Die 10 unvergesslichsten «TV total»-Momente

Der #Raabschied rückt unaufhaltsam näher. Wir verneigen uns vor dem großen Entertainer, indem wir zehn Momente rauspicken, die Stefan Raabs volle Bandbreite in seinem Kultformat «TV total» zeigen.


Die Bürgy-Initative
Es begab sich zu einem Zeitpunkt, zu dem Stefan Raab noch der junge, freche Moderator eines spätabends laufenden Geheimtipps war und er um seine Gäste betteln musste, statt sie auf dem Silbertablett serviert zu bekommen ... Da wollte er den Frontmann einer Wasserenthärter-Werbekampagne im «TV total»-Studio wissen. Doch dieser bärtige Mann namens Dieter Bürgy zierte sich, verlangte eine horrende Gage. Also schrieb dieser ungezähmte Tausendsassa mehrere Songparodien, um Bürgy Hong um den Bart zu schmieren und ihn so in die Show zu locken. Bürgy kam letzten Endes tatsächlich in die Sendung - und Raab gewann durch seine Aktion neue Fans hinzu. Vehemenz zahlt sich aus!

Maschen-Draht-Zaun (*zum Video*)
Wir blicken über 16 Jahre zurück in die ganz frühe Anfangszeit des Formats: Raab war noch eine Nachwuchshoffnung, seine Sendung lief nur einmal wöchentlich und bei «Richterin Barbara Salesch» wurden noch echte Schiedsgerichtfälle gezeigt. Der sächselnden Regina Zindler wurde ebendies zum Verhängnis, als sie umfassend von ihrem Nachbarschaftsstreit berichtete und dabei die Worte "Maschendrahtzaun" sowie "Knallerbsenstrauch" derart markant betonte, dass sie zum vielleicht prominentesten Opfer der gnadenlosen Raab-Schelmerei wurde. Er nutzte Original-Tonaufnahmen aus der Verhandlung, um gemeinsam mit der Band Truck Stop einen überaus prägnanten Countrysong zu produzieren, der in Windeseile die Charts enterte. Raabs erster Nummer-Eins-Hit war geboren - bis heute sollte es sein Letzter bleiben, sofern man seine «ESC»-Komposition für Max Mutzke nicht mitzählt.
Ein wenig an Sympathie büßt die Aktion ein, wenn man bedenkt, wie es dem eigentlichen Star von "Maschen-Draht-Zaun" erging: Zindlers Grundstück wurde wochenlang von Medienvertretern und Schaulustigen belagert, der Zaun beschädigt. Schließlich sah sich die Auerbacherin gezwungen, ihr Grundstück zu verkaufen und sich eine neue Bleibe zu suchen.

MC Maxi Beaver in the House (*zum Video*)
Es muss ja nicht immer direkt ein Charthit sein: Stefan Raab verwurstete in seinen Anfangstagen mit hoher Frequenz ulkige Fernsehausschnitte, um noch lustigere Dinge mit ihnen anzustellen - daher rührt ja auch der Sendungstitel «TV total». Zuschauern, die in der zweiten Daseinshälfte dieses Formats hinzugestoßen sind, muss man das ja womöglich erklären, da der Fokus längst von diesem Element weggerückt ist. Meistens gab es von Raab nur launige Kommentare zu hören, alle Jubeljahre formte er aus den Clips einen Charthit - und "MC Maxi Beaver" platzierte sich genau dazwischen. Aus dem unbewussten Sprechgesang der RTL-Wetterfee Maxi Biewer machte Raab mit geringen Mitteln einen unmöglich aus dem Kopf zu kriegenden Rap, der aber nicht als Single veröffentlicht wurde. Ein echter «TV total»-Klassiker ist es trotzdem, und daher wird er gelegentlich von anderen Raab-Gästen und -Kollegen zitiert. Auch das Opfer der Aktion weiß vom Clip: Im Interview mit 'Sprechplanet' lobte Biewer 2012 Raabs Rap als unterhaltsam und gut gemacht.


