Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Holger Roost-Macias

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RTL startet am Montag die neue tägliche Serie «Ahornallee». TresorTV produziert das neue Format seit rund zwei Monaten in einer Gründerzeitvilla in München. Geschäftsführer Holger Roost-Macias sprach mit uns über dieses neue Projekt ebenso wie über die «Topmodels» und «Popstars on Stage».

Herr Roost, am Montag startet RTL die neue Soap «Ahornallee». Was sagen Sie denen, die aufschreien und stöhnen: Gott, noch eine Soap…
Dass es keine Soap ist – wir starten eine tägliche Serie, die wir auch Ensemble-Serie nennen. Wir haben ein sehr großes Ensemble, das auch in einem wirklich existierenden Haus spielt. Dort sind unsere unterschiedlichen Familien mit all ihren Problemen beheimatet. Wir zeigen, wie sich eine deutsche Mittelschicht bemüht, den Kindern das Gleiche zu ermöglichen, was auch sie haben durften, als sie jung waren. Das ist kein einfaches Unterfangen. In unserem Haus kommt es regelmäßig zu Differenzen – vorwiegend dadurch, dass unterschiedliche Schichten darin wohnen. Es gibt zum Einen die wohlhabende Klientel, die in den großen Wohnungen lebt, zum Anderen haben wir unsere Lehrer und unsere Hausmeisterfamilie – bunt gemischt könnte man sagen. Die Kinder tragen untereinander natürlich zudem obendrein den ein oder anderen Zwist aus.

Soziale Konflikte waren auch für «Alles was zählt» angekündigt. Wenn ich mir jetzt die Inhaltsangaben der ersten Episoden durchlese, dann muss ich doch sagen, dass das deutlich nach Soap klingt. Was hat «Ahornallee» also, was es bisher nicht gibt?
Der wesentliche Unterschied ist: Die Serie ist von einer aufstrebenden Mittelschicht geprägt – genau das gibt es bei vielen anderen Soaps nicht. Wir sind – wenn wir vom sozialen Niveau sprechen – bei einer mittel bis gut situierten Schicht angekommen. Und verkünden die beruhigende Botschaft : Geld macht auch nicht glücklich. So etwas gibt es sonst im besten Fall noch bei «Verbotene Liebe».

Sie drehen die Serie in einer Gründerzeitvilla in München. Das ist nicht ganz so einfach, in Studios werden Fußböden extra bemalt, um Parkett zu symbolisieren – wo kein Parkett gelegt ist. Die Kameras würden jede kleine Unebenheit im Boden bemerken. All das klappt in Ihrer Villa natürlich nicht. Welche Probleme sind denn beim Dreh aufgetaucht?
Neben den tollen Büchern ist vor allem die Tatsache, dass wir on Location drehen, das wirklich bahnbrechende. Es gibt keine andere tägliche Serie, die nicht im Studio gedreht wird. Wir nutzen da unsere Reality-Erfahrung und stecken diese in ein fiktionales Umfeld. Unser Haus steht in München – das war von den Produktionsbedingungen her so optimal, dass wir gesagt haben: Okay, wir drehen in München, obwohl die Serie in Düsseldorf spielt. Die Villa bietet uns sehr große und schöne Räume – wir können im Prinzip mit den Darstellern aus dem Bett aufstehen und mit ihnen zur Kaffeemaschine gehen. Wir können mit ihnen über den Flur zur Nachbarin – all das ist ja bei Studioproduktionen nicht möglich und das spürt man in der Natürlichkeit der Darsteller besonders.

Wird auch in Düsseldorf gedreht?
Wir haben viele Außendrehs dort – die Mehrheit unserer Darsteller kommt im Übrigen aus dem Rheinland. Erst vor Ostern hat ein Team von uns dort wieder produziert. Das klappt ganz wunderbar. Die Darsteller fliegen beispielsweise am Donnerstag nach Hause – wir kommen mit und drehen dort dann eben am Freitag noch. Wir planen, dass wir etwa alle zwei bis drei Wochen mit einem Team dorthin fliegen.

