Upfronts 2017: NBC ordert wenig Neues, mischt den Sendeplan durch

NBC mistet einige Serienneustarts der vergangenen Season aus, ordert nur wenige neue Serien und belebt mit einer Programmneuplanung ein altes Label wieder.

Die TV-Saison 2016/17 war für NBC eine, die zwiegespaltene Gefühle in der Sendezentrale heraufgerufen haben dürfte. Mit der Dramaserie «This is us» (Bild) blickt das Network mit dem Pfauenlogo auf eine der größten Erfolgsgeschichten des Fernsehjahres – die emotional komplexe Familienserie gehört zu den raren Formaten, die seit der Premiere ihre Zielgruppe ausgebaut haben und sägt mittlerweile sogar am Network-Serienthron der CBS-Hitsitcom «The Big Bang Theory».

Gleichwohl ging der Reality-Hoffnungsträger «The New Celebrity Apprentice» mit Arnold Schwarzenegger medienwirksam baden, während der Gesangscasting-Dauerrenner «The Voice» zwar weiterhin mühelos über zwei Millionen Umworbene und zehn Millionen Gesamtzuschauer anlockt, seinen Abwärtstrend jedoch munter fortsetzte. Und abseits von «This is us» boten die Neustarts der Saison 2016/17 nur wenige Erfolge. «Timeless» rettete sich genau wie «Taken» gerade so in eine zweite Staffel, «The Blacklist Redemption», «Emerald City» und «Powerless» derweil hingegen wurden nach ihren ersten Staffeln abgesägt. Weitere Abschiede: «Aquarius» (nach zwei Staffeln) und «Grimm» (nach sechs Staffeln).

Die komplizierte, aber keinesfalls betrübliche Lage von NBC verdeutlicht sich, wenn man die Quotenstatistiken genauer hinterfragt: Zwar war NBC das einzige der großen US-Networks, das 2016 seine Reichweite in beiden klassischen Altersgruppen ausbauen konnte – jedoch war es vor allem die sehr populäre Berichterstattung über die Sommer-Olympiade, die dieses Wachstum vorantrieb. Auf diesen Publikumsmagneten muss NBC im TV-Sommer 2017 verzichten, was die erklärte Attacke auf das bei allen TV-Nutzern führende Network CBS erschweren dürfte.

Angesichts dessen, dass Verfolger ABC allerdings relativ abgeschlagen hinter NBC her trottet, muss das Pfauennetwork aber zumindest aller Wahrscheinlichkeit nicht um seinen Podiumsplatz bangen, ganz gleich, wie der Programmplan ankommt – ganz davon zu schweigen, dass NBC bei den 18- bis 49-Jährigen allen Mitbewerbern davondüste. Und das dürfte sich angesichts des umfangreichsten Primetime-Football-Rechtepakets unter allen Networks so schnell nicht ändern.

Bei den Neubestellungen fährt NBC weitestgehend eine vorsichtige Taktik. So ordert das Network hauptsächlich bei seiner Konzernschwester Universal Television und nimmt mit einem «Law & Order»-True-Crime-Ableger eine Kombination zweier bewährter Programmfarben ins Programm auf, während die Sitcom «Will & Grace» die nächste Serie ist, die im Fahrwasser des Revival-Trends wieder zurückgeholt wird. Zudem wird mit «The Brave» eine patriotische Militärserie versuchen, den Zeitgeist widerzuspiegeln. Als neue Shows sind «The Awesome Show» über technologische Entwicklungen und die Spielshow «Ellen's Game of Games» sowie das Quiz «Genius Junior» und die "leichtgängige Wettbewerbsshow" «The Handmade Project» geordert.

Während sich NBC bei den Neubestellungen zurückhält, wirbelt das Network seinen Herbst-Programmablauf ordentlich durch: «This is us» wird auf den Donnerstagabend-Slot um 21 Uhr verlegt und soll die Rückkehr seines alten "Must See TV on NBC"-Programmlabels stärken. Unter dieser Marke wird auch das «Will & Grace»-Comeback laufen – und zwar um 20 Uhr, gefolgt von «Great News», das trotz einer quotentechnisch durchwachsenen Auftaktstaffel befördert wird – Fanreaktionen sei Dank. Comedystar Tina Fey wird in der zweiten Season regelmäßig auftreten und soll so die Quoten festigen. «The Blacklist» wiederum wird auf den Mittwoch verlegt.



Neu: «The Brave», «Good Girls», «Law & Order: True Crime», «Reverie», «Rise», «A.P. Bio», «Champions», «Will & Grace»-Revival

Verlängert: «The Blacklist», «Blindspot», «Chicago Fire», «Chicago Med», «Chicago P.D.», «The Good Place», «Great News», «Law & Order: SVU», «Little Big Shots», «Shades of Blue», «Superstore», «Taken», «This is us», «Timeless», «The Voice», «The Wall»

Abgesetzt: «The Blacklist Redemption», «Emerald City», «Powerless», «Aquarius», «Grimm»

Dramen
«The Brave»
Die Produzenten von «Homeland» liefern jetzt mit «The Brave» ein weiteres Thriller-Drama über die komplexe Welt der amerikanischen Undercover-Militärhelden. Während D.I.A. Deputy Director Patricia Campbell (Anne Heche) und ihr Team von Analytikern die fortschrittlichste Überwachungs-Technologien steuern, nutzen Adam Dalton und sein Spezialeinsatzteam, bestehend aus hochqualifizierten Undercoverspezialisten, ihren untrennbaren Bund und ihre Hingabe zur Freiheit, um die Leben von Unschuldigen zu retten und Missionen in den gefährlichsten Orten der Welt durchzuführen. Das Drehbuch verfasste Dean Georgaris, während Brad Anderson Regie führte. Des Weiteren sind beide zusammen mit Avi Nir, Alon Shtruzman, Peter Traugott und Rachel Kaplan für die Produktion verantwortlich. Universal Television und Keshet Studios produzieren.

