Nach «Avengers» ist vor «Avengers»

10 Facts about ... Marvels Zukunft: Endlich startet «Avengers: Age of Ultron» in den deutschen Kinos. Quotenmeter.de blickt anlässlich dessen nach vorn und klärt, was die Marvel Studios als nächstes vorhaben.

Die gesamte Kinolandschaft blickt auf die Marvel Studios und ihre 250-Millionen-Dollar-Produktion «Avengers: Age of Ultron»: Das Superhelden-Crossover gilt als einer der am heißesten ersehnten Filmstarts des Jahres und kann obendrein auf sehr positives Kritikerfeedback blicken. Obendrein ist das Spektakel ein wichtiger Wendepunkt innerhalb des 'Marvel Cinematic Universe'. Aber was steht als nächstes an? Quotenmeter.de hat sich durch Marvels Pläne gewühlt und beantwortet 10 Fragen über die Zukunft des Blockbuster-Lieferanten!

«Avengers: Age of Ultron» ist doch das Finale von 'Phase zwei', oder?
Nein. Obwohl die sogenannte 'Phase eins' an Marvel-Eigenproduktionen mit «Marvel's The Avengers» ihr Ende fand, endet Phase zwei nicht mit einem großen Crossover. Den Schlusspunkt von 'Phase zwei' markiert stattdessen Peyton Reeds «Ant-Man». Dies liegt daran, dass «Ant-Man» als thematische Klammer für alle seit «Iron Man 3» veröffentlichten Filme dieses Filmuniversums dienen soll, bevor die Marvel Studios 2016 einen neuen Fokus legen. Im Gespräch mit Slashfilm erläutert Studiochef Kevin Feige: „«Ant-Man» ist kein Nebengedanke. Die Einteilung unserer Filme in Phasen bedeutet mir und zahlreichen anderen Leuten sehr viel. «Captain America: Civil War» wird der Beginn von 'Phase drei' sein. [...] Und «Ant-Man» wird eine völlig unerwartete Schlussnote für 'Phase zwei' darstellen, weil er tief im 'Marvel Cinematic Universe' verwurzelt ist. Wir werden neue Figuren treffen und vieles über Hank Pym und seine Bedeutung innerhalb des 'MCU' erfahren. Gleichzeitig aber wird der Film da weitermachen, wo «Avengers: Age of Ultron» aufhört, etwa hinsichtlich dessen, dass bedeutende Helden wie die Avengers überall herkommen können.“

Bleibt Joss Whedon dem 'Marvel Cinematic Universe' erhalten?
Nein. Der Vertrag zwischen Marvel und «Buffy»-Erfinder Joss Whedon endet dieses Jahr, ohne dass der Autor und Regisseur Interesse daran zeigt, ihn zu verlängern. Whedon, der beide «Avengers»-Filme inszenierte, den ersten mitverfasste, den zweiten sogar im Alleingang geschrieben hat und darüber hinaus bei diversen Marvel-Filmen das Drehbuch aufpoliterte, behauptet, eine Pause vom Blockbuster-Machen zu benötigen. Gegenüber Entertainment Weekly erklärt Whedon: „Jeder Film, den ich je gemacht habe, ist ein Ensemblefilm von stetig wachsenden Ausmaßen. Und obwohl ich in «Avengers: Age of Ultron» (Szenenbild links) schon so viele Bälle jongliere, sind es bei «Avengers: Infinity War» sogar noch mehr. Ich werde nicht fähig sein, das zu leisten, was der Film braucht. Das ist ein Spiel für junge Kerle.“ Und im Interview mit IGN betont Whedon, dass er allmählich überarbeitet ist: „Ich habe mir einen Traum erfüllt, nun ist es Zeit, etwas anderes zu tun. Es ist Zeit, einen anderen Traum zu haben, und bei mir bedeutet das: Schlafen!“

