«Die Udo-Honig-Story»: Kein guter Film!

Die von Uwe Ochsenknecht gespielte Hoeneß-Karikatur Ud Honig betont in ihrem Sat.1-Film immer wieder: „Ich bin kein schlechter Mensch!“ Eine gute Komödie macht das aber noch nicht aus.

Cast und Crew

  • Regie: Uwe Janson
  • Darsteller: Uwe Ochsenknecht, Gisela Schneeberger, Heiner Lauterbach, Shadi Hedayati, Martin Feifel, Max von Thun, Hannes Jaenicke, Wolfgang Fiereck, Peter Kremer, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Wolfgang Krebs
  • Drehbuch: Uwe Janson, David Ungureit
  • Kamera: Philipp Sichler
  • Szenenbild: Josef Sanktiohanser
  • Musik: Marcel Barsotti
Sat.1 und seine Filme, die sich über aktuelle Zeitgeschichte lustig machen: Nach der nicht auf den Kopf gefallenen Guttenberg-Geschichte «Der Minister» folgte 2014 die deutlich leichtfüßigere, etwas alberne, aber dennoch gelungene Komödie «Die Schlikkerfrauen». Nun nehmen Sat.1 und UFA Fiction den Fußballmanager und Steuerhinterzieher Uli Hoeneß ins Visier – und verfeuern jede Menge schwaches Pulver. Denn «Die Udo-Honig-Story» ist weder fähig, aus dem Werdegang des Metzgersohns eine profunde satirische Geschichte zu spinnen wie sie einst «Der Minister» darstellte, noch stellt der Neunzigminüter solch einen erfrischenden Filmspaß dar wie «Die Schlikkerfrauen». Stattdessen liefert Regisseur und Autor Uwe Janson gemeinsam mit seinem Schreibpartner David Ungureit eine lasche Klamaukparade ab.

Fußballmanager Udo Honig (Uwe Ochsenknecht) hat eine Steuersumme von 28 Millionen Euro hinterzogen und muss daher hinter Gittern. Sein letztes Interview vor Haftantritt bestreitet er mit dem von ihm gewohnten Selbstbewusstsein. Ach, Quatsch: Mit der von ihm gewohnten Arroganz. Auch hinter Gittern angelangt zeigt sich der Manager des FC Rot-Weiß Oberbayern mit überbetonter Souveränität. Dass ihn die anderen Insassen anpöbeln juckt ihn nicht: Für Udo Honig ist der Gefängnisaufenthalt nahezu 1:1 mit seinen beruflichen Herausforderungen zu vergleichen. Er kam mit pöbelnden Fans und genervten Fußballspielern zurecht, da kriegt er auch seine Mithäftlinge in den Griff. Zumal er mit seinem Zellengenossen Stefan (Max von Thun) eh schon einen glühenden Fan auf seiner Seite hat. Auch die Gefängnisleitung in Form von Direktor Moser (Heiner Lauterbach) hat er schnell in der Hand: Honig spielt den hilfsbereiten Neuankömmling und bringt die gefängniseigene Wurstproduktion auf Vordermann und gibt massig Börsentipps, womit er sich enorme Beliebtheit erarbeitet. Und selbst seine ihm lange zweifelnd gegenüberstehende Therapeutin (Shadi Hedayati) lässt sich von Udo letztendlich Honig ums Maul schmieren …

Während «Der Minister» über Biss verfügte und «Die Schlikkerfrauen» über Spritzigkeit, ist «Die Udo-Honig-Story» völlig plump geraten. Udo Honig macht eine Pervertierung des üblichen „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Plots durch und steigt vom Normaloinsassen zum Gefängnis-VIP auf. Die Grundidee ist arg naheliegend und wird auch sehr stringent durchgezogen, nur zuweilen wissen die Dialoge durch ihre kesse Art und Weise, wie Honig sich mit seinen Geschäftsgebaren hocharbeitet, zum Schmunzeln anzuregen. Umso peinlicher sind dafür die zahlreichen, wahllos eingearbeiteten Passagen, in denen die Filmemacher legendäre Momente aus Hoeneß' Karriere kopieren. Die „Parodien“ auf Hoeneß' Wutrede zum Thema VIP-Stadionplätze oder seine Stellungnahme zum Fall Daum gleichen eher den raren «Switch reloaded»-Rohrkrepierern, als dass sie diesen Film bereichern. Und auch sämtliche Szenen mit dem Vereinsvorstand, bestehend aus witzlosen FC-Bayern-Persiflagen, laufen teils ins Leere, teils auf magere Gags der Marke „Haha, Hoeneß ist dick“ hinaus. Dass zudem ausgerechnet der äußerst talentierte Hannes Jaennicke bei einer Beckenbauer-Parodie an seine Grenzen stößt, kommt diesen Sequenzen ebenfalls nicht zugute.

Nur gelegentlich sitzt dann doch einer der Seitenhiebe in dieser grell gefilmten Klamotte. Wenn Horst Seehofers Intoleranz gegenüber Meinungen, die seiner eigenen widersprechen, oder die grenzdebile Automaut-Idee attackiert werden, hat das zwar wenig mit dem eigentlichen Stoff zu tun, doch wenigstens treffen diese Passagen dank flotter Schreibe ihr Ziel. Schlussendlich ist es aber nur Uwe Ochsenknecht, der diesen mit einer inkonsistenten Absurdität inszenierten Film davor abhält, völlig in sich zusammenzufallen. Der «Das Boot»-Mime wahrt in den rein komödiantischen Passagen Würde, egal ob die Pointen sitzen oder nicht. Und ganz nebenher gelingt es ihm, seinem Udo Honig auch einen gewissen Grad an Verletzlichkeit mitzugeben, durch die seine Machtgier an Dimension gewinnt. Das Skript schneidet diese Zwiespältigkeit zwar wiederholt an, allerdings ist es angesichts der unsteten Qualität des Drehbuchs Ochsenknechts Performance allein zu verdanken, dass Honigs Vielschichtigkeit glaubwürdig rüber kommt.

Fazit: Der neuste Streich aus der Reihe an Sat.1-Satiren zum Zeitgeschehen verschießt einen entscheidenden Elfmeter: Die Hoeneß-Affäre dient hier nur als Vorlage für schalen Klamauk, der zudem nur selten zündet.

«Die Udo-Honig-Story» ist am 8. September 2015 ab 20.15 Uhr bei Sat.1 zu sehen
06.09.2015 11:50 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/80599