Die Kino-Kritiker: «The Equalizer»

In seinen mittlerweile über 50 Spielfilm-Rollen hat Denzel Washington nicht selten eine actiongeladene One-Man-Show abgeliefert. So auch in «The Equalizer» von Antoine Fuquat, für den er schon 2001 bei «Training Day» vor der Kamera stand.

Filmfacts: «The Equalizer»

  • Kinostart: 09. Oktober 2014
  • Genre: Thriller
  • FSK: 16
  • Laufzeit: 131 Min.
  • Kamera: Mauro Fiore
  • Musik: Harry Gregson-Williams
  • Buch: Richard Wenk
  • Regie: Antoine Fuqua
  • Darsteller: Denzel Washington, Marton Csokas, Chloë Grace Moretz, David Harbour, Haley Bennett, Bill Pullman
  • OT: The Equalizer (USA 2014)
Im Jahre 2014 feiert der Oscar-nominierte New Yorker Denzel Washington nicht nur seinen sechszigsten Geburtstag, auch seine mittlerweile über fünfzig Rollen umfassende Karriere zelebriert heuer ein beachtliches Jubiläum: Der Akteur, dem mit der Hauptrolle in der Grisham-Verfilmung «Die Akte» der internationale Durchbruch gelang, ist mittlerweile seit genau vierzig Jahren im Schauspielbusiness aktiv und so sehr es auch nach einer Floskel klingen mag, so beweist Washington in seiner neusten Hauptrolle einmal mehr, dass er trotz des gesetzten Alters noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Ganz im Gegenteil: Mit dem reichlich viel Superheldenpathos schnuppernden Protagonisten Robert McCall in «The Equalizer» könnte dem Schauspieler die Formung einer neuen Kultfigur gelingen. Zwar ist diese lange nicht neu – ist die 18. Regiearbeit von Antoine Fuqua doch nicht mehr als die Leinwandadaption einer Actionserie der späten Achtzigerjahre. Die damals bei RTL ausgestrahlte CBS-Produktion konnte in ihren vier Jahren ganze 88 Folgen vorweisen und wurde mit einem Golden Globe für den besten männlichen Hauptdarsteller ausgezeichnet, dessen Job damals noch der 2009 verstorbene, britische Mime Edward Woodward innehatte. Da sich «The Equalizer» damals eine recht ordentliche Fanbase aufbauen konnte, sind die Fußstapfen, in welche Denzel Washington zu treten hat, groß. Doch trotz Anpassung an aktuelle Sehgewohnheiten gelingt der zweiten Washington-Fuqua-Kooperation nach «Training Day» ein fesselnder Blockbuster-Thriller mit Anspruch und hollywooduntypisch brachialer Gewaltdarstellung.

Robert McCall (Denzel Washington), ein ehemals verdeckt operierenden Agent eines Spezialkommandos, hat einst seinen Tod vorgetäuscht, um in Boston ein ruhiges Leben als Baumarkt-Mitarbeiter leben zu können. Als der sympathische Gutmensch eines Tages aus seinem selbstgewählten Ruhestand zurückkehrt, um ein junges Mädchen namens Teri (Chloë Grace Moretz) zu retten, steht er plötzlich ultragewalttätigen russischen Gangstern gegenüber. Während er sich an denen rächt, die sich brutal an Hilflosen vergreifen, erwacht McCalls Gerechtigkeitssinn zu neuem Leben. Denn wenn jemand ein Problem hat, sich die ganze Welt gegen ihn verschworen hat, und er sich an niemanden sonst wenden kann, wird McCall ihm helfen: Er ist der Equalizer.

Um festzustellen, dass Denzel Washington als alleiniger Bestreiter popcorntauglicher Actionkost funktioniert, genügt ein Blick auf seine Vita: Filme wie «Out of Time», «Mann unter Feuer» oder auch «Die Entführung der U-Bahn Pelham 123» unterscheiden sich nur marginal in Optik, Erzählweise und Härtegrad. Damit avancierte Washington zum echten Kassenmagneten, bewahrte sich durch Darbietungen in Filmen wie «Flight» jedoch seinen Status als Charaktermime und wurde für letzteren gar für einen Academy Award nominiert. «The Equalizer» reiht sich nun wieder in die Reihe bleihaltiger Genrevertreter ein, ist dabei jedoch weitaus weniger für die breite Masse konzipiert, als man es der Produktion zunächst zutrauen mag. Mit einem ansehnlichen Starensemble bestückt und mithilfe einer Allerwelts-Actionfilm-Marketingkampagne beworben, beschleicht einen erst im Kinosaal der Verdacht, dass «The Equalizer» weitaus mehr kann, als nach gängigen Hollywoodmechanismen zu unterhalten. Zwar finden sich durchaus Blockbustervertreter in der Produktion wieder, von denen sich Antoine Fuqua überdeutlich hat inspirieren lassen, doch insgesamt folgt der Film seinen ganz eigenen Prinzipien.

Schon der erste Besetzungscoup sorgt für Erstaunen: Die zarte Jungdarstellerin Chloë Grace Moretz, die derzeit auch in dem kitschigen Teenie-Drama «Wenn ich bleibe» zu sehen ist, setzt auf ihre kompromisslose Darstellung der Superheldin Hitgirl aus «Kick-Ass» noch eines drauf und mimt mit einem beachtlichen Mut zur Hässlichkeit eine Prostituierte, der das Leben nicht wohlgesonnen ist. Dabei zelebriert die aufstrebende Aktrice eine solch gestörte Weltanschauung, dass man regelrecht froh ist, dass diese bloß Bestandteil ihrer zunächst wenig attraktiv anmutenden Rolle ist. So ist Moretz auch die Einzige, der es gelingen kann, dem Hauptdarsteller Washington für die kurzen Momente ihres mit nur wenig Screentime gesegneten Auftritts die Show zu stehlen. Ansonsten gehört die Bühne ganz dem 59-jährigen Schauspieler, der in «The Equalizer» zum dritten Mal auch als Produzent fungiert.

