«Sturm der Liebe»-Produzentin Bea Schmidt: ‚Werden auch künftig nicht verraten, wer wen bekommt‘

Experiment geglückt? Die ARD-Nachmittags-Serie will ihre Zuschauer auch künftig im Unklaren lassen, wer heiratet. In Staffel 13 ging die Liebesgeschichte besonders schnell zu Ende. Wieso, war ebenso ein Thema wie ein Rückblick auf Gemeinsamkeiten der Hauptdarstellerinnen, den kommenden Mord im Fürstenhof und eine kleine Überraschung.

Das Kreativ-Team der Serie

  • Produzentin: Bea Schmidt
  • Producer: Julia Bachmann
  • Head-Autor: Björn Firnrohr (übernahm das Amt Ende 2016 von zu «AWZ» gewechselten Dr. Peter Süß, der zuvor von Folge 1 an für die Serie schrieb)
  • Regie (Auswahl): Felix Bärwald, Stefan Jonas, Carsten Meyer-Grohbrügge, Steffen Nowak, Alexander Wiedl, Sabine Landgraeber
  • Musik: Titelsong: Curly mit "Stay"
  • Produktionsfirma: Bavaria Fiction
Glückwunsch, Frau Schmidt: Die aktuelle Staffel hat in Sachen Marktanteil die vorherige übertroffen. Zumindest unseren Aufzeichnungen zufolge ist das bisher noch nie passiert. Ist die Staffel um William, Rebecca und Ella also so gut?
Wir hatten im Laufe unserer 13 Jahre schon öfters Höhen und Tiefen. Wir freuen uns natürlich immer, wenn die Quoten steigen. Aber ich sage es ganz ehrlich: Ich erhoffe mir noch mehr. Vor allem mit den Geschichten, die jetzt im Herbst und im Winter kommen, möchte ich bei den Marktanteilen schon noch einmal zulegen.

Die 13. Staffel, die noch im TV läuft, wird mit rund 140 Episoden die kürzeste in der «Sturm der Liebe»-Historie sein. Das passt mit den steigenden Quoten nicht ganz zusammen. Wieso ist schon bald Schluss?
Es wird zur Zeit viel spekuliert. Warum ist die aktuelle Staffel um ein paar Folgen kürzer als die letzte? Ich kann Ihnen dazu sagen: Bei uns waren die Staffeln nie gleich lang. Wir gestalten jede Staffel unterschiedlich. Staffel eins hatte 313 Folgen, später gab es welche mit 250, manche mit 200 Folgen. Wichtig ist: Wie weit trägt uns eine Geschichte? Buch first – die Dramaturgie entscheidet! Und da kann es schon mal sein, dass wir uns eine Geschichte anfangs anders vorgestellt haben, als sie dann letztlich umzusetzen ist. In so einem Fall müssen wir flexibel reagieren. Dann endet eine Staffel auch mal früher. Oder es ist anders herum: Uns kommt im Verlauf einer Staffel eine geniale Idee und wir zögern somit das Ende ein bisschen heraus. Daher legen wir uns auch jetzt in Hinblick auf die nächste Staffel nicht fest, wie lang sie wird. Ich weiß es ganz ehrlich auch noch nicht.

In der 13. Staffel haben Sie ein Experiment gewagt: Sie haben nicht erzählt, wer letztlich heiraten wird. William und Ella oder William und Rebecca? Ist der Plan aufgegangen?
Das war ein interessantes Experiment. Ich denke, das hat geklappt. Wir werden auch in der nächsten Staffel nicht verraten, wer am Ende wen bekommt.

Buch first – die Dramaturgie entscheidet! Und da kann es schon mal sein, dass wir uns eine Geschichte anfangs anders vorgestellt haben, als sie dann letztlich umzusetzen ist. In so einem Fall müssen wir flexibel reagieren.
Bea Schmidt, Produzentin von «Sturm der Liebe»
Womit Sie sich noch etwas mehr von der klassischen Telenovela aus Südamerika entfernen.
Nun ja, davon haben wir uns ja sowieso schon weit entfernt. Es gibt in Argentinien keine Telenovela, die seit 13 Jahren läuft. Demnach müssten wir jedes Jahr Schluss machen. Aber deshalb nenne ich unsere Serie auch „Dailynovela“. Früher konnte man in unserem Vorspann sehen, wo die Reise letztlich enden wird. Und trotzdem hatten wir während einer Staffel immer viele Spekulationen, ob das Ende vielleicht doch ein Anderes wird. Die Zuschauer haben uns gesagt, dass sie so in der Geschichte versunken sind und so mitfiebern, dass sie an die Vorschau gar nicht mehr gedacht haben. Jetzt, wo alles offen bleibt, ergeben sich für uns auch neue Möglichkeiten: Vielleicht entscheiden wir uns ja auch während einer Staffel noch um?

Larissa Marolt, aktuell schon im Cast, wird ab November neue Hauptdarstellerin. Auch sie steht zwischen zwei Männern.
Larissa Marolt spielt die Rolle der Ärztin Alicia Lindbergh. Diese hat einen festen Freund an ihrer Seite: Christoph Saalfeld. Und dann kommt noch jemand dazu, Viktor, unser Pferdeflüsterer. Er verliebt sich in Alicia, ohne aber zu wissen, dass diese mit seinem Vater liiert ist… In diesem Zusammenhang haben wir auch ein neues Set etabliert, ein Gestüt, und noch eine weitere neue Rolle hinzu bekommen: Das Pferd Taifun.

