«Mad Dogs»: Wenn einer eine Reise tut…

….so kann er was erzählen. Da in diesem Fall sogar ganze vier Personen auf Reise gehen, müsste es eigentlich noch viel, viel mehr zu berichten geben. Dachten sich vermutlich die Macher von «Mad Dogs», denn während das britische Original in der ersten Staffel mit schlanken vier Episoden auskam, startet das Remake gleich mit 10 Folgen – und fühlt sich phasenweise leider auch etwas arg gedehnt an.

Cast & Crew

  • Produktion: Amazon Studios, Left Bank Pictures, Mesquite Productions, MiddKid Productions, Pimienta, Sony Pictures Television
  • Schöpfer: Cris Cole
  • Darsteller: Ben Chaplin, Michael Imperioli, Romany Malco, Steve Zahn
  • Executive Producer: Shawn Ryan, Andy Harries, Cris Cole, Suzanne Mackie
Wobei Remake nicht so ganz richtig ist, Alternativversion wäre vielleicht das zutreffende Wort, die US-Fassung übernimmt zwar den Ausgangsplot und, natürlich mit angepassten Namen, die Figuren, baut aber an vielen Stellen aus oder weicht komplett ab, weswegen sich ein direkter Vergleich auch verbietet, dennoch haben die Briten ihr Material deutlich besser im Griff.

Inhaltlich dreht sich alles um die vier ehemalig besten College-Freunde Joel, Lex, Gus und Cobi, die von einem fünften, Milo, zu einem verlängerten Traumwochenende ins wunderschöne Belize eingeladen werden. Milo will mit ihnen seinen vorzeitigen Ruhestand feiern, denn er hat als Immobilienmakler soviel Geld gescheffelt, das er sich schon in seinen Mittvierzigern zu Ruhe setzen kann. Doch Milo verhält sich zunehmend seltsamer und als eines Abends bei einem gemütlichen Zusammensein ein kleinwüchsiger Mann mit Katzenmaske auftaucht und den Gastgeber vor aller Augen erschießt, bricht Panik aus. Offenbar war Milo in krumme Geschäfte verwickelt und schon bald müssen sich die «Mad Dogs» nicht nur mit dem geheimnisvollen Killer, sondern auch mit einer korrupten Polizeibeamtin, einem CIA-Agenten in geschmackslosen Radlerhosen, einem allgegenwärtigen Drogenboss mit Namen Jésus und anderem dubiosen Volk rumschlagen.

Shawn Ryan – Revoluzzer und Pechvogel


Cris Cole, der die Originalversion erfand, hält auch hier wieder die Fäden in der Hand, ausführender Produzent und Autor einer Folge ist Shawn Ryan. Ryan war einst für das revolutionäre TV-Übermeisterwerk «The Shield» verantwortlich, hatte danach aber, egal ob als Autor oder Produzent, kein so rechtes Glück mehr: «The Chicago Code» und «The Last Resort» wurden nach einer Staffel abgesetzt, der Pilotfilm zu «Beverly Hills Cop» nie gesendet.

Und auch bei «Mad Dogs» bleibt es bei einer Season, es gab, so lautet die offizielle Begründung von Ryan, „kreative Differenzen“, das produzierende Studio Amazon wollte für die zweite Runde in eine andere Richtung marschieren als die Macher und so entschied man sich die Staffel in dieser Form als Mini-Serie im Raum stehen zu lassen, was ursprünglich angeblich ohnehin geplant war.

Auch wenn Ryan aufgrund «The Shield» die Sympathie des Verfassers dieser Zeilen bis in alle Ewigkeiten sicher ist, darf doch leicht angezweifelt werden, ob diese Begründung so zutrifft, oder ob Amazon nicht viel eher durchwachsene Season-2-Pläne auf dem Bürotisch hatte und deswegen zu Recht intervenierte.

Unterhaltsam, aber mit deutlichen Schwächen


Der schwarzhumorige Thriller mit leichter Drama-Breitseite ist nämlich sicherlich über weite Strecken ziemlich unterhaltsam, hat aber auch mit deutlichen Schwächen zu kämpfen, die besonders aus der schlichten Holterdipolter-Dramaturgie resultieren, die letztendlich vor allem daraus besteht, dass die Protagonisten, gerne aufgrund ihrer eigenen Dusseligkeit, von einem Unglück ins Nächste, meist noch größere, stolpern. Allerdings scheut man sich gleichzeitig auch davor eine echte Fallhöhe aufzubauen, so tief das Schlammassel auch ist, in dem die Figuren stecken, sie kommen doch immer wieder davon. Das ermüdet mit fortschreitender Folgenzahl zunehmend, zumal die Macher das ohnehin schon arg konstruierte Geschehen mit Episödchen strecken, die selbst in diesem Pulp-Rahmen doch arg weit hergeholt wirken: Dass man auf der Flucht vor allerlei Mordgesindel noch eben kurz einen Zwischenstopp einlegt um Straßenkindern beim mühseligen und mit einem Umweg verbundenen Transport eines Kühlschranks zu helfen, wirkt schon sehr herbeigeschrieben. Genauso leistet sich die Serie eine unglückliche Pause auf einer Seuchenstation, hier bürden sich die Autoren überflüssigerweise eine Schwere auf, die das eher leichtfüßige Geschehen kaum schultern mag. Oder es werden im letzten Drittel urplötzlich Mystery-Elemente eingeflochten, die aber nicht das Geringste zur Handlung beitragen, sondern einfach da sind.

Weniger Folgen oder gleich ein Film wäre hier mit Sicherheit die bessere Option gewesen.

Trotzdem, «Mad Dogs» macht dennoch auf eine gewisse Weise Spaß, eben weil halt schön mad. Die Serie hat einen gewissen Überraschungsei-Charme, dem man sich - auch dank der guten Schauspieler und der wunderschönen Kulisse - kaum entziehen kann, die einen Enttäuschungen schnell überwinden lässt, denn auf jeden etwas unglücklichen Teil folgt auch Gelungenes, unter anderem gibt es eine der makabersten Leichenbeseitigungen der letzten Jahre zu sehen und Mark Povinelli («Wasser für die Elefanten») als Killer „The Cat“ ist sowieso ein echter Szenenklauer.

«Mad Dogs» hängt irgendwie so zwischendrin, nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut, eher zum Zwischendurchmalreinschauen als zum Serienmarathon geeignet.

Die Serie «Mad Dogs» gibt’s bei Amazon Video zu sehen.
14.04.2016 11:36 Uhr  •  Thorsten Hanisch Kurz-URL: qmde.de/84936