Ankündigung weniger «Tatort»-Experimente; Drohung eines Tukur-Ausstiegs

Der Hauptdarsteller der hoch angesehenen «Tatort»-Filme aus Wiesbaden mahnt die ARD: Wenn sie wie angekündigt die Anzahl der experimentellen Ausgaben drosselt, könnte Ulrich Tukur die Reihe verlassen.

Wer sich weniger aus dem Fenster lehnen möchte, muss das womöglich ohne Ulrich Tukur machen: Im Herbst 2017 machte die ARD ein Statement bezüglich der Schrittrichtung seiner quotenstarken Krimimarke «Tatort». Demnach wolle der öffentlich-rechtliche Senderverbund die Stückzahl seiner experimentellen Neunzigminüter unter diesem Titel drosseln und konsequenterweise wieder in höherer Schlagzahl auf konventionelle Krimis setzen. Diese Ankündigung erfolgte kurz nachdem ein Horror-«Tatort» im Feuilleton sowie in den sozialen Netzwerken für Kontroversen sorgte (mehr dazu).

Ulrich Tukur, Hauptdarsteller der mehrfach preisgekrönten «Tatort»-Reihe aus Wiesbaden, nimmt Anstoß an diesen Plänen. Gegenüber der 'BILD am Sonntag' mahnt er: "Jede Zensur an meinem «Tatort» ist inakzeptabel." Weiter urteilt der Felix-Murot-Darsteller über die drohende Grenze von maximal zwei atypischen «Tatort»-Ausgaben pro Kalender jahr: "Wer den Zuschauern ständig Brei vorsetzt, riskiert, dass sie ihre Zähne verlieren. Man muss auch mal kauen! Sonst verreckt das Format an sich selbst."

Selbst wenn Tukur verstehen könne, dass die ARD Sorge hätte, dass die Schlagzahl an Experimenten ausufere, sei dieser Schritt ein Fehler. Daher droht er: "In dem Moment, wo ein überzeugendes Drehbuch aus senderpolitischen Gründen abgelehnt oder massiv verändert wird, steige ich aus." Die «Tatort»-Folgen aus Wiesbaden mit Tukur spielen seit 2010 auf dramatische Weise mit den Regeln der Krimireihe und ließen die Figur unter anderem über sich selbst und die Grenzen der Fiktion sinnieren, sich nach dem Tod sehnen und ein wahres, kunstvolles Blutbad erleben.
15.01.2018 08:52 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/98360