Mit der Rolle des sympathischen Robert McCall formt Wahington einen fast unwirtlich heldenhaft auftretenden Allerweltstypen, dem die Arbeit im Baumarkt ebenso spielerisch von der Hand geht, wie die gewalttätige Rache an bitterbösen Widersachern. Dass es der actionerprobte Drehbuchautor Richard Wenk («The Expendables 2») in manchen Punkten ein wenig damit übertreibt, seinen Protagonisten auch wirklich von jeder erdenklichen Seite als Gutmenschen darzustellen, stört dabei nur sekundär. Umso mehr sticht dadurch schließlich die charakteristische Bandbreite McCalls heraus; der moralisch nach den richtigen Werten handelnde Ex-Agent geht einerseits mit extremer Härte gegen die Verbrecher vor, hat jedoch jederzeit ein lohnenswertes Ziel vor Augen. Erst recht, da die Identitätsfrage um McCall bis zum Schluss nicht vollständig aufgeklärt wird, rutscht der Zuschauer mitten hinein in ein moralisches Dilemma, das ihn immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob man die Taten McCalls tatsächlich gutheißen kann. Dazu passt auch der fast durchgehend humorbefreite Tonfall: Anders als der Durchschnittsblockbuster des neuen Jahrtausends verzichtet das Skript auf allzu viele coole Sprüche und setzt lieber auf ganz punktuelle, zynische Kommentare seitens der Figuren.

Unterstrichen wird dieser Kontrast vor allem visuell. Tritt McCall aus seinem unspektakulär und bodenständig von Kameramann Mauro Fiore («Runner Runner») eingefangenen Alltag heraus, nehmen die Bilder eine elegante, von dunklen Farben und starken Kontrasten geprägte Atmosphäre an. Während Fiore besonders in den Dialogszenen mit der Mafia und auf den nächtlichen Straßen der Stadt eine unverfälschte Stimmung gelingt, die bisweilen ein wenig an Nicolas Winding Refns «Drive» erinnert, schaffen die Macher besonders in Richtung Schlussakt verstärkt vom US-Hollywoodkino geprägte Szenerien mit viel Zeitlupe, lauten Explosionen und Hochglanz-Close-Ups. Damit zieht Regisseur Fuqua die dynamische Konsequenz innerhalb seines Werkes leider nicht bis zum Ende durch und lässt zu, dass das Finale von «The Equalizer» nicht all seine dramaturgischen Karten vollständig ausspielen kann. Dafür überzeugt hier vor allem das Setting: Mit welcher Kreativität sowohl Fuqua als auch Denzel Washington die Kulisse eines Baumarkts nach Ladenschluss auszunutzen wissen, ist höchst amüsant und trotz heftiger Gewaltspitzen durchweg unterhaltsam. Wenn der Hauptdarsteller zu Bunsenbrenner, Hammer und Bohrmaschine greift, dürfte das zuständige Studio bei der FSK-Prüfung die Daumen wohl etwas fester gedrückt haben als sonst. Trotz dessen gestaltet sich «The Equalizer» nie voyeuristisch; in den vermeintlich schmerzhaften Gewalttaten überlässt der Macher das Geschehen in den meisten Fällen der Fantasie des Zuschauers.

Neben Washington, dessen Philosophie und Gerechtigkeitssinn an eine Mischung aus John McClane und einem übellaunigen James Bond erinnert, und der beeindruckend erwachsenen Chloë Grace Moretz stechen vor allem zwei Darsteller hervor: Da wäre zum einen der hierzulande noch recht unbekannte Johnny Skourtis («Glee») in der Rolle von McCalls liebenswertem Arbeitskollegen, dessen unbedarft positive Art alsbald regelrecht ansteckend ist. Auf der anderen Seite überzeugt «Herr der Ringe»-Star Marton Csokas als knallharter Bösewicht Teddy, der seine fehlende Körpermasse mit einem stechendem Blick und schwerem Gang ausgleicht. Obgleich Robert McCall seinem Gegenüber stets überlegen scheint, begegnen sich er und Teddy auf Augenhöhe. Zum Highlight wird ein Gespräch in einem Restaurant, bei dem sich die rhetorisch begabten Widersacher ein spannendes Rededuell liefern.

Fazit: Antoine Fuqua gelingt mit seinem harten Actionthriller «The Equalizer» ein eindringlicher Genrebeitrag, der mit einem einprägsamen Hauptdarsteller und einer unberechenbaren Story aufwartet. Schade, dass die Macher gen Ende hin nicht auf den Fanservice für Liebhaber konventioneller Hollywood-Action verzichten wollen.

«The Equalizer» ist ab dem 9. Oktober bundesweit in den Kinos zu sehen.

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Für welchen Film war Denzel Washington im vergangenen Jahr für den Oscar nominiert?

Tipp: Der Titel findet sich auch in der obigen Filmkritik.
Teilnahmeschluss ist am 19. Oktober 2014 um 23:59 Uhr. Viel Glück!

Weitere Informationen zu den Teilnahmebedingungen findet ihr unter http://tinyurl.com/QuotenmeterGewinn.
07.10.2014 16:30 Uhr  •  Antje Wessels Kurz-URL: qmde.de/73561