Sat.1: Neue Woll-Krimireihe und neue Daytime

Senderchef Kaspar Pflüger will ebenfalls wieder mehr auf deutsche Serien setzen. Darüber hinaus wird sich die Daytime seines Senders verändern. Es sieht aus, als ob der «Auf Streife»-Overkill zu Ende geht.

Auch Sat.1 scheint nicht entgangen zu sein, dass sich die Quoten des Nachmittagsprogramm, in dem aktuell noch großflächig «Auf Streife» läuft, rückläufig sind und stattdessen andere Blaulicht-Formate, etwa das seit Kurzem um 16 Uhr gezeigte «Klinik am Südring» positive Zeichen setzen. „Ich möchte den Nachmittag weg von negativen Inhalten wie Verbrechen und Bestrafung hin in Richtung Hilfe, Fürsorge und ärztliche Versorgung drehen“, erklärte Senderchef Kaspar Pflüger nun in einem Interview mit Horizont. «Klinik am Südring» also ist nur ein erster Schritt für eine großflächigere Veränderung. Mit diesem Schritt folgt Sat.1 letztlich einer Ankündigung seines RTL-Kollegen Frank Hoffmann, der ebenfalls weg will von den Polizei-Einsätzen und an neuen Nachmittags-Ideen oder der Weiterentwicklung der Scripted Reality-Schiene arbeitet.

Real-Life und Dokutainment soll künftig in Sat.1 in der Daytime wieder eine Rolle spielen, erklärte der Senderchef. Zudem werden sich neue Formate auch mit dem Kosmos Schule befassen. „Wir arbeiten in beiden neuen Bereichen mit „echten“ Experten, also mit Ärzten, mit Sozialhelfern und Pädagogen, die die Situationen aus der Praxis kennen“, so Pflüger zu Horizont. Erst kürzlich gab es einen Test innerhalb «Verdächtig», der Geschichten aus der Schulwelt erzählte. Der „Einsatz auf dem Schulhof" erreichte zwischen sechseinhalb und knapp neun Prozent bei den Umworbenen, war also noch nicht der Renner. Für den Vorabend könnte sich Pflüger derweil ebenfalls eine Abkehr von Light Fiction vorstellen. Derzeit zeigt man hier «Auf Streife: Die Spezialisten» und «Die Ruhrpottwache». Auch diese Formate kommen, genau wie die Schiene zwischen 14 und 17 Uhr, von filmpool. Die Kölner Firma liefert Sat.1 derzeit somit fünf Stunden Programm in Erstausstrahlung. Nimmt man auch Re-Runs von «Anwälte im Einsatz» und anderen Formaten hinzu, kommt man gar auf acht filmpool-Stunden tagsüber.

Trotz starker 18-Uhr-Quoten wo Sat.1 mit den Storys aus der Notaufnahme zuletzt deutlich zulegte, will Pflüger den Vorabend künftig wieder stärker vom Nachmittag abheben. So werde unter anderem an einer Vorabendserie gearbeitet, die neue Identifikationsfiguren für die Zuschauer bringe. Auch ein tagesaktuelles Format ist im Gespräch. Übrigens: Genau mit diesem Mix (nämlich «Mila» und «Unser Tag») scheiterte im Herbst 2015 Pflüger-Vorgänger Nicolas Paalzow.

Anders als damals zeigte sich der amtierende Sat.1-Chef mit der aktuellen Situation aber zufrieden – weil man zuletzt „die Hausaufgaben gemacht habe“, sagte er mit Blick auf Fiction-Erfolge wie «Lethal Weapon» oder die in eine zweite Staffel geschickte deutsche Krimiserie «Einstein». Weil man „noch lange nicht fertig sei“, sei auf Sicht sogar wieder ein Marktanteil von zehn Prozent von Sat.1 möglich. Dabei lag Sat.1 im Dezember 2016 und Februar 2017 bei 8,9 Prozent, im Dschungel-Monat Januar bei 8,1 Prozent und im März bei 8,5 Prozent.

Helfen soll auch eine starke Primetime. Hier hatte RTL kürzlich ganze fünf Drama-Serien bestellt. Sat.1 wird im Herbst die Krimiserie «23 Cases» zeigen, wie kürzlich eine Sprecherin bestätigte. Pflüger gab nun die Bestellung einer Krimireihe mit Felicitas Woll bekannt. Der erste Film von Wiedemann & Berg ist seit zwei Wochen abgedreht. Die Reihe trägt den Namen «Das Nebelhaus». Zwei weitere Crime-Serien und eine Dramedy wurden von ihm lose in Aussicht gestellt.
20.04.2017 15:41 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/92610