Football-Fieber in Deutschland: Was kann «ranNFL» noch erreichen?

ProSiebenSat.1 weitet seine Football-Übertragungen aus. Das bedeutet mehr Football auf ProSieben Maxx, aber auch erstmals auf ProSieben. Wie viel Potenzial steckt im US-Sport?

So startet «ranNFL» in die neue Saison

  • 18:30 Uhr: «#ranNFLsüchtig auf ProSieben MAXX»
  • 19:00 Uhr: «ranNFL»: Tampa Bay Buccaneers @ Miami Dolphins auf ProSieben MAXX
  • 19:00 Uhr: «ranNFL»: Baltimore Ravens @ Cincinnati Bengals im Livestream auf ran.de
  • 22:25 Uhr: «ranNFL»: Seattle Seahawks @ Green Bay Packers auf ProSieben MAXX
Ab Sommer 2015 belehrte ProSieben Maxx die Skeptiker eines Besseren. Einige Beobachter hegten starke Zweifel, dass American Football in Deutschland, dem Fußball-Land, Fuß fassen könne. Zwar wusste man auch in deutschen Landen bereits um eine begeisterte Anhängerschaft, schließlich machte Sat.1 schon zuvor etwa mit Übertragungen des «Super Bowl» gute Erfahrungen – allerdings nur einmal im Jahr, obendrein in der Nacht. Und doch: ProSieben Maxx gelang mit «ranNFL» ein echter Touchdown. Nicht nur, weil ProSiebenSat.1 das Interesse am US-Sport richtigerweise hoch einschätzte, sondern auch weil es dem jungen Sender ProSieben Maxx mit seinen Football-Übertragungen gelang, seine erste echte Sendermarke zu etablieren.

Ein neuer Maßstab für deutsche Sportübertragungen


Mit der nötigen Lockerheit, einem hohen Sympathiefaktor und viel Authentizität hob das «ranNFL»-Team mit Frank Buschmann, Patrick ‚Coach‘ Esume (Foto) oder Christoph ‚Icke‘ Dommisch ein innovatives Konzept aus der Taufe, obwohl die Verlagerung der US-amerikanischen Profiliga nach Deutschland durchaus mit Herausforderungen verbunden ist. So machten beispielsweise die vielen Werbepausen in den Spielpausen Probleme, die «ranNFL» unter anderem mit Studio-Situationen löste, in denen Moderator, Experte und Social Media-Reporter übernahmen. Die Berichterstattungen wirkten amerikanischer, dynamischer und somit jünger als herkömmliche deutsche Sport-Übertragungen. Gerade die sozialen Medien machte sich «ranNFL» vorbildlich zunutze, um die Reichweite und Wirkung seiner neuen Programmfarbe so zu potenzieren. Die Football-Fans dankten es ProSieben Maxx und bescherten dem Kanal Rekord um Rekord.

Kein Wunder, dass ProSieben Maxx weiter auf der Erfolgswelle des Footballs reiten will und für die neue, am Wochenende startende Regular Season bereits angekündigt wurde, der Sender werde seine Berichterstattung ausweiten, nachdem in den vergangenen Wochen erstmals einige Vorbereitungsspiele für die neue Saison bei ProSieben Maxx zu sehen waren. Konkret sieht das so aus: Weiterhin überträgt ProSieben Maxx ‚jeden verdammten Sonntag‘ zwei Live-Spiele aus der NFL mit bewährtem Sendekonzept. Eine weitere Partie zeigt «ranNFL» im Web ab 19 Uhr über ran.de. Das Sonntags-Magazin «#ranNFLsüchtig» wird den Live-Spielen weiterhin vorangehen. Obendrein ergänzt ProSieben Maxx den Live-Sport um das Highlight-Format «Coach’s Corner», das immer dienstags ab 22.15 Uhr auf Sendung gehen wird. Darin werden Football-Experte Patrick Esume und Netman Icke die Höhepunkte der Sonntags- und Montagsspiele aufarbeiten und die vergangenen Spiele analysieren.

Mehr Football den je: Satte Zuschauer oder anhaltender Football-Hunger?


Das «ranNFL»-Team der Saison 2017

  • Kommentar/Moderation: Jan Stecker, Uwe Morawe, Christoph Dommisch, Patrick Esume & Mattis Oberbach
  • Experten: Markus Kuhn & Sebastian Vollmer
30 Minuten «#ranNFLsüchtg», danach gut sechs bis sieben Stunden Live-Sport und dienstags noch 90 Minuten Spieltags-Analyse. Die NFL-Saison 2017 bringt deutschen Fernsehzuschauern so viel Football wie nie zuvor. In der kommenden Saison werden die Einschaltquoten des Footballs bei ProSieben Maxx somit auch die Frage beantworten, ob der Football in Deutschland seine Popularität weiter steigern kann oder das Interesse an der Jagd ums Ei damit vorerst ausgereizt ist. Doch der Erfolg der Sendungen um die National Football League hängt ohnehin nicht nur von der Zuschauerliebe zum Sport ab, sondern auch von Sendekonzept und Personal.