Stefan Raab vs. Will Smith
Dass Stefan Raab in Anlehnung an Rudi Carells liebevolle Musiknummern namens "Rudigramm" einst mit seiner Ukulele kleine, gemeine "Raabigramme" dichtete, droht, in Vergessenheit zu geraten. Dabei hat Raab diese nicht nur in «TV total»-Einspielern von sich gegeben, sondern auch mit ihnen andere Sendungen geentert - etwa, indem er den Klitschkos live bei «Wetten, dass ..?» ein augenzwinkerndes Schmählied widmete. Vielleicht sind die Raabigramme nicht so sehr in die «TV total»-Geschichte eingegangen, weil sie schon früh mutierten: Sobald «TV total» zu einem Format mit Rang und Namen wurde, besuchte Raab auch internationale Stars. Die Ukulele gehörte noch einige Zeit fest zum Inventar des Ex-Metzgers, allerdings wichen die gehässigen, kleinen Reime ausgelassenem, gemeinsamem Ulk.


Stefan Raab bringt Kylie Minogue Kölsch bei
Der kompakte Pop-Star Kylie Minogue ist einer der beliebtesten «TV total»-Gäste, und das aus gutem Grund: Die Australierin zeigte gegenüber Raab nie Zurückhaltung, sondern ließ sich von ihm dauernd zu neuen Schandtaten hinreißen. Seien es humorvolle Interviews im Studio, gemeinsame Shopping-Touren oder, wie im obigen Video festgehalten, Kölsch-Kurse: Minogue hat sich den inoffiziellen Titel "Queen of «TV total»" verdient. Jo jo daht!

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"Bei Anruf Bohlen"
Nicht selten hat Stefan Raab im Laufe seiner Karriere verbal gegen die TV-Shows und Musik von Dieter Bohlen geschossen. So wirksam wie seine kleine Rubrik "Bei Anruf Bohlen" dürfte dabei jedoch kaum ein Seitenhieb gewesen sein. Der Clou dieser Idee: Raab nahm kurze Original-Audioaufnahmen aus der Hörbuchfassung von Bohlens Bestseller-Biografie "Nichts als die Wahrheit" und rief verschiedene Menschen an - zum Teil welche, die keinen direkten Kontakt zum so genannten Poptitan hatten, mitunter aber sogar Personen aus dessen weiterem Kontaktkreis. Für Moderator und Zuschauer ergaben sich vor allem dann sehr amüsante Gespräche, wenn der Angerufene tatsächlich auch noch nach mehreren Minuten glaubte, mit Bohlen zu sprechen. So geschehen beispielsweise im Falle einer sehr offenherzigen Mitarbeiterin der Dresdner Bank, welche die mitunter etwas abgehackten Bohlen-Statements auf Probleme mit der Leitung zurückführte und munter weiterplauderte. Andere erkannten den Betrug oder legten ob der verwirrenden Wortbeiträge des vermeintlichen Bohlens auf - was natürlich ein wenig zu Lasten des Unterhaltungswertes ging. Dennoch ist die Kombination "Stefan Raab und ein Telefon" immer wieder für Lacher gut - dazu braucht es auch keine Dieter-Bohlen-Soundclips. Zur Not imitiert Raab auch Reiner Calmund und landet bei sehr freundlichen, leichtgläubigen Mitarbeiterinnen von Uli Hoeneß - und bestellt erfolgreich einen Zentner Nürnberger Rostbratwürstchen.


"Raab in Gefahr" - Kunstflug
Die kultige Sendungsrubrik "Raab in Gefahr" repräsentiert den Spieltrieb des Moderators so gut wie kaum eine andere und wurde auch deshalb zu einer der bekanntesten Marken des Formats. Ob beim Holzhacken, bei der rhythmischen Sportgymnastik, in der Schlammhölle oder eben beim Hubschrauberflug - Raab interessierte sich augenscheinlich auch für die beklopptesten Formen der sportlichen Ertüchtigung und manövrierte sich geschickt in die Rolle des kleinen Jungen, der sich mit viel Spaß am Schabernack bei gleichzeitigem Unvermögen für nichts zu schade war. Erstaunlich, was aus einer eingangs ironisch gemeinten Rubrik entstehen kann, in der Raab bei McDonalds den Drive-In-Schalter betreute oder mit rüstigen Frauen Kegeln geht. Als die Motivation mit zunehmendem Alter dann doch nachließ, verlief sich die Rubrik zunächst, um später mit Showpraktikant Elton ihr temporäres Comeback zu erfahren. Völlig überraschend wagte sich im September dieses Jahres dann auch Raab selbst noch einmal an eine solche Aktion, als er sich an einem Astronautentrainig versuchte. Generell steht "Raab in Gefahr" allerdings eher für die früheren «TV total»-Zeiten. Leider ist die gemeinhin beliebteste Ausgabe, Raab im Kunstflieger, derzeit nicht auf einem offiziellen Brainpool-Webaccount zu finden - und da bei MySpass.de noch mehrere Jahre aus dem Raab-Archiv fehlen, steht die Frage im Raum, ob sich das je ändern wird. Daher präsentieren wir obig einen anderen Raab-Einsatz in luftigen Höhen!