Larissa Marolt wird Ihre 14. Hauptdarstellerin. Denken wir mal zurück an Laura, Samia, Eva, Pauline und wie sie alle hießen. Gab es Gemeinsamkeiten, also etwas, das jede Hauptdarstellerin mitbringen musste?
Natürlich müssen alle Frauen sehr gut schauspielern und belastbar sein. Sie müssen uns am Bildschirm fesseln. Wir machen vor jeder Staffel sehr aufwändige Castings, an denen meist zwischen 60 und 80 Frauen teilnehmen. Aber ob blond oder brünett, ob schlank oder rundlicher, ist völlig egal.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ein Mord erschüttert den Fürstenhof.



Das wird eine recht klassische Whodunnit-Story, in die fast alle Charaktere eingebunden sind. Die Geschichte wird einige Wochen gehen. Viele Figuren haben ein Motiv.
Bea Schmidt, Produzentin von «Sturm der Liebe»
Ihre Serie wird den Crime-Boom aufgreifen. In einem schon veröffentlichten Trailer ist zu hören, dass Kult-Figur Alfons bald „einen Mord melden“ muss…
Nun ja, Leichen pflastern ja durchaus unseren Weg im Fürstenhof (lacht). Aber ja, im Herbst werden wir eine große Geschichte um diesen Mord erzählen. Das wird eine recht klassische Whodunnit-Story, in die fast alle Charaktere eingebunden sind. Die Geschichte wird einige Wochen gehen. Viele Figuren haben ein Motiv. Zu sehen war ja schon, dass unsere Charlotte verhaftet wird, sogar in U-Haft sitzt. Aber ob sie es war, das verrate ich Ihnen natürlich nicht.

Es ist ja auch nicht einmal klar, wer die Leiche ist…
Ja, aber vielleicht kann man als Zuschauer schon drauf kommen. Klar ist: Die Geschichte wird unglaublich spannend. So etwas haben wir in dieser Form noch nie gemacht, weshalb wir uns auch schon sehr auf die Reaktionen unserer Zuschauer freuen.

Eigentlich steht die Serie ja für Geschichten, die ans Herz gehen. Ich weiß, dass Fernsehmacher immer an der aktuellen Geschichte besonders hängen. Aber gibt es davon abgesehen eine Story, die Ihnen besonders ans Herz gewachsen ist?
Vielleicht die erste Staffel, die ja auch unsere längste war. Es war zudem der Start in diese großartige „Sturm“-Zeit. Niemals hätten wir damals gedacht, dass wir nach 13 Jahren auf fast 3000 Folgen kommen. Aber auch die zweite Staffel war für mich etwas Besonderes und je mehr ich darüber nachdenke, will ich eigentlich gar keine Geschichte herausheben.

Wie hat sich «Sturm der Liebe» gegenüber den gerade angesprochenen ersten Staffeln verändert?
Wir erzählen heute schneller und auch etwas komplexer und aufwändiger als ganz am Anfang und folgen damit auch dem Rezeptionsverhalten. Aber wir erzählen weiterhin mit erstaunlich ruhigen Bildern. Aufgeregtheit passt nicht zu uns. Und ich denke, vor zehn Jahren hätten wir uns noch nicht getraut, einen solchen Krimi-Plot zu erzählen. Aber es ist wichtig, die Zuschauer nach einer so langen Zeit auch mal zu überraschen. Ich bin überzeugt, das wird uns gelingen. Wichtig ist aber auch, dass wir zuverlässig bleiben. Ohne eine große Love-Story werden wir auch in den nächsten Staffeln nicht auskommen.

Wir haben mehrfach schon von einem Trailer gesprochen, den Sie im September veröffentlicht haben. In dieser Form auf kommende Highlights aufmerksam zu machen, ist letztlich ja auch neu für Sie und Ihr Team…
Richtig. Internet und Social Media kommen uns in dem Bereich entgegen. Im Programm des Ersten gibt es für Trailer ja nur begrenzten Platz. Da sind wir froh, dass uns das Internet neue Möglichkeiten bietet. Der Trailer kam bei den Fans sehr gut an und hat die Neugierde geweckt.

In rund einem Jahr steht die 3000. Folge an: Was erwartet die Fans da?
(lacht)
Ganz ehrlich. Ich habe mir diesbezüglich noch keine Gedanken gemacht. Wir hatten vor einiger Zeit ja viele Jubiläen – zehn Jahre, 2000 Folgen. Damals habe ich gesagt, dass wir unsere Specials nicht zu inflationär werden lassen dürfen. Ich weiß also noch gar nicht, ob wir zur 3000. Folge überhaupt etwas Großes machen. Für die Zuschauer ist das letztlich nur eine Zahl, diese 3000. Ich möchte mich momentan auf die aktuellen Geschichten konzentrieren und über Folge 3000 gerne später nachdenken. Bis dahin kann ich aber noch ein Highlight ankündigen: Anfang 2018 wird eine bekannte und sehr beliebte Figur für einen längeren Zeitraum zu uns zurückkehren. Die Spekulationen dürfen beginnen…

Danke für das Gespräch.
18.10.2017 07:14 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/96347