Gehen Marvel und Whedon im Streit auseinander?
Wieder nein. Auch wenn Whedon sich via Twitter darüber äußerte, wie sehr er es bedauert, dass sein befreundeter Kollege Edgar Wright das Marvel-Projekt «Ant-Man» verlassen musste, hat Whedon sehr warme Worte für Kevin Feige übrig. In einer Pressekonferenz lobt Whedon den Marvel-Studiochef: „Er ist keineswegs daran interessiert, eine Formel zu kreieren. Er ist daran interessiert, ein Universum zu erschaffen. Wie lange er daran arbeiten wird? Hm, wohl bis er stirbt. Er strebt danach, neue Arten von Superheldenfilmen zu etablieren, Dinge, die in kein Schema passen.“ Und Buzzfeed zitiert Whedon: „Für Marvel zu arbeiten war die beste Erfahrung, die ich je mit einem Studio hatte. Ganz ehrlich, all das ist ein wahnsinniger Traum. Aber letztendlich ist es halt ein Marvel-Film, und ich habe noch andere Asse in meinem Ärmel. Hoffe ich, zumindest. Es sei denn, «Avengers: Age of Ultron» ist mein Schwanengesang. In dem Fall ist es immerhin ein verflucht riesiger Schwan!“

Wer hält stattdessen künftig bei Marvel die Fäden in der Hand?
Der Showrunner der Marvel Studios war von Beginn an Kevin Feige, der sämtliche 'MCU' Filme produzierte und dabei im Stile von Produzenten einer vergangenen Hollywood-Ära stets einen sehr direkten kreativen Einfluss nahm. Darüber hinaus ist Feige federführend bei der Gestaltung von Marvels weit vorausgedachten Zukunftsplänen. Tatsächlich: Joss Whedon war einschließlich ab «Thor» (Szenenbild rechts) eine Art Co-Showrunner, der die Drehbücher aller Filme überwachte und sicherstellte, dass Szenen, die zur filmübergreifenden Weltenbildung dienen, natürlich wirken. Diese Feige unterstützende Position scheint nach bisherigen Informationen jedoch mit Whedons Abgang wegzufallen. Die wohl wichtigsten Autoren von 'Phase drei' sind indes Christopher Markus & Stephen McFeely. Das Duo verfasst das Skript zu drei kommenden Marvel-Filmen: «Captain America: Civil War» (voraussichtlicher dt. Start: 5. Mai 2016), «Avengers: Infinity War – Teil 1» (26. April 2018) und «Avengers: Infinity War – Teil 2» (25. April 2019).

Werden in 'Phase drei' namhafte Regisseure an Bord sein?
Das hängt wohl davon ab, ab wann ein Regisseur als 'namhaft' angesehen wird. Aufgrund der hervorragenden Reaktion auf den von ihnen inszenierten Captain-America-Film «The Return of the First Avenger» sind die Gebrüder Anthony und Joe Russo mit einem Schlag zwei der gefragtesten Blockbuster-Verantwortlichen Hollywoods geworden. Trotz eines Drei-Jahres-Deals mit Sony Pictures, zu dem auch der Dreh eines neuen «Ghostbusters»-Abenteuers mit Channing Tatum zählt, bleiben die Russos Marvel treu: Sie stehen für die Regie von «Captain America: Civil War», «Avengers: Infinity War – Teil 1» und «Avengers: Infinity War – Teil 2» unter Vertrag. Außerdem schreibt und inszeniert Kultfilmer James Gunn das Sequel seines Riesenhits «Guardians of the Galaxy». Scott Derrickson, Regisseur von «Doctor Strange» (27. Oktober 2016), dürfte derweil vornehmlich Horrorfans ein Begriff sein. Darüber hinaus steht bislang kein weiterer Regisseur der ab 2016 angekündigten Marvel-Eigenproduktionen offiziell fest. Hartnäckige Gerüchte besagen zwar, dass Angelina Jolie «Captain Marvel» (25. Oktober 2018) inszenieren wird, die Glaubwürdigkeit der Quellen ist aber bestenfalls überschaubar. Realistischer ist, dass «Anchorman»-Macher Adam McKay einen künftigen Marvel-Film übernimmt. McKay wirkte am «Ant-Man»-Drehbuch mit und spätestens seither ist Kevin Feige ein ausgesprochener Fan.

