless» versicherten ihren Autoren, eine attraktive Bezahlung, wenn sie sich beim Streik nicht beteiligen. Anfangs zeichneten mehr als ein dutzend Menschen für eine Episode verantwortlich, derzeit stehen nur drei Autoren im Abspann.




„Das ist keine Lösung, dass drei Personen diese Arbeit machen“, sagte Sandra Weintraub, eine streikende Autorin, die seit mehr als drei Jahren für «The Young and the Restless» schreibt. Die in der vergangenen Woche ausgestrahlten Episoden stammen noch aus der Vor-Streikzeit. Jede Daytime-Serie hat ungefähr Folgen für einen Zeitraum von zwei Monaten vorbereitet. „Die Sendungen haben Beschäftigte und wir haben Leute, die weiterhin neues Material produzieren“, ließ ABC in einem Statement verlauten. Die Schauspieler sind typische Mitglieder von Gewerkschaften, die nicht streiken, und ein paar Autoren, die sich einige Dollar dazuverdienen wollen, schreiben neue Episoden.

Eine Frau, die nicht näher genannt werden möchte, versorgte eine Soap beim letzten Autorenstreik durchgehend mit neuen Folgen. Als sie das Angebot des Senders ablehnen wollte, wurde ihr eine Kündigung angedroht. Sie befolgte die Anweisungen des Studios, wurde danach zum Head-Autor und steigerte ihre wöchentliche Bezahlung von 150 auf 2.500 Dollar. „Aus allen unterschiedlichen Bereichen gibt es Autoren – wie der Regisseur-Assistent oder Botenjunge“, sagte die Frau, die derzeit kaum noch Episoden verfasst, „wenn man sich mit der Sendung identifizieren kann und vor dem Streik an einer Tür klopft, war es egal, welche Rolle du am Set hattest.“

Zuerst wurden die Autoren für ein Dokument, das „Die Bibel“ heißt, ausgetauscht. Darin sind die groben Storylines der nächsten Monate aufgezeichnet. Wenn ein Handlungsbogen zu Ende war, besuchte die Autorin einige Kollegen zu Hause und sprach mit ihnen, was als nächstes passieren könnte. Nach dem Streik bekam sie zwar einen besseren Job, doch schlussendlich verließ sie die Serie.

Ein weiter Grund, weshalb die Soaps nicht aussetzen dürfen ist, dass man Angst vor Zuschauerverlusten hat. Die 70-Jahre alte Serie «Guiding Light» erreicht derzeit nur durchschnittlich 2,60 Millionen Fernsehzuschauer pro Folge. Schon seit Jahren müssen die Daytime-Produzenten mit rückläufigen Reichweiten kämpfen. Wie das Marktforschungsinstitut Nielsen Media Research untersuchte, haben alle Serien in der Fernsehsaison 2007/2008 deutliche Verluste hinnehmen müssen. Der größte Verlierer ist derzeit «Days of our Lives» mit 19 Prozent, «All My Children» unterhält 14 Prozent weniger Menschen.

Vor allem für die Soap-Autoren sind die Forderungen für bessere digitale Auswertungen besonders wichtig. Die CBS-Serie «As the World Turns» kann derzeit auf der Senderhomepage angesehen werden, die neue NBC-Serie «Coastal Dreams» (Bild) wurde ausschließlich für das Internet konzipiert.

In den USA heißt das Motto derzeit „And so the shows must go on“, denn Wiederholungen funktionieren nicht und Ersatzformate zu finden, stellt sich als äußerst kompliziert dar – vor allem da jede Lokalstation ihr Nachmittagsprogramm selbst aussuchen darf. Bereits in der vergangenen Woche war Mary J. Blige in «One Life to Life» zu Gast, die Episode können US-Zuschauer Ende Februar erstmals sehen. Shirly Jones wird demnächst mehrfach bei «Days of Our Lives» zu sehen sein und bekannte Darsteller kehren zu «All My Children» zurück.

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