"Der Gerät"
Von der Grundkonstellation weist die Geschichte um "Der Gerät" aus dem Jahr 2011 einige Parallelen zum "Maschen-Draht-Zaun" auf: Auch dieser Kult entstand in erster Linie aufgrund der markanten Aussprache (sowie in diesem Fall natürlich auch der falschen Artikelnutzung) eines Menschen, der ursprünglich gar nicht zum Fernsehstar werden wollte: Duran Kabakyer, der dem «ARD Buffet» auf einer Dönermesse von den Vorzügen seiner Maschine berichtet hatte und sich wohl im Leben nicht erträumt hätte, infolgedessen wochenlang Gesprächsthema auf deutschen Schulhöfen zu sein. Im Gegensatz zu Zindler profitiert in diesem Falle aber auch die von Raab aufs Korn genommene Person vom Presserummel: Kabakyer darf im Oktober selbst bei «TV total» auftreten und "Der Gerät" vorstellen, wenige Monate später darf er dann sogar bei der «Wok-WM» an den Start gehen. So sieht dann wohl eine TV-Aktion aus, die für alle Beteiligten zum Erfolg wird.


TV total in New York
Das vielleicht letzte ganz große Highlight, das Raab sich selbst und den Zuschauern im Rahmen von «TV total» bescherte, waren die fünf Folgen live aus New York Anfang 2014 - ja, richtig gelesen, derer gab es in der Tat fünf, denn ausnahmsweise ging das Format sogar einmal am Samstagabend auf Sendung. Anlässlich des Super Bowl bezog der Entertainer mit seinem Team ein kleines, beschauliches Studio am Times Square, traf auf mehrere hochkarätige Gäste und legte sich vor allem täglich ins Zeug, fernab der muffigen Bude in Köln mehr als nur den gewohnten Dienst nach Vorschrift abzuleisten. Er musizierte mehrfach, dachte sich Studioaktionen aus und wagte sich sogar einige Male aus seinem Studio raus, um diverse Impressionen von der Stadt einzufangen. Unterstützt wurde er unter anderem von Luke Mockridge - dessen Aktionen allerdings nicht bei allen Fans ankamen. Bitterer Beigeschmack dieser an sich wunderbaren Special-Woche: Sie wurde gegen das RTL-Dschungelcamp versendet und ging somit beim Publikum gnadenlos unter - nach zumindest soliden 10,7 Prozent zum Auftakt erreichten die vier weiteren Folgen nur desaströse 3,5 bis 6,9 Prozent der Zielgruppe.



Stefan Raab und das Hafen Pub von Pellworm
Der Kreis schließt sich: Auch in diesem Fall hat sich Vehemenz ausgezahlt - wenngleich mit gänzlich anderen Vorzeichen. Musste sich Raab in den Anfangsjahren von «TV total» abrackern, um Wunschgäste ins Studio zu bekommen, brauchte Raab 2014 - im übertragenen Sinne - nur mit dem Finger zu schnippen, um aus einem bis dahin unbekannten Lokal das Restaurant mit den meisten Facebook-Likes weltweit zu machen. Vehemenz kam im Fall des Pellwormer Hafen Pubs in anderer Form zur Geltung: Statt die Fernsehmeldung, auf Pellworm sei das Telefonnetz ausgefallen, mit einem Gag abzuhaken, schnappte sich Raab wieder ein Telefon - ursprünglich, um den Bürgermeister zu befragen, was da denn los war. Da der Bürgermeister nicht zu erreichen war, rief der Entertainer kurzerhand im Hafen Pub an, wo ein sehr humorvoller, redseliger Wirt ran ging. Das spaßige Telefonat war aber nicht das Ende vom Lied: Es folgten weitere Telefonate in späteren Sendungen, sowie diverse Updates über die Popularität des Lokals - und Elton durfte auch einmal vor Ort vorbeischauen. «TV total» war dank dieser ungewöhnlichen Freundschaft zwischen Sendung und Gastronomiebetrieb wieder Tagesgespräch – und das Hafen Pub wird dank des erreichten Ruhmes wohl für immer und ewig dankbar sein, dass der Herr Bürgermeister damals nicht erreichbar war.
11.12.2015 10:10 Uhr  •  Sidney Schering und Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/82538