Jenke: „Werde niemals auf einer Erfolgswelle reiten, nur um diese grundlos zu verlängern“

Der RTL-Reporter macht ab Freitag einen Ausflug ins Unterhaltungs-Genre. Er macht im Quotenmeter-Interview aber auf Hoffnungen auf ein Wiedersehen mit «Das Jenke-Experiment».

Ich habe eigentlich immer gesagt, dass ich die Reihe nur so lange mache, wie es gute Themen gibt. Wir brauchen Themen, die die nötige Relevanz haben.
Jenke über sein «Jenke-Experiment»
Jenke von Wilmsdorff, wo erwischen wir Sie gerade?
Ich bin zurzeit sehr viel unterwegs. Wir drehen fleißig für eine Doku. Ich bin in Spanien, es geht dann kurz nach Köln und direkt weiter nach Japan.

Wie viel können Sie schon sagen über diese Doku?
Für Details ist es noch zu früh. Ich kann aber schon sagen, dass das nichts mit Experimenten zu tun hat. Es handelt sich um einen gesellschaftsrelevanten Themenbereich, der viele Menschen betrifft. Ich bin gespannt, was sich bei meinen Dreharbeiten noch alles tut.

Wo wir bei den Experimenten waren: Seit 2016 gab es keine neuen Folgen mehr. Ist die Geschichte nun ad acta gelegt? Immerhin waren Ihre Experimente immer ein Quotenknaller…
Ich habe eigentlich immer gesagt, dass ich die Reihe nur so lange mache, wie es gute Themen gibt. Wir brauchen Themen, die die nötige Relevanz haben. Ich werde niemals auf einer Erfolgswelle reiten, nur um diese grundlos zu verlängern. Das bin ich nicht. Aber wir schauen uns sehr intensiv um und denken, dass wir zwei, drei Themen gefunden haben, die doch Relevanz haben.

Was Sie sagen, ist ja selten geworden im Fernsehen. Da wird häufig auf die Quote geschaut und einfach weitergemacht.
Das stimmt. Wir wissen alle, dass der Wunsch des Senders existiert, dass wir weitermachen. Aber zum Glück habe ich einen Sender, der auch die Geduld hat, ein bisschen zu warten.

Jetzt kommt erstmal ein neues Format, das für Sie wohl neu und zugleich bekannt sein dürfte…
Zunächst mal: Ich stehe ja nicht nur für Experimente. Mit «Jenke – Ich bleibe über Nacht» hatte ich schon mehrere Folgen einer extrem aufwändigen Interviewreihe gehabt. «Kopfgeld», das am Freitag um 22.15 Uhr startet, ist nun in der Tat ein bisschen ein Ausflug in die Unterhaltung – hat aber sehr relevante Elemente. Es geht um eine Gruppe, die körperliche Herausforderungen meistern muss. In der Gruppe sind sehr unterschiedliche Kandidaten. Fitte, körperlich wie psychisch und eben eher schwächere. Wie funktioniert eine solche Gruppe? Sie müssen gemeinsam ein Ziel erreichen: Wie können die Stärkeren die Schwächeren dabei unterstützen?

Im Endeffekt erzählt die Show ja eigentlich ein Abbild unserer Gesellschaft.
Absolut, das ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Ich habe da sehr Interessantes gesehen. Die Schwachen fühlen sich wirklich schwach, wollen vielleicht hinschmeißen. Die Starken zeigen zunächst wenig Verständnis. Wir haben ja den Druck in der Show noch erhöht: Die Schwächste trägt das meiste Geld mit sich. Der Starke hat kaum Geld dabei. Aber man wird auch sehen: Geld ist nicht alles. Es ist nicht alles astrein gelaufen, ohne jetzt zu viel zu verraten.

Wie sehen Sie Ihre Rolle in der Show?
Ich sehe mich ja nicht nur als Moderator einer Unterhaltungsshow. Ich war schon immer jemand, der über seine Grenzen hinausgehen wollte. Daher bin ich jetzt auch ein bisschen Motivator für die Kandidaten.

RTL zeigt zunächst nur zwei Folgen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste?
Das Konzept ist total neu. So etwas hat es in Deutschland noch nie gegeben. Die Sender sind heute vorsichtiger, vor allem, wenn wir über aufwändige Produktionen sprechen. Wir haben in Rumänien gedreht, waren mit einer riesigen Crew vor Ort. Ich verstehe den Sender, dass er jetzt erstmal schauen will, ob die Zuschauer so ein Format sehen möchten. Wenn nicht, dann sind es zwei absolut abgeschlossene Ausgaben.

Sie laufen freitags ab 22.15 Uhr und dann bis Mitternacht. Manche mögen sagen: Ui, spät. Andere vielleicht: Das ist der Dschungel-Sendeplatz.
Wir laufen nach «Big Bounce», das ja auch mit körperlichen Prüfungen zu tun hat. Mit dem Dschungel haben wir – bis auf den Sendeplatz – aber eher wenig gemeinsam.

Bei der Vorbereitung auf dieses Gespräch habe ich gesehen, dass Sie früher mal Schauspieler waren.
Das ist ja schon verjährt!

Sie haben in Serien-Formaten wie «Die Wache» oder «Der Clown» mitgespielt. Eine schöne Erinnerung?
Das war schon eine tolle Phase. Ich war jung, habe 15 Jahre lang auch am Theater in Bonn gespielt. Ich habe damals Radio gemacht, in Serien mitgespielt, war Regieassistent, habe sogar ein Drehbuch geschrieben, das verfilmt wurde. Ich war vielseitig unterwegs. Irgendwann aber hatte sich die Schauspielerei bei mir überlebt. Die Entwicklung, die es am Theater gab, hat mich nicht mehr befriedigt. Ich wollte eigentlich ein, zwei Jahre lang Pause machen und kam durch Zufall zu RTL – und zu meinem absoluten Traumjob als Reporter.

Eigentlich ist ja auch das eine filmreife Geschichte…
Ich habe ein recht erfolgreiches Buch geschrieben, das sich auch damit befasst: „Wer wagt, gewinnt: Leben als Experiment!“. Ich will Leute ermutigen, rauszukommen aus ihrer Komfortzone. Man muss sich Dinge trauen und Dinge ändern – nur so kann man es immer wieder zum großen Glück schaffen.

Danke für das Gespräch.
13.02.2018 12:44 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/98995