Auf der nächsten Seite beantwortet Quotenmeter.de fünf weitere Fragen rund um die Zukunft des 'Marvel Cinematic Universe' und verrät unter anderem, wieso «Captain America: Civil War» ein Novum in der Kinogeschichte darstellen wird.

Worum dreht sich «Captain America: Civil War», der Beginn von 'Phase drei'?
Die 'Civil War'-Storyline ist eines der berühmtesten und einflussreichsten Events der Marvel-Comicgeschichte – und selbst wenn sich eingefleischte Comicleser bis heute darüber streiten, ob diese Saga qualitativ hochwertig erzählt ist, hat sie sich allein schon aufgrund ihrer Grundidee enormen Respekt erarbeitet: Die Regierung möchte den ausufernden Problemen mit Superhelden und Superschurken Einhalt gebieten und plant ein Gesetz, durch welches Wesen mit übermenschlichen Kräften streng reguliert werden.
Wir sind davon begeistert, eine Technologie-Vorreiterrolle einzunehmen und möchten das Geschichtenerzählen mittels dieser neuen Technologie so sehr weiterentwickeln, dass auch die Geschichte unseres Films kreativ vorangetrieben wird. Wenn man an einem Marvel-Film arbeitet, haben die Schauwerte selbstredend einen besonderen Wert und niemand ermöglicht es uns besser, diese zu liefern, als IMAX."
«Captain America: Civil War»-Co-Regisseur Joe Russo im Gespräch mit 'Variety'
Innerhalb des Avengers-Teams kommt es zu hitzigen Auseinandersetzungen über die Sinnhaftigkeit dieses Gesetzes, vor allem Steve Rogers/Captain America und Tony Stark/Iron Man geraten aufgrund dieser Frage aneinander. Als eines Tages eine schwere Tragödie stattfindet, verabschiedet die Regierung in Reaktion darauf eine rigorose Fassung des heiß debattierten Gesetzes. Nicht nur Iron Man und Captain America gehen sich deswegen endgültig an den Kragen – es kommt allerorts zu schweren Differenzen, die letztlich eine Art Bürgerkrieg zwischen Superhelden befeuern.

Aufgrund des eigenständigen Tonfalls des 'MCU' und der verfahrenen Lizenzlage, wegen der Marvel längst nicht alle bedeutenden Figuren der Comicvorlage auf der Leinwand nutzen kann, wird «Captain America: Civil War» diese Geschichte nur sehr lose adaptieren. Fest steht aber, dass die Regisseure Anthony und Joe Russo angesichts der epochalen Bandbreite dieser Story entschieden haben, mit «Captain America: Civil War» gleich zweifach neue Wege zu beschreiten: Es wird die erste Marvel-Eigenproduktion, die im IMAX-Format gedreht wird – und es wird zugleich der allererste Kinofilm, der eine neue Generation von Digitalkameras verwendet. Diese wurden von den Breitbild-Fachleuten von IMAX in Zusammenarbeit mit den Digitalkamera-Spezialisten der deutschen Firma Arri entwickelt und sollen es den Russos laut 'Variety' ermöglichen, „eine besonders spektakuläre“ Sequenz zum bestmöglichen visuellen wie erzählerischen Ergebnis umzusetzen (siehe auch Infobox).

