«Teamwork»: Da geht was!

Liebevoll gestaltete, spannende Spiele und eine toll harmonierende Promi-Riege ließen bei der neuen ProSieben-Samstagabendshow über so manche Länge wohlwollend hinwegsehen. Die Premiere macht schon einmal Lust auf mehr - und das darf dann künftig gerne auch live gezeigt werden.

Schon das Konzept der Sendung legte den Vergleich mit «Schlag den Raab» nahe, doch spätestens, nachdem sich vor wenigen Tagen offenbarte, dass die Premiere von «Teamwork - Spiel mit deinem Star» saftige fünf Stunden Bruttolaufzeit umfassen wird, war klar, wo die Referenzgröße liegt - ursprünglich hätte die von Jeannine Michaelsen moderierte Sendung "nur" bis 23:30 Uhr laufen sollen. Selbstredend gelang es bei weitem noch nicht so gut, diese exorbitante Laufzeit mit Leben zu füllen wie bei der wohl perfektesten, spannendsten Sendung, die beim Unterföhringer Sender je über den Äther ging. Doch wer mit dem nächsten lauen Lüftchen gerechnet hatte, das künstlich und substanzlos zu einem riesigen Programm-Hurrikan aufgebläht wird und das Publikum stundenlang mit schier endloser Langeweile quält, wurde mit erstaunlich viel Kurzweil überrascht.

Ein elementarer Anker der Auftaktfolge sind die Promis, bei denen die Verantwortlichen auf Nummer Sicher gegangen sind: Neben Joko und Klaas hat man den durch «The Voice» ebenfalls schon bei der Senderfamilie engagierten Smudo sowie seinen Musikerkollegen Sasha ins Rennen geschickt. Jeder von ihnen fungiert als Pate eines Kandidaten, was letztlich bedeutet, dass sie durch den Gewinn von insgesamt zwölf Spielen "ihrem" Mitstreiter mehr und mehr Geld in die Kasse spielen können. Die Spiele haben - und hier fühlt man sich abermals an «SdR» erinnert - eine aufsteigende Wertigkeit, wobei die Spiele eins bis elf schlicht stets 1.000 Euro mehr einbringen. Das Finale hebt sich dann mit einer relativ stolzen Gewinnsumme von 100.000 Euro deutlich davon ab, was natürlich Anreize setzen soll, auch bis zum Schluss am Ball zu bleiben. Das zunächst einmal noch relativ simple Spielsystem wird jedoch an einigen Stellen noch etwas verkompliziert, was es schwer und etwas mühsam macht, es an dieser Stelle in Gänze darzustellen. Grundsätzlich stehen sich in den Spielen aber immer nur zwei der Duos gegenüber - was in den allermeisten Fällen bedeutet: Der Promi spielt und der Kandidat feuert an.

In Anbetracht dessen tut eine gute Auswahl an prominenten Paten not, um den Unterhaltungswert der Sendung hoch zu halten. In der ersten Folge gelingt dies ganz vorzüglich, da alle vier Stars sowohl Ehrgeiz an den Tag legen als auch die nötige Spontaneität besitzen, um in den richtigen Momenten auch mal den einen oder anderen launigen Spruch zu reißen. Für die Zukunft wird es also eine zentrale Aufgabe der «Teamwork»-Redaktion sein, weitere charismatische Promis aufzutreiben, die sich ebenfalls ins Zeug legen, ohne allzu unsympathisch oder verbissen rüber zu kommen. Nur dann ist eine ähnlich starke Dynamik möglich, wie sie an diesem Samstagabend zu sehen war.

Einen wichtigen Pluspunkt kann man sich aber immerhin auch schon unabhängig von der künftigen Team-Zusammenstellung notieren: Die sehr gute Spielauswahl, die nicht nur mit einer gehörigen Portion Kreativität überzeugt, sondern deren Umsetzung auch durch die Bank weg gelingt und ähnlich aufwändig und liebevoll in Szene gesetzt wirkt wie bei Raabs Vorzeige-Format. Wirkt das Studio zwar relativ kalt und ungemütlich, sehen die Team-Sofas auch aus, als seien sie eben schnell noch aus der erstbesten Ikea-Filiale nach Köln Ossendorf gekarrt worden, so hat man sich sich bei der Spieleauswahl doch sehr ins Zeug geschmissen, unverbrauchte Ideen anzubieten. Gerade die Musikquiz-Spiele, bei denen die Promis anhand von Emoticons oder ihres eigenen Klavierspiels Songtitel erraten müssen, überzeugen auch mit Einfallsreichtum und Witz. Die Actionspiele fallen im Vergleich dazu aber keineswegs ab.

