Sony kippt die kontroverse Komödie «The Interview»

Nach Drohungen anonymer Hacker schmeißt das Filmstudio die Komödie, in der zwei von Seth Rogen und James Franco gespielte Journalisten Kim Jong-un zu töten versuchen, aus dem Programm.

Über «The Interview»

James Franco spielt in «The Interview» einen oberflächlichen Talkmoderator, der vom nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un zu einem Exklusivinterview eingeladen wird. Zuvor werden der unfähige Journalist und sein Produzent (Seth Rogen) vom CIA abgefangen. Der Geheimdienst zwingt das Duo, Kim Jon-un zu töten ...
Sony Pictures kommt einfach nicht raus aus den Schlagzeilen. Vor wenigen Wochen wurde das Filmstudio Opfer einer umfangreichen Hacker-Attacke, bei der sich die Täter Zugang zu privaten Mails von Sony-Angestellten sowie zu zahlreichen firmeninternen Daten verschafften. Darüber hinaus gelangten durch den Hacker-Angriff fünf Sony-Produktionen in ihrer endgültigen Fassung und in Kinoqualität ins Netz. Am Mittwoch machte die anonyme Gruppe erneut auf sich aufmerksam: Sie drohte, Anschläge auf die Weltpremiere der Komödie «The Interview» zu verüben. Auch US-Lichtspielhäuser, die den Film regulär zeigen, stünden auf der Liste möglicher Ziele.

Nachdem Sony die Premiere sowie PR-Auftritte der Hauptdarsteller James Franco und Seth Rogen absagte, stellte der Verleih den US-Kinoketten frei, ob sie den Film ab kommender Woche vorführen, oder ohne Repressionen aus den mit Sony geschlossenen Verträgen aussteigen wollen. Aber nur wenige Stunden später fällten die Studiobosse den Entschluss, den für den 25. Dezember geplanten Filmstart in Nordamerika völlig zu kippen. In einem Pressestatement stellt Sony klar: „Angesichts dessen, dass ein Großteil der Kinobetreiber entschieden hat, «The Interview» nicht zeigen zu wollen, werden wir nicht weiter am geplanten Kinostart festhalten. Wir respektieren und verstehen den Beschluss unserer Geschäftspartner und selbstredend teilen wir ihr vorrangiges Interesse an der Sicherheit von Kinomitarbeitern und -besuchern.“

Weiter heißt es: „Diejenigen, die uns attackiert haben, entwendeten geistiges Eigentum, private Mails und vertrauliche Informationen, außerdem versuchten sie, unsere Moral und unseren Kampfgeist zu zerstören. All das, so scheint es, bloß um den Start eines Films zu vermeiden, der ihnen missfällt. Wir sind durch diese harschen Taten, die unserer Firma, unseren Angestellten und der amerikanischen Öffentlichkeit schaden sollen, zutiefst erschüttert.“ Ob auch die europäischen Sony-Niederlassungen den Film zurückziehen, ist derzeit nicht beschlossen. Bislang plante Sony Deutschland mit einer Veröffentlichung am 5. Februar 2015.

Andere Studios folgen bereits Sonys Vorbild. New Regency gab im Fahrwasser der «The Interview»-Entwicklungen bekannt, dass sämtliche Arbeiten am schwarzhumorigen Thriller «Pyongyang» eingestellt wurden. Der von «Fluch der Karibik»-Regisseur Gore Verbinski (Foto links) inszenierte Film sollte im Frühjahr 2015 mit seinen Dreharbeiten beginnen und davon handeln, wie ein US-Amerikaner (Steve Carell) Nordkorea besucht und dort von finsteren Gestalten verfolgt wird. Ganz anders reagiert das Alamo Drafthouse. Das traditionsreiche Kino entgegnet Sonys Entscheidung mit Galgenhumor und nimmt anstelle von «The Interview» in der Weihnachtswoche Trey Parkers und Matt Stones Puppensatire «Team America: World Police» ins Programm auf. In der Produktion aus dem Jahr 2004 bekämpft eine aufgedrehte amerikanische Sondereinheit den damaligen nordkoreanischen Herrscher Kim Jong-il.
18.12.2014 00:37 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/75185