Die Kritiker: «Der Nachbar in meinem Beet»

Mit «Der Nachbar in meinem Beet» zeigt das ZDF am Sonntagmittag eine neue Garten-Doku-Soap. Beweist die Produktion neben einem grünen Daumen auch Qualitäten in Sachen Unterhaltung?

Die Ausstrahlungstermine im Überblick

  • Folge 1: Wermelskirchen (am 23.5. um 11.15 Uhr bei ZDFneo / am 24.5. um 13.15 Uhr im ZDF)
  • Folge 2: Grefrath (am 30.5. um 11.15 Uhr bei ZDFneo / am 31.5. um 13.15 Uhr im ZDF)
  • Folge 3: Freudenberg/Siegerland (am 6.6. um 11.15 Uhr bei ZDFneo / am 7.6. um 13.15 Uhr im ZDF)
  • Folge 4: Bochum (am 13.6. um 11.15 Uhr bei ZDFneo / am 14.6. um 13.15 Uhr im ZDF)
Gartensendungen sind bei den Öffentlich-Rechtlichen keine Seltenheit. So dürfen Gartenfreunde sich beispielsweise vom «MDR Garten», der «RBB Gartenzeit» oder «Querbeet durchs Gartenjahr» beraten lassen. Neben solchen Ratgebersendungen oder Doku-Soaps im Privatfernsehen wie VOX‘ «Ab ins Beet», fand eine Garten-Competition in der jüngeren Vergangenheit keinen Platz im Fernsehen. Mit «Der Nachbar in meinem Beet» will das ZDF dies nun ändern. Die Sendung, die vom Zweiten selbst als Factual Entertainment gekennzeichnet wird, soll für die nächsten vier Wochen «Bares für Rares» nach dem «ZDF-Fernsehgarten» am Sonntagmittag ersetzen. Das Konzept ist schnell erklärt: Zwei Nachbarfamilien steht ein Budget von jeweils 5000 Euro zur Verfügung, mit dem sie innerhalb von drei Tagen den Garten der jeweils anderen Familie nach ihren eigenen Vorstellungen umgestalten sollen. Hilfe erhalten die Hobby-Gärtner dabei von den Crews der Landschaftsgärtnermeister Frank Riese und Stefan Schatz. Letztere teilen sich auf die beiden Familien auf, planen zusammen mit ihnen ihre Änderungen im Garten und setzen die Ideen mit teils schwerem Gerät um. Nach Ablauf der drei Tage begutatchtet Juror und Experte Werner Küsters, ehemaliger Präsident des Bundesverbandes für Garten- und Landschaftsbau sowie ehemaliger Vizepräsident des Europäischen Verbandes für Garten- und Landschaftsbau, die Ergebnisse und ernennt eine Familie zum Siegerteam, das ein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro erhält.

Darin liegt auch das kleine Konzeptproblem des neuen Sonntagsformats. Zwar wird zu jeder Zeit deutlich, dass es sich bei der Sendung um einen Wettkampf handelt, statt wie ein Gegen- wirkt das Format jedoch eher wie ein Miteinander, schließlich hübschen die beiden Familien gegenseitig ihre Gärten auf, sodass von vornherein eine Win-Win-Situation entsteht. Das Preisgeld wirkt dabei wie ein Mittel zum Zweck, damit sich die Teams beim Umstyling der Gärten auch angemessen Mühe geben. Aber sei’s drum: Es muss ja nicht zu einer heiß umkämpften Konkurrenz ausarten, zumal die beiden Nachbarsfamilien in Folge eins sowieso eng miteinander befreundet sind – die Mütter beider Familien sind Schwestern. Allerdings geht dem Wettstreit damit auch die Dringlichkeit ab und der Zeitdruck wirkt nie wirklich belastend. Des Weiteren könnte durch das Eingreifen der Landschaftsgärtnermeister in den Wettbewerb, die den Familien unter die Arme greifen, das „Duell am Gartenzaun“ verzerrt werden. Die Geschwister Christine Derr und Katharina Harms, die mit ihren Familien zwei Doppelhaushälften in Wermelskirchen bewohnen, werden anfangs als wenig talentierte Gärtnerinnen eingeführt. Tatsächlich sind es später, wenn es um die Ideen für den Nachbarsgarten geht, zu einem großen Teil auch die Profi-Gärtner, die ihre Vorstellungen einbringen, ganz zu schweigen von der letztendlichen Umsetzung, die Gerätschaften erfordert, welche die Familien nicht einmal benutzen dürfen. Das wirft die Frage auf, ob der Zuschauer nicht gerade eigentlich eine Competition zwischen zwei Profi-Gärtnern verfolgt.