Ja, es sind letztlich vor allem die beiden Bausteine "Spiele" und "Promis", die «Teamwork» zu seinem gelungenen Start verhelfen und die fünf Stunden zu einem weitaus spaßigeren Seherlebnis machen, als es zuletzt etwa bei «Prankenstein» oder gar «Himmel oder Hölle» mit deutlich geringeren Laufzeiten der Fall war. Michaelsen kann sich da weitgehend in die Rolle der Spielleiterin und des Erklärbärs zurückfallen lassen und fällt somit alles in allem nicht allzu sehr auf. Sie macht einen grundsoliden Job, ohne groß zu glänzen. Wolff Fuss agiert als Kommentator als eine etwas ruhigere Version Frank Buschmanns, die allerdings auch einen deutlich geringeren Nervfaktor aufweist. Auch ihm ist letztlich ein ordentliches Zeugnis auszustellen, wenngleich er sich im Vergleich zu seinen Einsätzen für Sky erstaunlich stark zurücknimmt.

Ansätze für kleinere Optimierungen gibt es sicher einige: Das deutlich zu komplex geratene Spielsystem, bei dem schon nach Spiel vier gefühlt keiner mehr so genau weiß, wer nun eigentlich warum wo wie viel Geld eingeheimst hat. Der Umstand, dass es nur ein richtiges Teamspiel gibt, bei dem auch der Normalo aktiv ins Spielgeschehen eingreifen kann, während er im Regelfall damit beschäftigt ist, auf der Couch auszuharren und Däumchen zu drücken. Das viele Gerede auf der Couch und vor den Spielen, das doch reichlich Zeit in Anspruch nimmt, die man schlicht auch gewinnbringender nutzen kann. Die Tatsache, dass das Finale im Vergleich zu den restlichen Spielen eine riesige Bedeutung hat, jedoch zwei der vier Duos darin überhaupt nicht involviert sind und generell noch zu viel vom Zufall abhängig erscheint.

Allem vorweg aber die Tatsache, dass man sich (noch?) nicht daran wagt, die Sendung live auszustrahlen. Angesichts der zahlreichen Unabwägbarkeiten im Show-Ablauf mag man die Verantwortlichen von ProSieben verstehen, dass sie zumindest ein gewisses Maß an Planungssicherheit haben wollen, für den Zuschauer geht damit aber auch eine gewisse Vorhersehbarkeit einher, die fatalerweise ausgerechnet dann erheblich zunimmt, wenn die Sendung eigentlich auf ihren großen Höhepunkt zusteuert: Beim Finale. Da für das letzte Spiel nur noch gut fünf Minuten Sendezeit verblieben, konnte sich der informierte Sofaheld schnell ausmalen, dass ihm wohl ein recht kurzes Vergnügen bevorstehen dürfte. Und auch wenn die Schnitte recht moderat gesetzt schienen, dürfte uns doch «Schlag den Raab» eines gelehrt haben: Dadurch, dass man nie wissen kann, ob die Sendung "schon" gegen Mitternacht oder erst nach zwei Uhr nachts vorbei ist, fiebert man umso mehr mit.

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Ganz mies, das muss ich nicht noch einmal sehen.
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Vielleicht bedarf es aber auch nur eines gewissen Maßes an gefestigtem, begründetem Vertrauen in «Teamwork», das über das übliche PR-Blabla hinausreicht, um der Show das Privileg zu geben, in die leider immer dünnere Riege der Live-Ausstrahlungen vorzudringen. Sollte es so sein, hat das Team um Jeannine Michaelsen schon einmal einen wichtigen Schritt in diese Richtung hin vollzogen, denn trotz einiger kleiner Mängel bleibt unter dem Strich ein erfreulich gut und liebevoll gemachtes Stück TV-Unterhaltung stehen, das seine Laufzeit von fünf Stunden zumindest in weiten Teilen hat rechtfertigen können. Ein neues «Schlag den Raab» ist damit noch lange nicht geboren, aber zumindest ein Baby, dem man so ansatzweise zutrauen mag, den anstehenden Verlust des Raab-Megahits partiell zu kompensieren.

Eine weitere Chance dürfte «Teamwork» wohl auf jeden Fall noch in aufgezeichneter Form erhalten, denn eine zweite Folge ist bereits im Kasten.
22.11.2015 02:45 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/82162