Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Carsten Schmidt

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Nach der Pressekonferenz am Donnerstag nahm sich Premiere Sport-Vorstand Carsten Schmidt Zeit für die Fragen von Quotenmeter.de. Welches Fazit zieht er aus dem diesjährigen Ligapokal, welche Neuigkeiten gibt es zum Thema Formel 1? Außerdem: Wieso hat man sich entschieden, weiterhin aus dem Bundesliga-Studio in Ismaning zu senden?

Glückwunsch zum Erwerb der Bundesliga-Rechte. Sie freuen sich sicherlich sehr, aber schmerzt es auch ein bisschen, dass Sie jetzt rund 200 Millionen Euro pro Saison bezahlen müssen. Immerhin waren die Ausgaben ja eigentlich nicht eingeplant.
Natürlich freuen wir uns alle hier, dass die Bundesliga wieder zu Hause ist. Was die Kosten angeht: Wir können doch nicht Rechte erwerben und uns dann ein paar Tage später beschweren, dass wir dafür Geld bezahlen müssen. Unter dem Strich sind es übrigens 100 Millionen Euro für die Lizenzen pro Jahr. Von daher schmerzt da nichts, die pure Freude überwiegt.

Sie haben ja immer wieder Kritik an den arena-Übertragungen geäußert, auch wenn die Kollegen es – wie Sie gerade sagten – in Anbetracht der kurzen Vorlaufzeit ganz gut gemacht haben. Was aber konnten Sie wirklich von arena lernen?
Ich glaube, dass wir uns etwas von dieser unterhaltsameren Herangehensweise abschauen können. Darüber haben wir uns intern auch schon unterhalten. Bislang haben wir dazu geneigt wirklich Fußball pur zu zeigen. Wir waren manchmal vielleicht ein bisschen zu ernst, zu seriös. Wenn wir das also ein bisschen auflockern könnten, dann wäre allen geholfen. Aber wir werden das anders machen als arena. Was meinen Geschmack betrifft, haben die Kollegen nicht die optimale Mischung gefunden. Deswegen wird es bei uns beispielsweise keinen Fan-Kommentar geben und wir werden auch weiterhin auf Studiopublikum verzichten.

Wann wurde Ihnen denn klar, dass es die Chance gibt, die Bundesliga komplett zurückzubekommen? Wir in der Redaktion haben uns damals gewundert, dass Sie den Ligapokal – damals ja noch ein sehr wichtiges Exklusiv-Recht – an Sat.1 gegeben haben. Erst als der Bundesliga-Deal bekannt wurde, machte diese Entscheidung wirklich Sinn…
Hoffnung hat man ja immer. Die Konstellation, die wir jetzt haben, hat sich Ende Mai, Anfang Juni angedeutet. Also eigentlich nur wenige Tage vor den ersten Meldungen in der Presse. Den Ligapokal hatten wir da schon an Sat.1 verkauft – der war mit im Champions League-Paket enthalten. Ich finde, dass wir im Free-TV unsere Arbeit wunderbar präsentiert und auch den Stellenwert des Pokals zum letzten Mal erhöht haben.

Zum letzten Mal?
Ja, wir werden den Ligapokal in der kommenden Saison nicht mehr zeigen.

Die Rechte sind ausgelaufen, richtig. Wieso verlängern Sie nicht?
Ich habe mich in diesem Jahr sehr darüber geärgert, wie Ligavertreter den Wettbewerb schlecht geredet haben und damit unser Kommunikationswert reduziert wurde. Das verstehe ich wirklich nicht. Die Stadien waren am Wochenende ausverkauft, es herschte eine tolle Stimmung. Hatten Sie irgendetwas am Ligapokal zu meckern?

Nein – ganz im Gegenteil.
Ich bin ohnehin sehr gespannt, wie die Diskussionen jetzt laufen werden. Zunächst war eine Ausweitung des Pokals angedacht – eine interessante Idee. So wie es jetzt aussieht, bleibt aber alles beim Alten.

Sie haben die Sendezeiten vorgestellt – die orientieren sich am Modell von arena in der vergangenen Saison. Für die Telekom haben Sie länger gesendet – samstags beispielsweise bis 19.00 Uhr. Wieso ist in der kommenden Saison um 18.30 Uhr Schluss?
Weil das die Ausschreibung der TV-Rechte so vorsieht. Es gibt ganz klare Verwertungsfenster, die von der Liga bestimmt werden. Bei T-Home war man in der vergangenen Saison großzügiger, weil das Angebot ja noch nicht so weit verbreitet war.

Sie haben eines der modernsten Fußballstudios der Welt – und werden es in der kommenden Spielzeit auch nutzen. Aber es gab sicherlich bei Ihnen auch eine Diskussion darüber. Denn mit dem Studio sind Sie etwas weiter weg vom Geschehen. Wieso haben Sie sich doch dafür entschieden?
Das Studio hat sich in der vergangenen Saison bewährt. Die gesamte Redaktion hat es lieb gewonnen und die Experten fühlen sich dort wohl. Aus diesen Gründen wollen wir auch weiter dort bleiben. Ein weiterer entscheidender Punkt ist: Erst zum Ende der vergangenen Saison haben wir uns richtig an das neue Studio gewöhnt und konnten die volle Funktionalität ausnützen. Ich möchte aber betonen: Wir sind mit etlichen Mitarbeitern vor Ort im Stadion, wir werden die Nähe zum Spiel nicht verlieren.

