72. Golden Globes: «Boyhood» räumt ab

Das Coming-of-Age-Drama «Boyhood» gewinnt drei der begehrten Trophäen. Bei den TV-Kategorien muss «True Detective» eine Schlappe verdauen.

Enttäuschungen und positive Überraschungen - Ein Kurz-Kommentar

Die Golden Globes sind seit jeher lockerer als die Academy Awards – was sich zumeist in frecheren Sprüchen der Laudatoren oder Moderatoren äußert. Zuweilen bedeutet es aber, so wie bei den Golden Globes 2015, dass die Hollywood-Stars freier über ihre politischen Sorgen und Hoffnungen sprechen. Dass die Themen Pressefreiheit, Fanatismus und Intoleranz aber fast schon den Abend dominieren, hätte vorab wohl niemand erwartet. Hut ab, dass sich die Anwesenden so häufig über relevante gesellschaftliche Fragen geäußert haben!


Hinsichtlich der Gewinner und Verlierer erstaunt vor allem, dass Rosamund Pike, der von vielen Experten ein klarer Durchmarsch bis zum Oscar vorhergesagt wurde, leer ausging. Bleibt zu hoffen, dass die «Gone Girl»-Hauptdarstellerin an anderer, prominenter Stelle dennoch Anerkennung erlangen wird. Auch damit, dass die Dominanz von «The LEGO Movie» gebrochen wurde, der bereits mit kleineren Awards überhäuft wurde, bringt nochmal Spannung ins Oscar-Rennen. An «Boyhood» dagegen sollte von nun an bei Oscar-Prognosen in der Hauptkategorie kaum ein Weg mehr vorbeiführen.
Sidney Schering
In der Nacht vom 11. auf den 12. Januar 2015 wurden in Beverly Hills zum 72. Mal die Golden Globes verliehen. In der Kinosparte unterstrich die glamouröse Veranstaltung die Dominanz des Coming-of-Age-Dramas «Boyhood» in der aktuellen Awardsaison. Richard Linklaters im Laufe von zwölf Jahren gedrehte Produktion über das Erwachsenwerden gewann die Preise für das beste Filmdrama, die beste Regie eines Kinofilms und für die beste Nebendarstellerin (Patricia Arquette). Als beste Kinokomödie wurde nicht der große Favorit «Birdman» ausgezeichnet, dem einige Experten auch mehrere Oscar-Siege zutrauen, sondern Wes Andersons Überraschungserfolg «Grand Budapest Hotel». «Birdman», ein schwarzhumoriger Blick auf die Schauspielbranche und die heutige Obsession rund um Superheldenfilme, erhielt dennoch zwei Auszeichnungen. Eine weitere Überraschung: Nicht «The LEGO Movie» gewann den Preis als bester Animationsfilm, sondern «Drachenzähmen leicht gemacht 2».

Im TV-Sektor ging die gefeierte Mini-Serie «True Detective» komplett leer aus, dafür erhielt die ebenfalls herausragend besprochene Produktion «Fargo» zwei Auszeichnungen, und zwar als beste Mini-Serie und für den besten Hauptdarsteller einer Mini-Serie. Auch die Amazon-Serie «Transparent» und das Showtime-Drama «The Affair» wurden in zwei Kategorien prämiert. Der britische Erfolg «Downton Abbey» bekam einen Globe für die beste TV-Nebendarstellerin, und zwar für die Performance von Joanne Froggatt.

Nachfolgend finden Sie eine Liste sämtlicher Preisträger des Abends

Fernsehkategorien
Beste TV-Serie - Drama
- «The Affair» (Showtime)
- «Downton Abbey» (PBS)
- «Game of Thrones» (HBO)
- «The Good Wife» (CBS)
- «House of Cards» (Netflix)

Beste Schauspielerin - Drama
- Claire Danes für «Homeland» (Showtime)
- Robin Wright für «House of Cards» (Netflix)
- Ruth Wilson für «The Affair» (Showtime)
- Viola Davis für «How to Get Away with Murder» (ABC)
- Julianna Margulies für «The Good Wife» (CBS)

Bester Schauspieler - Drama
- Clive Owen für «The Knick» (Cinemax)
- Liev Schreiber für «Ray Donovan» (Showtime)
- Kevin Spacey für «House of Cards» (Netflix)
- James Spader für «The Blacklist» (NBC)
- Dominic West für «The Affair» (Showtime)

Beste TV-Serie - Musical oder Comedy
- «Girls» (HBO)
- «Jane the Virgin» (The CW)
- «Orange is the New Black» (Netflix)
- «Silicon Valley» (HBO)
- «Transparent» (Amazon)

Beste Schauspielerin – Musical oder Comedy
- Lena Dunham für «Girls» (HBO)
- Edie Falco für «Nurse Jackie» (Showtime)
- Julia Louis-Dreyfus für «Veep» (Showtime)
- Gina Rodriguez für «Jane the Virgin» (The CW)
- Taylor Schilling für «Orange is the New Black» (Netflix)

Bester Schauspieler – Musical oder Comedy
- Louie C.K. für «Louie» (FX)
- Don Cheadle für «House of Lies» (Showtime)
- Ricky Gervais für «Derek» (Netflix)
- William H. Macy für «Shameless» (Showtime)
- Jeffrey Tambor für «Transparent» (Amazon)

Beste Miniserie oder Fernsehfilm
- «Fargo» (FX)
- «The Missing» (Starz)
- «The Normal Heart» (HBO)
- «Olive Kitteridge» (HBO)
- «True Detective» (HBO)

