Telekom Sport: Die Fußball-Liga für die Nische

380 Spiele live aus Liga 3. Das ist eine Menge Stoff. Am vergangenen Wochenende haben wir die neuen Fußball-Übertragungen des Telekommunikationsriesen angesehen.

It's tricky

Wer darf es überhaupt sehen? Am vergangenen Wochenende waren die zehn Spiele komplett kostenfrei für alle. Ab sofort gelten aber neue Regeln: Bis dato war es ja so, dass Kunden die Sportarten Basketball und Eishockey geschenkt bekamen, sofern sie eine vertragliche Beziehung mit dem Unternehmen hatten (Handyvertrag, Festnetz etc.). Künftig dürfen solche Kunden zwischen einem der Angebote wählen (neben Livesport auch FCBayern.TV). Wer mehr möchte, muss ein zusätzliches Abo abschließen. Bestandskunden werden nicht angegriffen. Nur Entertain-Kunden sehen weiterhin alles über ihr Sport-Abo.
28. 28 Spiele aus den obersten drei Fußball-Ligen Deutschlands kann der interessierte Fußball-Fan ab dieser Saison live und in voller Länge im TV anschauen. 28 Spiele, das wären 42 Stunden Fußball, wenn man alles hintereinander schaut. Quasi das Rundum-Fußballpaket von Samstagmorgen um sechs Uhr bis Sonntagabend um Mitternacht – der Zeitplan funktioniert aber nur, wenn nirgends nachgespielt wird.

Insofern: Wer schon bisher von einem Überangebot an Fußball im TV sprach, der wird sich jetzt erst bestätigt fühlen. Am Wochenende nahm die Deutsche Telekom ihren Dienst als Fußball-Berichterstatter auf und zeigte zehn Spiele aus der 3. Liga – dort, wo angeblich noch Tradition und echte Fußball-Tugenden ganz groß geschrieben wird. Magdeburg, Chemnitz, Karlsruhe, Paderborn, Rostock, Aalen, Unterhaching – zweifelsfrei: Einige der mitspielenden Teams haben klangvolle Namen und eine eben solche Vergangenheit.

Um aber zurückzukommen zu den 42 Stunden Fußball pro Wochenende im Live-Fernsehen: Analog zu den Telekom-Sportarten Basketball und Eishockey geht es den Machern eigentlich gar nicht darum, dass der Fan wirklich alles umfassend anschaut. Auch bei der 3. Liga deutet sich an, dass die große und alles-umfassende Klammer fehlt. Stattdessen konzentrieren sich die einzelnen Übertragungen und das waren am Samstagnachmittag immerhin sieben parallel – auf das, was im jeweiligen Stadion passiert.

Konkret unterscheidet die Telekom zwischen Spielen, die sie sich mit ARD-Sendern teilen muss. Hier wird lediglich das Signal übernommen und mit eigenem Kommentar versehen. Gegenüber den Jahren zuvor ändert sich somit maximal die Stimme, die der Kunde hört. Die Telekom-exklusiven Spiele erhalten einen eigenen Vorlauf samt Moderator. Der Aufwand hält sich aber auch hier in Grenzen. Es gibt Interviews mit Vereinsvertretern, aber keine eigenen Beiträge oder Hintergrundstorys. Die Lage der Liga wird nicht bis kaum analysiert.

Das Konzept dahinter: Auch das Fußball-Angebot der Telekom richtet sich vor allem an die Fans der bestimmten Mannschaften, die Auswärtsspiele wegen der langen Anreise nicht sehen können oder schlicht zu faul sind bei vielleicht schlechtem Wetter den Wegs ins Stadion zu bekommen. Über seine Eishockey-Sendungen hatte der redaktionell verantwortliche Ali Schmidt-Fleckenstein mal gesagt, dass die Fans letztlich gar nicht vier oder fünf Slow-Motion-Einstellungen und Wiederholungen bräuchten. Das reine Abbilden des sportlichen Geschehens stünde im Vordergrund. Das trifft auch auf die dritte Liga zu: Gearbeitet wird mit gerade so vielen Kameras, dass ein angenehmer Seh-Genuss entsteht. Deutlich besser als noch vor zwei oder drei Jahren gelang der Einsatz von Wiederholungen, deren pure Anzahl zudem klar angestiegen ist.

Für ein Nischen-Produkt wie das der 3. Liga bei der Telekom, oder auch für BBL und DEL, reicht all das ganz sicher aus. Neben den Abos für das Fußball-Produkt an sich geht es dem Kommunikationsriesen doch vor allem daran, Kaufanreize für seine weiteren Angebote, also Internet, Festnetz, Mobilfunk zu schaffen – und das in einem Markt, der mit aufstrebenden Anbietern wie o2 und Vodafone oder Schnäppchen-Firmen durchaus hart umkämpft ist. Da kann ein Sportangebot eben mal der ausschlaggebende Punkt für einen unterschriebenen Vertrag sein.

In wie weit diese neue mediale Verbreitung auch den Vereinen helfen wird, steht auf einem anderen Blatt. Während manche gerne von der großen Tradition der dortigen Vereine sprechen, weisen andere auf die finanzielle Situation innerhalb Liga 3 hin. 16/17 mussten Aalen und der FSV Frankfurt Insolvenz anmelden, in den Jahren zuvor gingen die Teams aus Emden, Koblenz, Offenbach, Aachen, Unterhaching und die Kickers aus Stuttgart den gleichen Weg. Andere schafften nur knapp das Überleben. Laut sportschau.de bekommen die Vereine aus dem TV-Geldtopf einen sechsstelligen Betrag. Sie haben aber hohe Kosten, etwa allein durch die bundesweiten Auswärts-Fahrten. Die TV-Gelder dürften sich ab kommender Spielzeit ein bisschen erhöhen. Diese Situation trägt andererseits immer wieder dazu bei, dass sich Überraschungsteams bis an die Spitze spielen – Regensburg 16/17 zum Beispiel.

Es ist nicht das Ziel der Telekom, dass Kunden nun alle zehn Spiele dieser Liga an einem Wochenende schauen – es geht viel mehr um den Service am Fan. Darum, dass man seine Mannschaft nicht verpasst. Dafür braucht’s dann auch nicht den ganz großen Aufwand. Denn: Wer Hochglanz-Fußball im TV sehen will, der kann ja Sky gucken.
24.07.2017 08:55 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/94626