«Empire» in Staffel zwei: Mäßige Storys treffen auf einen fantastischen Soundtrack

Vom deutschen Publikum leider verschmäht, von ProSieben nun auf die lange Bank geschoben. Wie gut ist die zweite «Empire»-Staffel?

2015 war «Empire» für den amerikanischen TV-Sender FOX ein absoluter Quotenerfolg. Mit konstant steigenden Quoten und überragenden Marktanteilen in der werberelevanten Zielgruppe, wurde früh eine zweite Staffel bestellt. Aktuell befindet sich das Hip-Hop-Drama in den USA in der Sommerpause und kehrt dort am 27. September mit der vierten Staffel auf die Bildschirme zurück. Zwar stellen sich in den USA mittlerweile die ersten Ermüdungserscheinungen in Form von rückläufigen Quoten ein, jedoch überzeugt «Empire» weiterhin in der werberelevanten Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen. Für FOX ist und bleibt die Serie weiterhin ein Erfolg, an dem die Verantwortlichen sicherlich noch etwas länger festhalten möchten, weshalb mit «Star» das erste Spin-Off im vergangenen Jahr an den Start ging. Über weitere Spin-Offs wird hingegen munter spekuliert.

In Deutschland ist man von Traumwerten bei den Zuschauerzahlen weit entfernt. Zwar positionierte ProSieben die erste Staffel im Juni 2015 zur besten Sendezeit, doch schon zu Beginn der Ausstrahlung konnten die Quoten nicht überzeugen. Die Folge: Staffel zwei wurde auf den Dienstagabend-Slot um 23:15 Uhr verlegt, kurze Zeit später dann komplett ins Nachtprogramm verschoben. Trotzdem kündigte ProSieben die Ausstrahlung der dritten Staffel für Mitte August an, revidierte diese Entscheidung jedoch kurz vor knapp – zum Unmut einiger Fans.

Wann es Staffel drei in Deutschland im Free-TV zu sehen geben wird, bleibt ungewiss, denn die neue Staffel ist bisher noch ohne konkreten Starttermin, soll jedoch laut Aussage des Senders auf Twitter irgendwann 2018 kommen. Abonnenten des Streamingdienstes Maxdome kommen hingegen schon jetzt in den Genuss der dritten Staffel, die dort seit dem 3. August verfügbar ist.

Wieso «Empire» nicht den Geschmack der deutschen Zuschauer trifft, kann viele Gründe haben. Einer davon ist sicherlich der, dass sie sich vor allem auf die amerikanische Hip-Hop-Szene fokussiert und die Geschichte der afro-amerikanischen Bevölkerung aufarbeitet. Eine Thematik, die für die amerikanische Bevölkerung sicherlich von höherer und aktuellerer Relevanz ist. Doch auch die Aussprache selbst ist derb, nicht immer jugendfrei und bedient sich vorherrschenden Slangs. Vielleicht ist es aber auch die Musik, die nicht den Geschmack jedes Zuschauers trifft und sich auf Hip Hop und R n‘ B beschränkt.

Um was geht es in Empire?


Im Mittelpunkt der Handlung steht der Lyon-Clan, der sich mit der Plattenfirma Empire ein erfolgreiches Medienunternehmen aufgebaut hat. Als bei Familienoberhaupt Lucius Lyon eine unheilbare Krankheit diagnostiziert wird, muss er einen Nachfolger für die Führung von Empire bestimmen. Infrage kämen seine drei Söhne Jamal, Hakeem und Andrew, von denen für ihn keiner das Potenzial für diesen Job hat. Trotzdem spielt er die drei gegeneinander aus, in dem er jedem die Führungsposition verspricht. Nach über zehn Jahren kommt auch seine Ex-Ehefrau Cookie aus dem Gefängnis frei, die aufgrund eines Drogendelikts verhaftet wurde, aber mit ihren Geldern die Firma aufgebaut hat. Auch sie möchte fortan wieder im Familiengeschäft mitmischen.

Bei der ersten Staffel von «Empire» haben die Produzenten Lee Daniels und Danny Strong hervorragende Arbeit geleistet. Staffel eins hat alles was eine gute Serie ausmacht: einen spannenden Handlungsbogen, facettenreiche Charaktere und einen fantastischen Soundtrack, für den Produzent Timbaland verantwortlich ist. Eine angenehme Mischung aus Drama und Musik, die auch für diejenigen geeignet ist, die kein Fan des Genres sind. Die Erwartungen an Staffel zwei waren somit hoch, überzeugen konnte sie mich jedoch nur in Teilen.