«Good Girls»
Die Serie verfolgt drei Ehefrauen und Mütter, die bisher ein ruhiges und gesittetes Leben in ihrer kleinen Vorstadt führten. Doch bedrängende Umstände sorgen dafür, dass die Hausfrauen alle Vorsicht in den Wind werfen und nun alles riskieren, um ihre Kontrolle zurück zu erobern. Jenna Bans ist die Drehbuchautorin und Executive Producer. Dean Parisot führt Regie. Das Format wird von Universal Television produziert.

«Law & Order: True Crime»
«Law & Order: True Crime» ist ein weiteres Spinoff des «Law & Order»-Franchises. In diesem soll es um echte Morde gehen, die dann fiktional im «Law & Order»-Universum gelöst werden sollen. Jede Staffel beschäftigt sich mit einem in sich geschlossenem Fall. Die erste Staffel dreht sich um die Memendez-Morde. Die Brüder Lyle und Erik Menendez wurden 1996 zu lebenslanger Haft verurteilt, weil sie ihre Eltern töteten. Zum Zeitpunkt der Morde waren die Brüder 21 und 18 Jahre alt. Der Vorfall sorgte damals in den Vereinigten Staaten für erheblichen Medien-Wirbel. Das Format kommt von Dick Wolf sowie Universal Television.

«Reverie»
In «Reverie» geht es um Mara (Sarah Shahi), eine ehemalige
Ermittlerin, die auf menschliches Verhalten spezialisiert war und früher als Vermittlerin bei Geiselnahmen und Entführungen arbeitete. Sie leidet unter posttraumatischer Stressbelastung, seit sie Zeugin an dem Mord ihrer Schwester und ihrer Nichte durch ihren Schwager wurde. Doch nun startet ein neues fortschrittliches Virtual-Reality-Programm namens „Reverie“. Dieses ist so gut, dass sich einige Benutzer weigern die Simulation zu verlassen und dadurch in ein Koma verfallen. Nun liegt es an Mara, die Menschen zu retten, die von den Folgen der Simulation betroffen sind. Unterstützt wird sie dabei durch Monica Shaw (Kathryn Morris), einer Beamtin des Verteidigungsministeriums, die offenbar ein eigennütziges Interesse daran hat, dass Alexis Barrets (Jessica Lu) „Reverie“ weiterhin besteht. Mickey Fisher («Extant») verfasste das Drehbuch. Produziert wird von Universal Television. Als Executive Producer betätigen sich Darryl Frank und Justin Falvey von Amblin Television, unterstützt von Fisher.

«Rise»
Von Jason Katims, Drehbuchautorin und Executive Producer von «Friday Night Lights» und «Parenthood», und «Hamilton»-Produzent Jeffrey Seller kommt ein neues Drama, das von einer wahren Geschichte inspiriert ist und vom Finden eines optimistischen Funkens in den unwahrscheinlichsten Lagen handelt: Als der hingebungsvolle Lehrer und Familienmann Lou Mazzuchelli (Josh Radnor) seine eigenen Selbstzweifel ablegt und sich der vernachlässigten Theater AG der Schule widmet, schafft er es nicht nur, die Belegschaft und die Schüler zusammenzuschweißen, sondern auch die gesamte Arbeiterstadt. Das Drehbuch schrieb Jason Kas, während Mike Cahill Regie führte. Des Weiteren sind beide zusammen mit Michelle Lee, Jeffrey Seller und Flody Suarez für die Produktion verantwortlich. Produziert wird die Serie von Universal Television, True Jack Productions und Seller Suarez Productions.

Comedys
«AP Bio» (Vorläufiger Titel)
In dieser Serie dreht sich alles um den zynischen Professor Jack (Glenn Howerton). Dieser bekommt seinen Traumjob an einem Elite-College nicht und muss stattdessen als Biologie-Lehrer an einer High School arbeiten. Dort implementiert er seine unorthodoxen Lehrmethoden und benutzt seine Schüler, um seine Rache an denen zu planen, die ihn hintergangen haben. Rektor Durbin (Patton Oswalt) ist Jacks Boss und vermeintlicher Gegenspieler. Leider füllt er diese Rolle nicht aus und bietet ein eher schüchternes, schmales und nervöses Auftreten, sodass Jack ihn lieber umarmt, statt ihn fertig zu machen. Seth Meyers, Mike O’Brien, Mike Shoemaker sowie Michaels und Andrew Singer sind als Executive Producer tätig. Produziert wird die Serie von Universal TV.

«Champions»
Vince (Anders Holm), Besitzer seines eigenen Fitnessstudios, sorgt sich nicht um die Zukunft. Der Tagesablauf seines jüngeren Bruders Michael (Andy Favreau/J.J. Totah) und ihm sieht nichts weiter vor als trainieren und flirten. Doch nun steht seine Ex-Freundin Priya (Mindy Kaling) vor seiner Tür und bringt seine Welt durcheinander. Plötzlich muss sich Vince um einen Sohn im Teenager-Alter kümmern, von dem er bisher noch nicht einmal wusste, dass er ihn hatte. Charlie Grandy, Howard Klein, Michael Spiller und Mindy Kaling sind für die Produktion verantwortlich. Des Weiteren schreiben Charlie Grandy und Mindy Kaling das Drehbuch und Michael Spiller übernimmt die Regie des Piloten. Produziert wird von 3 Arts Entertainment, Kaling International und Universal Television.
14.05.2017 19:30 Uhr  •  Lukas Brübach, Sidney Schering und Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/93126