Al Jazeera in der Krise

Kündigungen & Schließungen: Dem arabischen Sender geht das Geld aus.

Steckbrief

Fabian Riedner arbeitete bei TVmatrix, drehte mit taff, gründete mehrere Websites, verkaufte Sevengames an ProSieben und ist seit 2002 Chef von Quotenmeter. Er investiert regelmäßig in Start-Ups und spricht fließend Finnisch. Eine Sache war glatt gelogen.
Nach rund zwei Jahrzehnten sorgenfreiem Senden hat sich das Blatt beim arabischen Nachrichtensender Al Jazeera deutlich gewendet. Das Unternehmen muss in den kommenden Jahren massiv sparen, weil die Rohölpreise noch weit unter den früheren Werten liegt. Mit dem Markteinstieg des Irans dürfte sich die Lage auf den Märkten ebenso schnell nicht erholen.

Finanziert wird Al Jazeera vom Emirat Katar, welches ebenfalls von den niedrigen Preisen betroffen ist. Katar wird vermutlich in diesem Jahr erstmals seit 15 Jahren ein Haushaltsdefizit ausweisen. Erst vor Kurzem vermeldete die Presse, dass das Land Saudi-Arabien den öffentlichen Haushalt verkleinern muss, da schlicht die Einnahmen aus dem Rohöl-Verkauf fehlen. Nun werden 500 Stellen bei Al Jazeera in der Zentrale in Doha gestrichen, die Verantwortlichen wollen allerdings nur Stellen in der Verwaltung einsparen. Generaldirektor Mostefa Souag erklärte den Schritt als "Initiative zur Optimierung der Arbeitskräfte".

Al Jazeera America vor dem Aus


Bereits im Januar 2016 wurde bekannt, dass "Al Jazeera America" schließt. Das Unterfangen habe drei Jahre nach dem Sendestart immer noch keinen Gewinn abgeworfen und beschäftige 700 Mitarbeiter. Die Nachfrage ist zudem unterirdisch, Primetime-Programme kommen nur auf 20.000 bis 40.000 Zuschauer.

Derzeit betreibt Al Jazeera elf Sender weltweit. Unter anderem zwei Kindersender, einen Dokumentationskanal ähnlich wie Phoenix und mehrere Nachrichtensender. So berichtet das Unternehmen extra für Ägypten, informiert mit einem Balkan-Sender und hat einen türkisch- und einen swahilisprachigen Sender.
27.03.2016 15:35 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/84595