Denn mir war der Dramaanteil in dieser Staffel schon fast zu viel des Guten. Zwar mündete dies in ein auserordentlich spannendes, schnelles und schockierendes Staffelfinale, aber der Weg dahin war stellenweise mühsam mit anzuschauen. Denn es ist vor allem die sich wiederholende Dynamik innerhalb der Familie Lyons, die mich zum Gähnen brachte, da sich hier zu vieles aus der ersten Staffel wiederholte. Erneut spielt Lucius seine Familie die meiste Zeit gegeneinander aus, erneut gibt es eine beginnende Romanze zwischen ihm und Cookie und erneut hat das Familienoberhaupt Probleme damit, seinen Platz für die inzwischen erwachsenen Söhne zu räumen, auch mit Jamals Outing hat er weiterhin zu kämpfen. Charakterentwicklung sieht anders aus. Und nicht zu vergessen, wie einfach manche Gegner aus dem Weg geräumt wurden und das komplett ohne Konsequenzen. «Empire» wirkte für mich dadurch gefangen in einem teuflischen Kreislauf, der in jeder Staffel aufs Neue abgespult wird. Klar ist dies auch die Grundprämisse der Serie, doch trotzdem wird eine immer gleiche Handlung irgendwann ermüdend.

Doch es war nicht alles schlecht, denn es gibt Handlungen, die durchaus überzeugen, wie Hakeems Charakterentwicklung zum Ende der Staffel, Jamals musikalische Reise, Lucius Hintergrundgeschichte rund um seine Mutter und Cookies unterhaltsame und ikonische One-Liner, die die Serie immer zu einem absoluten Highlight machen. Alleine aufgrund Taraji P. Hensons fantastischer schauspielerischer Leistung ist «Empire» einen zweiten Blick wert. Ich könnte mir keine andere Darstellerin in dieser lauten, exzentrischen und überdrehten Figur vorstellen.

Doch vor allem musikalisch hatte die zweite Staffel erneut einiges zu bieten. Im Musikteam gab es mit Ne-Yo einen Zuwachs zu verzeichnen, der sich bestens in diesem Genre auskennt, und gemeinsam mit Timbaland erneut einen abwechslungsreichen Soundtrack kreiert hat. Stimmlich ragt für mich Jussie Smollet hervor, der mit seiner engelsgleichen Stimme für die ruhigeren Tracks sorgt, während Bryshere Y. Gray und Terrence Howard Hip Hop Fans begeistern dürften. Spannend für den Zuschauer sind in jeder Staffel die zahlreichen prominenten Gastauftritte amerikanischer Künstler. Dank dem Erfolg der Serie konnten die Produzenten in Staffel zwei unter andrem Kelly Rowland, Ne-Yo, Alicia Keys oder Pittbull verpflichten. Für mich sind es auch diese besonderen musikalischen Momente, in denen die Schauspieler für ihre Songs mit internationalen Künstlern zusammen kommen, die mich Woche für Woche einschalten lassen.

Das Staffelfinale selbst hielt am Ende dann einige Überraschungen für die Fans bereit. So kam es nicht nur zur einer überraschenden Hochzeit, die alle Hoffnungen auf eine Beziehung zwischen Cookie und Lucius zerstörte, sondern auch zum großen Showdown zwischen Anika und Rhonda, dessen Ausgang den größten Cliffhänger der Finalfolge bildet. Ob überhaupt jemand von ihnen den Sturz vom Dach überlebt hat, wird sich erst in der kommenden dritten Staffel zeigen. Andrews schmerzerfüllter Blick dürfte sicherlich schon ein Hinweis sein, in welche Richtung die Auflösung gehen könnte.

«Empire»: Was erwartet die Fans in Staffel 3?


Auch für die dritte Staffel ist es den Produzenten gelungen, namhafte Künstler zu engagieren. Neben Mariah Carey erwarten die Zuschauer noch Auftritte des Rappers Birdman und Sierra McClain. Auch für wiederkehrende Figuren konnten bekannte Schauspieler wie Eva Longoria, Runner Willer und Demi Moore verpflichtet werden. Natürlich wird am Anfang der Staffel aufgelöst, ob Anika oder Rhonda ihren Sturz in die Tiefe überlebt haben, oder nicht.
07.08.2017 07:07 Uhr  •  Nicole Schmidt Kurz-URL: qmde.de/94889