Wir haben aktuell fünf Daily Soaps im Programm, dazu kommen drei Telenovelas – ist denn da überhaupt noch Platz für eine weitere tägliche Serie?
Das wird man sehen. Wie viele Krimis gibt es momentan in Deutschland? Da hat jeder Sender drei oder vier davon. Ich glaube schon, dass da noch Platz ist für eine weitere tägliche Serie. Natürlich muss sie anders sein – auch von den Geschichten her. In letzter Konsequenz sind Dailys darauf aufgebaut, dass man sich in die Darsteller verliebt – und ich hoffe, dass das unseren Schauspielern gelingt.

«Ahornallee» läuft um 17.00 Uhr – einem Sendeplatz, der bei RTL fast schon chronisch krank ist. Mit einer guten Auftaktquote ist daher wohl nicht zu rechnen…
Das mag sein. Ich glaube ohnehin, dass tägliche Serien ihre Zeit brauchen, bis die Menschen sich daran gewöhnt haben. Selbst «GZSZ» lief anfangs nicht gut. Der Zuschauer wird mit einem komplett neuen Cast konfrontiert, komplett neuen Geschichten. Da muss sich der Zuseher erst drauf einlassen. Ich mache mir aber keine Sorgen, denn ich weiß, dass RTL uns die Zeit geben wird, die wir brauchen. Problematisch wäre es erst, wenn die Serie nach drei Monaten immer noch nicht gut läuft. Wenn die Geschichten stark sind – und das sind sie aus unserer Sicht – dann wird der Zuschauer recht schnell zu uns finden.

Ihr Ziel dürfte es sein, oberhalb des RTL-Schnitts zu liegen?!
Klar.

Tresor TV ist jetzt nicht gerade für die Produktion von täglichen Serien bekannt. Sie haben aber früher «Freunde» und «Abschlussklasse» produziert…
…das war auch der Anlass, warum wir jetzt «Ahornallee» machen. RTL hat sich die «Abschlussklasse»/«Freunde»-Geschichte immer genau angesehen. Beide Formate waren allerdings eher in Richtung Reality gehend, niemand wusste genau, ob das echt ist. Wir haben da wunderbar zusammen mit ProSieben experimentiert – es war letztlich auch eine sehr preiswerte Produktion. RTL hat sich immer ein bisschen die Augen gerieben, weil wir gerade bei den sehr jungen Zuschauern der letzte Schrei waren. Deswegen haben wir nun etwas für die RTL-Zuschauer entwickelt. Das ist natürlich weg von der Wackelkamera und hin zu deutlich mehr technischem und erzählerischem Niveau.

Die Kameraführung ist also ruhig gehalten?
Wir drehen on Location, das heißt, wir haben keine Dolly-Fahrten, wir haben auch keine Statischen Kameras. Unsere beiden Kameras sind immer steady, immer am Mann dran. Wir machen vieles aus der Bewegung heraus.

Ich schließe daraus, dass es keine «Post Mortem»-Wackelkamera geben wird.
Nein, wird es nicht.

Für ProSieben produzieren Sie «Besser Essen» am Nachmittag. Sind Sie zufrieden und wird es weitere Staffeln geben?
Natürlich sind wir zufrieden. Es läuft doch sehr gut. Natürlich, an zwei Tagen in der Woche sieht es mal nicht so super aus – damit meine ich dann zwölf Prozent Marktanteil, aber selbst damit können alle Beteiligten zufrieden sein. Da geht es um Ernährung, ein Thema, das schon jeden Tag interessant ist, bei dem man aber gerne auch mal einen Tag aussetzt. Auch das Buch verkauft sich gut – da sind wir jetzt bei etwa 200.000 Stück.

Bei ProSieben läuft derzeit die zweite «Topmodel»-Staffel – und die ist noch erfolgreicher als Runde eins. Was ist der Schlüssel zum Erfolg?
Auch hier erzählen wir wieder die Träume von Menschen. Viele junge Mädchen wären gerne Modell. Denen geben wir eine Chance, sie müssen uns beweisen, dass sie das Zeug und den Willen dazu haben....... und sich gegen andere durchsetzen – so würde ich den Kern des Formats beschreiben. Auf dem Weg hin zur Erfüllung des Traums versuchen wir möglichst nah an den Mädchen dran zu sein – wir könnten es aktuell auch gar nicht besser schreiben, denn die Geschichten sind derzeit fantastisch. Noch dazu ist Heidi Klum eine Protagonistin, die das sehr gerne und gut macht und für «Topmodel» sich auch wahnsinnig aktiv einbringt.