Während ProSieben Maxx an der bewährten Vorgehensweise im Rahmen der NFL-Sonntage selbstverständlich festhalten wird, war der Kanal gezwungen, sich personell neu aufzustellen. Mit dem Ende der vergangenen NFL-Saison wanderte Frank Buschmann von ProSieben Maxx zu RTL und Sky ab und hinterließ somit eine große Lücke. Die Erfolgsgeschichte von «ranNFL» setzte auch Social-Media-Größe Buschmann in Gang, der als wohl populärster Sport-Kommentator Deutschlands sicherlich einige seiner Fans zu den NFL-Übertragungen lockte und über seine Social Media-Kanäle dabei kräftig die Werbetrommel rührte. Auch auf Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld, einer der Shooting-Stars der deutschen Kommentatoren-Szene, der erst über ein Casting seinen Weg zu ProSieben Maxx fand, kann ProSieben Maxx nach dessen Sky-Wechsel nicht mehr zählen.

Mattis Oberbach, der seinerseits siegreich aus dem #lasstmichran-Casting hervorging, soll nun der neue ‚Schmiso‘ werden. Neben ihm müssen künftig die alteingesessenen «ranNFL»-Gesichter und -Stimmen Jan Stecker (Foto), Patrick Esume, Uwe Morawe und Christoph Dommisch die Übertragungen schultern. Dabei erhalten sie prominente Hilfe von zwei ehemaligen deutschen NFL-Spielern, die «ranNFL» bereits in den vergangenen Wochen über seine Social Media-Kanäle aufbaute. Markus Kuhn, der bis 2015 noch bei den New York Giants unter Vertrag stand und der zweimalige Super Bowl-Sieger mit den New England Patriots, Sebastian Vollmer, schließen sich «ranNFL» als Experten an.

Super Bowl bei ProSieben: Was steckt dahinter?


Die jüngste Ankündigung zu den Football-Plänen von ProSiebenSat.1 enthielt auch eine etwas überraschende Information. Jahre lang strahlte Sat.1 den Super Bowl und ausgewählte Playoff-Spiele der NFL aus, diese wechseln nun aber zu ProSieben, wo auch der Season-Kick-Off sowie ein weiteres Spiel der Regular Season zu sehen sein wird. Eigentlich liefen die wenigen Football-Übertragungen bei Sat.1 bislang mehr als zufriedenstellend. Was steckt also hinter dem Senderwechsel? Eine der Erklärungen könnte darin bestehen, dass das Sat.1-Programm ohnehin eher auf eine junge weibliche Zielgruppe und Familien ausgerichtet ist, wobei der körperbetonte Männer-Sport Football eher zu ProSieben passt, das allgemein vorrangig eine jugendlich-männliche Zuschauergruppe ins Auge fasst.

Man darf an dieser Stelle aber durchaus auch spekulieren, ob man sich bei ProSiebenSat.1 nicht überlegt, künftig häufiger auch bei ProSieben auf Football zu setzen. Insbesondere im Serien-Bereich steckt der Sender in einer handfesten Krise. Kaum ein Neustart kommt dort beim Publikum an. Die Programmfarbe Football, sollte sich denn die Hoffnung erfüllen, dass Fernsehende auch bei einer erhöhten Dosis auf ProSieben Maxx anbeißen, könnte in den kommenden Jahren womöglich eine potente Alternative darstellen. Freilich kennzeichnet derzeit noch der Sonntag den Football-Hauptsendetag im deutschen Fernsehen, wo sich ProSieben über seine Spielfilmausstrahlungen quotentechnisch nicht beschweren kann. Weitere Formate unter der Woche hätten jedoch eventuell Potenzial besser abzuschneiden als der nächste Serien-Fehlschlag, wobei die Werte bei ProSieben Maxx von bestenfalls 3,5 Prozent der Zielgruppe bei ProSieben deutlich höher ausfallen müssten. Aufgrund seiner Bekanntheit hat ProSieben allerdings auch einen anderen Zugang zum Fernsehpublikum.

In jedem Fall haben deutsche Football-Fans im Rahmen der kommenden Saison mehr Möglichkeiten denn je, den US-Sport zu zelebrieren. Die Vergangenheit zeigt, dass ProSieben Maxx mit dem Ausbau seiner Football-Sendungen wenig Risiko eingeht, denn selbst wenn Formate wie «Coach’s Corner» nicht den gleichen Anklang finden wie Live-Football, besteht zum Erreichen des deutlich niedrigeren Senderschnitts immer noch eine große Lücke. ProSiebenSat.1 wird die Performance seines Footballs und das Feedback des Publikums aufmerksam verfolgen, um so einen verlässlichen Eindruck zu gewinnen, was mit Football im deutschen Fernsehen in Zukunft noch alles möglich ist.
10.09.2017 11:07 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/95685