Dennoch funktioniert die neue Sendung gerade an einem entspannten Sonntagmittag prima, wenn man den Wettkampf-Aspekt nicht zu ernst nimmt. Ohnehin wird der letztendlichen Entscheidung, welche Familie seine Aufgabe besser erledigt hat, am Ende der Episode nicht allzu viel Bedeutung beigemessen. Die Ausführungen von Juror Werner Küsters im Angesicht beider Familien beschränken sich letzten Endes auf ein Minimum, die Übergabe des Preisgelds gerät zur Nebensache. Bei «Der Nachbar in meinem Beet» ist der Weg das Ziel und der Produktion merkt man, dass sie eher ein Feel-Good-Format sein will als ein erbitterter Wettstreit zwischen Nachbarn. Dabei ist der Gartenzaun das kontinuierlich wiederkehrende Element im On-Air-Design - nicht nur eine animierte Version dessen, die bei Szenenwechseln zum Einsatz kommt. Besagter Gartenzaun wird vor dem Duell zwischen beiden Gärten als Sichtschutz errichtet, damit die Teams nichts vom Fortschritt des jeweils anderen mitbekommen. Nur zur einmal stattfindenden „Zaunzeit“ öffnen sich die Lamellen des Zauns, sodass die Familien kurz einen Blick auf die bisherigen Errungenschaften des anderen Teams im eigenen Garten werfen können.

Um Missverständnissen vorzubeugen und stets klarzumachen, in welchem der Gärten sich die Produktion gerade befindet, erfolgt vor jedem Wechsel in den jeweils anderen Garten ein Split-Screen-Vergleich der beiden „grünen Wohnzimmer“ zusammen mit einem Schild in Garten-Optik, auf dem die Namen der jeweiligen Familien pranken. Zusätzlich tragen die Fachkräfte, die in den Gärten zu Werke gehen, einheitliche T-Shirts mit dem Namen der Familie, für die sie arbeiten. Besonders sehenswert wurde das anfängliche Planungsgespräch zwischen den Familien und Landschaftsgärtnern umgesetzt, das dann erfolgt, nachdem beide Familien gleich zu Beginn der Sendung erklärt haben, warum ihrer Gartenarbeit bislang so wenig Zeit zukam. Die Ideen der Teams werden dabei ansehnlich von 3D-Animationen dargestellt, ein Kommentar aus dem Off fasst das Vorhaben der Crews zusammen, sodass der Zuschauer zu jeder Zeit um die Pläne der Gärtner weiß.

In regelmäßigen Abständen schaltet sich auch Juror Werner Küsters ein. Im Interview kommentiert und bewertet er die Arbeit der Teams, gibt Hintergrundinformationen und erklärt, warum er Ideen gut oder schlecht findet. Viel Mühe gab sich «Der Nachbar in meinem Beet» zudem bei der Kamera-Arbeit. Aufnahmen aus der Vogelperspektive, bei denen die Kamera über beide aneinandergrenzende Gärten langsam hinwegschwebt geben einen weitaus besseren Überblick über die Vorgänge in den „grünen Wohnzimmern“ als die Einstellungen aus dem Garten selbst. Zeitrafferaufnahmen einer Weitwinkel-Kamera, die direkt über der Grenze zwischen beiden Gärten angebracht wurde, verdeutlichen den Fortschritt der Teams.

«Der Nachbar in meinem Beet» ist nicht trennscharf den Kategorien Wettbewerb oder Ratgebersendung zuzuordnen, gleichwohl die Produktion Elemente beider Labels vereint. Letzten Endes funktioniert die neue Sonntags-Sendung als entspanntes Unterhaltungsformat am besten und kommt damit einem «Ab ins Beet» doch recht nahe, auch durch die zeitgemäße musikalische Untermalung und den Off-Kommentar, gleichwohl es das ZDF-Format rein produktionstechnisch sehr viel besser macht als die VOX-Sendung. Gartenfreunde können sich inspirieren lassen und an einigen Stellen nützliche Tipps gewinnen. Insbesondere die anschauliche visuelle Aufmachung ist den Verantwortlichen gut gelungen.

«Der Nachbar in meinem Beet läuft im ZDF erstmals am 24. Mai ab 13.10 Uhr. Bereits einen Tag früher ist die Sendung ab 11.20 Uhr bei ZDFneo zu sehen.»
22.05.2015 18:47 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/78341