Aber wie gut lernt man die Mädels wirklich kennen? Aufnahmen, die nicht ins Bild passen werden nicht gezeigt. Partys mit Alkohol zum Beispiel. Man hat noch keines der Mädchen rauchen sehen…
Wir zeigen das, was die Geschichte letztlich auch voran bringt. Wenn das eine Party ist, auf der Alkohol getrunken wird, dann zeigen wir das und machen eine Geschichte draus. Wenn das aber einfach nur eine Party ist, auf der nichts besonders passiert – wieso sollen wir das dann senden? Das hat ja keine Folgen. Eine solche Momentaufnahme bringt nichts.

Planen Sie denn eine dritte Staffel?
Das weiß ich nicht. Da haben wir mit ProSieben noch nicht drüber gesprochen.

Aber so unwahrscheinlich ist das doch nicht.
Wenn es um Reality-Programme geht, plant jeder Sender mit einem kurzen Vorlauf. Man muss den Nerv der Zeit spüren und dann entscheiden. Natürlich läuft «Germany’s Next Topmodel» erfolgreich und natürlich ist eine Fortsetzung daher nicht auszuschließen.

Sicher ist eine Fortsetzung von «Popstars» - erste Meldungen gab es dazu bereits zwar schon, aber erzählen Sie doch einmal, warum es in der sechsten Staffel gehen wird.
Sehr gerne. Wir machen dieses Mal eine sehr lange Staffel. Wir wollen diesmal Themen behandeln, die es sonst eigentlich immer erst nach dem Finale gibt, die aber trotzdem spannend sein können für den Zuschauer. Wir machen Auftritte, wir gehen auf Tour, wir haben große Bühnenshows… Wir formen dieses Mal nicht nur eine Band, sondern möchten einen Live-Act haben, der wirklich in der Lage ist, Massen zu begeistern. Außerdem gibt es wieder Männlein und Weiblein – also alle Zutaten, die wir für eine große Show brauchen.

Sie sprechen von einer sehr langen Staffel – können Sie da genauer werden?
Wir starten im Sommer und werden dann bis kurz vor Weihnachten senden. Sonst ging es immer Anfang September los, jetzt starten wir schon einige Wochen früher.

Beide Castingshows, die von Ihnen produziert werden, laufen sehr erfolgreich. Planen Sie möglicherweise eine Dritte?
Nein. Aber wir denken sehr wohl darüber nach, was man außer «Popstars» und «Germany’s Next Topmodel» noch am Donnerstagabend machen kann. Wir brauchen noch ein drittes Programm für diesen Sendeplatz. Das entwickeln wir gerade – es wird aber nichts mit Castings zu tun haben.

Sondern?
Wir werden auch dort Geschichten von Menschen erzählen.

Stört es Sie, dass aus den TV-«Popstars» oder «Superstars» nie ein wirklich großer Star wurde?
Man hat da eine falsche Erwartungshaltung. Wir versprechen eine Auffahrtsrampe ins Showgeschäft – keine langjährige Karriere. Aber irgendwann müssen die Bands ihren Weg alleine gehen. Monrose macht das beispielsweise recht gut. Schauen wir mal, wie es denen in zwei Jahren geht.

Wie zufrieden sind Sie mit dem täglichen «Topmodel»-Magazin?
Recht zufrieden. Wir sind sehr kurzfristig gestartet. Eine Woche, bevor wir in Air gegangen sind, haben wir uns entschieden das zu machen. Deswegen mussten wir anfangs vermehrt auf Beiträge zurückgreifen, wie wir für die Primetimesendung gemacht haben. Inzwischen sind wir breiter geworden – berichten mehr über Mode und Lifestyle. Ich glaube, so etwas könnte auch Zukunft haben auf dem Sendeplatz. Ich bezweifle allerdings, dass man um 20.00 Uhr als 15-minütige Sendung mehr als zehn Prozent Marktanteil in der Zielgruppe holen kann.

Zum Abschluss stellen wir Ihnen noch kurze und knappe Sonntagsfragen:
Welche Sendung verpassen Sie nie im Fernsehen?
Nach Möglichkeit das «heute-journal».

Wo schalten Sie sofort weiter?
Bei «Big Brother».

Was würden Sie nie herleihen?
Meine Frau.

Gute Idee, ich bedanke mich für das Interview.

Mehr zum Thema... Holger Roost-Macias
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