Wie weit reichen noch die Verträge der wichtigsten Marvel-Stammschauspieler?
Sofern hinter verschlossenen Türen keine Neuverhandlungen stattfanden, stehen Robert Downey Jr. und Chris Evans noch für «Captain America: Civil War» und «Avengers: Infinity War» unter Vertrag. Chris Hemsworth ist für «Thor: Ragnarok» (27. Juli 2017) und «Avengers: Infinity War» vorgesehen, während Samuel L. Jackson vorerst noch zwei weitere Auftritte ausstehen hat. Bei Mark Ruffalo sind derweil noch vier offene Filme im Vertrag, bei Cobie Smulders noch fünf und ganze sieben Filme stehen noch für Chris Pratt (links, Szenenbild aus «Guardians of the Galaxy») aus. Sebastian Stan ist sogar für acht weitere Marvel-Kinoeinsätze angedacht. Einige andere Marvel-Darsteller verhandeln auf einer Film-zu-Film-Basis. Allerdings ist nicht garantiert, dass Marvel seine Verträge mit Darstellern komplett ausreizt: Hugo Weaving etwa unterschrieb, als er für «Captain America – The First Avenger» gecastet wurde, einen Langzeitvertrag für drei Filme. Da er daraufhin aber zu Protokoll gab, seiner Rolle des Red Skull nichts weiteres mehr hinzufügen zu können, lässt Marvel diesen Deal ruhen. In Weavings Worten: „Obwohl ich froh bin, dass ich den Film gedreht habe, ist es nichts, was ich wiederholen möchte. Ich habe für mehrere Filme unterschrieben, und ich glaube, sie könnten mich zwingen, den Vertrag zu erfüllen. Aber das ist nichts, wonach ihnen der Sinn steht. Sie wollen niemanden zu etwas nötigen und ich habe mein gefühltes Soll an dieser Art von Filmen erfüllt.“

Wie sieht es mit Spider-Man aus?
Jahrelang hielt Sony Pictures die Filmrechte am von Marvel Comics erschaffenen Superhelden, doch aufgrund der giftigen Fanresonanz auf «The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro» ist Sony an die Marvel Studios herangetreten. Nunmehr teilen sich beide Studios die kreative Kontrolle über den Netzschwinger, der 2017 einen neuen Einzelfilm erhält. Dieser stellt einen Neustart der Spider-Man-Saga dar und ist Teil des 'Marvel Cinematic Universe'. Zuvor soll der neue Spider-Man, der dieses Mal konsequent als 15- oder 16-jähriger dargestellt wird, einen Gastauftritt in einem anderen Marvel-Film absolvieren. «The Cabin in the Woods»-Macher Drew Goddard wird voraussichtlich Regie führen und das Drehbuch verantworten.

Wie lange bleibt Kevin Feige noch bei den Marvel Studios?
Der 41-Jährige verriet kürzlich in einem Interview mit dem Filmblog Collider, dass sein Vertrag 2018 endet. Experten mutmaßen aber, dass Feige seinen Dienst bei Marvel verlängern wird: Schon jetzt kündigte Feige Produktionen bis ins Jahr 2019 hinein an, und es wäre für einen erfolgreichen Studioboss ungewöhnlich, freiwillig abzutreten, ehe sämtliche seiner Projekte angelaufen sind. Ein mögliches Szenario, dass Feige weglocken könnte, existiert trotzdem: Branchenkenner sehen Feige seit Jahren auf der Kandidatenliste für die Nachfolge des Disney-CEOs Bob Iger, der den Unterhaltungsgiganten bis Juni 2018 leiten wird. Dann wird sich zeigen, ob Film-Franchisespezialist Feige seinem Metier treu bleibt oder zum Leiter des ganzen Disney-Konzerns aufsteigen will respektive darf.

Gibt es überhaupt noch Raum für Überraschungen?
Ja. Obwohl Marvel bis ins Jahr 2019 einige Starttermine für sich in Anspruch genommen hat und auch ankündigte, welche Filme das Studio in Angriff nehmen will, ist Marvel noch immer flexibel. Dies zeigte sich etwa, als wenige Wochen nach vollständiger Ankündigung der Pläne für 'Phase drei' bekannt wurde, dass Marvel die Figur des Spider-Man in sein Filmuniversum einarbeiten darf. Unmittelbar nach dieser Meldung kam ein neuer 'Phase drei'-Terminkalender ans Tageslicht. Laut Kevin Feige hält Marvel stets einige Alternativen parat und kann daher jederzeit mit durchdachten Planänderungen überraschen: „Wir haben oftmals zahlreiche Optionen ausgearbeitet, für den Fall, dass etwas nicht aufgeht“, erklärt Feige gegenüber Slashfilm. Einzelfilme für Fanfavoriten wie Black Widow oder Falcon sind demnach weiterhin nicht völlig auszuschließen.
23.04.2015 12:40 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/77774