Beste Schauspielerin in einer Miniserie oder einem Fernsehfilm
- Maggie Gyllenhaal für «The Honorable Woman» (Sundance)
- Jessica Lange für «American Horror Story: Freak Show» (FX)
- Frances McDormand für «Olive Kitteridge» (HBO)
- Frances O'Connor für «The Missing» (Starz)
- Allison Tolman für «Fargo» (FX)

Bester Schauspieler in einer Miniserie oder einem Fernsehfilm
- Martin Freeman für «Fargo» (FX)
- Woody Harrelson für «True Detective» (HBO)
- Matthew McConaughey für «True Detective» (HBO)
- Mark Ruffalo für «The Normal Heart» (HBO)
- Billy Bob Thornton für «Fargo» (FX)

Beste Nebendarstellerin in einer Serie, Miniserie oder einem Fernsehfilm
- Uzo Aduba für «Orange is the New Black» (Netflix)
- Kathy Bates für «American Horror Story: Freak Show» (FX)
- Joanne Froggatt für «Downton Abbey» (PBS)
- Allison Jannes für «Mom» (CBS)
- Michelle Monaghan für «True Detective» (HBO)

Bester Schauspieler in einer Serie, Miniserie oder einem Fernsehfilm
- Matt Bomer für «The Normal Heart» (HBO)
- Alan Cumming für «The Good Wife» (CBS)
- Colin Hanks für «Fargo» (FX)
- Bill Murray für «Olive Kitteridge» (HBO)
- Jon Voight für «Ray Donovan» (Showtime)

Kinokategorien
Bestes Drama
- «Boyhood»
- «Foxcatcher»
- «The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben»
- «Selma»
- «Die Entdeckung der Unendlichkeit»

Bester Schauspielerin in einem Drama
- Jennifer Aniston für «Cake»
- Felicity Jones für «Die Entdeckung der Unendlichkeit»
- Julianne Moore für «Still Alice»
- Rosamund Pinke für «Gone Girl - Das perfekte Opfer»
- Reese Witherspoon für «Der große Trip - Wild»

Bester Schauspieler in einem Drama
- Steve Carell für «Foxcatcher»
- Benedict Cumerbatch für «The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben»
- Jake Gyllenhaal für «Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis»
- David Oyelowo für «Selma»
- Eddie Redmayne für «Die Entdeckung der Unendlichkeit»

Beste Komödie oder Musical
- «Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)»
- «Grand Budapest Hotel»
- «Into the Woods»
- «Pride»
- «St. Vincent»

Beste Schauspielerin in einer Komödie oder einem Musical
- Amy Adams für «Big Eyes»
- Emily Blunt für «Into the Woods»
- Helen Mirren für «Madame Mallory und der Duft von Curry»
- Julianne Moore für «Maps to the Stars»
- Quvenzhané Wallis für «Annie»

Bester Schauspieler in einer Komödie oder einem Musical
- Ralph Fiennes für «Grand Budapest Hotel»
- Michael Keaton für «Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)»
- Bill Murray für «St. Vincent»
- Joaquin Phoenix für «Inherent Vice»
- Christoph Waltz für «Big Eyes»

Bester Animationsfilm
- «Baymax - Riesiges Robowabohu»
- «Manolo und das Buch des Lebens»
- «Die Boxtrolls»
- «Drachenzähmen leicht gemacht 2»
- «The LEGO Movie»

Bester fremdsprachiger Spielfilm
- «Höhere Gewalt» (Schweden)
- «Get: The Trial of Vivane Amsalem» (Israel)
- «Ida» (Polen und Dänemark)
- «Leviathan» (Russland)
- «Mandariinid» (Estland)

Beste Nebendarstellerin
- Patricia Arquette für «Boyhood»
- Jessica Chastain für «A Most Violent Year»
- Keira Knightley für «The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben»
- Emma Stone für «Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)»
- Meryl Streep für «Into the Woods»

Bester Nebendarsteller
- Robert Duvall für «Der Richter - Recht oder Ehre»
- Ethan Hawke für «Boyhood»
- Edward Norton für «Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)»
- Mark Ruffalo für «Foxcatcher»
- J. K. Simmons für «Whiplash»

Bester Regisseur
- Wes Anderson für «Grand Budapest Hotel»
- Ava Duvernay für «Selma»
- David Fincher für «Gone Girl - Das perfekte Opfer»
- Alejandro González Iñárritu für «Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)»
- Richard Linklater für «Boyhood»

Bestes Drehbuch
- Wes Anderson für «Grand Budapest Hotel»
- Gillian Flynn für «Gone Girl - Das perfekte Opfer»
- Alejandro González Iñárritu, Alexander Dinelaris und Armando Bo für «Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)»
- Richard Linklater für «Boyhood»
- Graham Moore für «The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben»

Bester Score
- Alexandre Desplat für «The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben»
- Jóhann Jóhannsson für «Die Entdeckung der Unendlichkeit»
- Trent Reznor und Atticus Ross für «Gone Girl - Das perfekte Opfer»
- Antonio Sanchez für «Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)»
- Hans Zimmer für «Interstellar»

Bester Song
- Lana Del Rey mit "Big Eyes" für «Big Eyes»
- John Legend und Common mit "Glory" für «Selma»
- Patti Smith und Lenny Kaye mit "Mercy Is" für «Noah»
- Greg Kurstin, Sia Furler und Will Gluck mit "Opportunity" für «Annie»
- Lorde mit "Yellow Flicker Beat" für «Die Tribute von Panem - Mockingjay: Teil 1»
12.01.2015 07:40 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/75605