Die Kritiker: «Die Toten vom Bodensee – Stille Wasser»

Zurück an die deutsch-österreichische Grenze: Der dritte «Die Toten vom Bodensee» -Fall ist ein Krimi wie von der Stange.

Cast und Crew

  • Regie: Andreas Linke
  • Darsteller: Matthias Koeberlin, Nora von Waldstätten, Hary Prinz, Inez Bjorg David, Dirk Borchardt, Stephan Pohl, Nara Köpfle, Laura Tonke, Philipp Hochmair
  • Drehbuch: Timo Berndt
  • Kamera: Jo Molitoris
  • Schnitt: Julia Oehring
  • Musik: Chris Bremus
  • Produktionsfirma: Klaus Graf Filmproduktion GmbH, Rowboat Film- und Fernsehproduktion
Zum dritten Mal wird im ZDF zur besten Sendezeit in einer grenzüberschreitenden Sache zwischen Deutschland und Österreich ermittelt: Im Bodensee wird eine weitere Leiche gefunden, was für Hanna Zeiler und Micha Oberländer bedeutet, dass sie sich allen Differenzen zum Trotz erneut zusammenraufen sollten. Dieses Mal müssen der in einem VW-Bus lebende Chaot Micha und die ebenso sarkastische wie unterkühlte Hannah dem Tod der Lehrerin Julia Niermeyer nachgehen. Deren nackte Leiche wurde von einem Bodenseefischer entdeckt, kurz darauf wird ein unbekannter Eindringling in Niermeyers Haus ertappt – dieser entpuppt sich als die zehnjährige Noemi Rademann, die zu Protokoll gibt, nur schlafgewandelt zu haben.

Zeiler und Oberländer befürchten, dass das Kind etwas verschweigt und nehmen daher Noemis fürsorglich auftretenden Eltern genauer unter die Luppe: Haben sie etwas mit dem Tod der Lehrerin zu schaffen? In Micha Oberländer wächst zudem das Misstrauen in den Lover seiner Frau Kim – hat er etwa (ebenfalls) mit dem Mord zu tun? Hannah Zeiler wird derweil von den Schatten ihrer Vergangenheit eingeholt: Der Fund der Wasserleiche erinnert sie daran, wie sie einst auf dem Bodensee ihre Eltern verlor …

Der dritte Part der «Die Toten vom Bodensee»-Reihe wirft die Frage auf, wie langfristig dieses ZDF-Krimiformat funktionieren kann. Denn schon in dieser Ausgabe verliert sich langsam der eigene Reiz des gewählten Schauplatzes. Zwar wird der titelgebende Bodensee anfangs in ausführlichen Kamerafahrten eingefangen, alsbald entschwinden aber sowohl Lokalkolorit, als auch der Reiz und die Dynamik eines grenzübergreifend agierenden Ermittlertrams. Zeiler und Oberländer werden im von Timo Berndt verfassten Fall schlicht zu einem weiteren ungleichen Ermittlergespann aus hart und zart, gesellig und einzelgängerisch.

Zudem ist die Dramaturgie des Films sehr offensichtlich – die eingangs verfolgte Spur stellt sich aufgrund wackliger Hinweise für den erfahrenen Zuschauer schnell als Finte heraus, doch die handelnden Figuren gehen ihr noch lange blauäugig nach. Allerdings hat der «Wilsberg»-Veteran ein Gespür für die arg konstruierten Persönlichkeiten der zwei Hauptfiguren. So aufgesetzt Oberländers Macken sind, dieses Skript differenziert sie aus und erlaubt es Matthias Koeberlin somit, eine glaubwürdige, bodenständige Figur aus dem Rebellenbullen zu machen. Dies ist ein nötiges Gegengewicht zum von Zufällen (oder „plot conveniences“) abhängigen Verlauf der zentralen Kriminalgeschichte.

Nora von Waldstätten hingegen wirkt sehr eingeschränkt in ihrem Potential, so, als hielte ihre unwirklich kühle Rolle sie zurück. Allerdings kommt ihr der spätere Verlauf der musikalisch generisch untermalten Folge zugute, wenn Zeiler über ihr Kindheitstrauma spricht und sich ihrem Kollegen wenigstens etwas öffnet. Diese Passagen spielt die Aktrice mit Feingefühl, wodurch der Schluss des routiniert inszenierten Films zwar stark gewollt erscheint, aber etwas Zufriedenstellendes an sich hat.

Der neue Fall der Reihe «Die Toten vom Bodensee» ist am Montag, den 18. April 2016, ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.
17.04.2016 12:35 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/85009