Traditionell gab es bei Premiere bislang immer die Trainerrunde mit den beiden Coaches des Topspiels. In der vergangenen Saison ist diese ausgefallen. Führen Sie diese nun wieder ein?
Die Trainerrunde ist sicher ein Element, das wir wieder einführen werden. Aber ob das nun immer bei jedem Topspiel sein muss, glaube ich nicht. Auf jeden Fall wird es wieder da eine Trainerrunde geben, wo sie Sinn macht.

Dies wird dann vermutlich vom Reporter vor Ort übernommen.
Genau. Es kann aber auch sein, dass wir manchmal eine Schalte in unser Münchner Studio machen – das entscheiden wir dann von Spieltag zu Spieltag.

Heute konnten Sie noch keine Transfers in Sachen Kommentatoren vermelden. Wo hakt es denn da momentan?
Ich kann Ihnen aber den Bericht einer Tageszeitung bestätigen, in dem es heißt, dass wir zehn arena-Mitarbeiter übernehmen werden.

Wie weit sind Sie da mit den Verhandlungen?
Wir haben die Gespräche aufgenommen und werden sie bis zum Ende der Transferperiode wohl abschließen.

Die endet am 31. August 2007.
Richtig. Am ersten Spieltag wird definitiv kein „Neuer“ bei uns zu sehen sein.

Es handelt sich bei diesen zehn Mitarbeitern aber nicht nur um Reporter und Kommentatoren?
Nein, da können auch Redakteure und andere Funktionsträger dabei sein .

Herr Kofler sagte so schön, dass Premiere nicht nachtragend sei. Gilt das auch für Christian Sprenger?
Christian Sprenger wird nicht zu uns zurückkehren.

Jetzt haben wir über die Zugänge gesprochen – kommen wir zu den Abgängen.
Günter Franzen wird uns verlassen, er arbeitet künftig für Sport-Cast. Er war bislang bei uns in der Redaktion tätig. Sonst bleibt unser gesamtes Team zusammen.

Also bleibt auch Uli Potofski bei Ihnen, der ja zusätzlich noch für das Internetangebot der Schalker kommentiert.
Richtig, Uli Potofski wird für uns am ersten Spieltag Leverkusen gegen Cottbus kommentieren.

Wenn man sich umhört, dann sind eigentlich alle Menschen sehr zufrieden mit den Premiere-Übertragungen. Einen Kritikpunkt gibt es aber – vor allem in diversen Foren. Die Bildqualität – dort wird heftig über Pixel-Matsch geschimpft.
Ja, das lese ich auch und ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Überall wo ich Premiere gucke, habe ich eine gute Bildqualität. Bei mir ist das wirklich immer klasse. Außerdem ist es so, dass wir in diesem Punkt ehrlich nicht sparen – unser Ziel ist es, dass die Bundesliga in der besten Qualität zu den Menschen kommt, auch was die Bildqualität angeht.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum FC Bayern beschreiben? Gerade Uli Hoeneß hat in den vergangenen Tagen vermehrt gegen Herrn Kofler geschossen.
Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Uli Hoeneß, habe mich gerade erst letztens wieder mit ihm unterhalten. Diesen ersten Reflex der Vereine kann ich ja sogar verstehen. Die fürchten halt einfach ein bisschen um ihr Geld – die Sorge ist aber unbegründet. Unser Verhältnis zum FC Bayern ist also in keinster Weise belastet, das sieht man auch bei uns in den Sendungen. Hoeneß und Rummenigge kommen oft und gerne zu uns und Ottmar Hitzfeld ist sowieso ein ganz spezieller Freund unseres Hauses. In Einzelfragen diskutieren wir aber gern kontrovers mit der Führung der Bayern.

Es gibt zwei Werbespots für den ersten Spieltag der Bundesliga. In beiden Filmen ist die Telekom vertreten. In einem als großes Plakat im Hintergrund, im anderen sieht man eine Telefonzelle. Ist das wirklich nur Zufall?
(lacht) Ja, das ist wirklich nur Zufall. Das ist bei uns wie in einem normalen Unternehmen. Wenn sich dort der Sohn des Chefs bewirbt, dann muss der Chef immer ganz genau aufpassen, dass niemand auf die Idee kommt, er bevorzuge seinen Sprössling. Das gilt auch für uns und die Telekom. Da wird nichts "inszeniert", das können Sie mir glauben.

Kommen wir kurz zu Rechtefragen, die noch unklar sind. In Sachen Formel 1 sind Sie in Kontakt mit Bernie Ecclestone, Ihr Konkurrent arena, der ebenfalls Interesse hatte, ist ja nun Geschichte. Einer Einigung dürfte demnach nichts im Weg stehen. Geben Sie doch eine Wasserstandsmeldung ab.
Ich habe Bernie Ecclestone erst kürzlich am Nürburgring getroffen. Wir haben einen sehr guten Kontakt zueinander und die gleichen Vorstellungen was die Rechte in Deutschland betrifft. Wir sind uns nur beim Preis noch nicht ganz einig.

Im Herbst 2007 beginnt die Ausschreibung für die Bundesligaspielzeiten von 2009 bis 2012. Wollen Sie möglicherweise auch für die Free-TV-Rechte bieten, wie Sie es bei der Champions League gemacht haben? Auch bei der Formel 1 war dieses Modell ja mal vorgesehen.
Nein, das ist keine Überlegung. Sollte die Ausschreibung dies wirklich vorsehen, dann könnte man noch einmal darüber nachdenken, aber ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen. Das ist jetzt kein Herzenswunsch von mir.

Zum Abschluss eine letzte Frage: Wer wird Meister, Herr Schmidt?
Über die 34 Spieltage gesehen wird es wohl kein Vorbeikommen am FC Bayern geben.

Vielen herzlichen Dank für das Interview.

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Kurz-URL: qmde.de/21532
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