Darts im TV: Das Spiel des kleinen Mannes

Themenwoche: Der Dartsport ist auf dem Vormarsch. Worin liegt die Faszination für Darts und wie beliebt sind die Fernsehübertragungen? Quotenmeter.de hat die Zahlen und sprach mit Sport1-Dartskommentator Elmar Paulke.

Zur Person Elmar Paulke

Elmar Paulke wurde am 13. März 1970 in Bergisch Gladbach geboren. Nach einem abgeschlossenen Sportstudium stieg er 1996 bei DSF, dem heutigen Sport1, ein und kommentierte bereits ab 1998 Sportübertragungen wie Tennis. Den meisten Zuschauern ist er als Darts-Experte bekannt, wobei er erstmals 2004 mit dem Beginn der Darts-Ausstrahlung seitens Sport1 zu größerer Aufmerksamkeit gelangte. Für eine Boris Becker-Doku erhielt er den bayerischen Fernsehpreis, neben seiner Kommentatorentätigkeit schrieb er zwei Bücher über den Dartsport.
Ein Brite, Anfang 50, tritt vor. Er ist Aushängeschild einer ganzen Sportart und der bislang erfolgreichste Spieler. „The Power“, wie er genannt wird, offenbart jedoch auch Kontraste, er ist zwar Profi-Sportler, aber sein Alter und seine Statur sprechen eine andere Sprache. Der bierbäuchige Phil Taylor wird dennoch von gefüllten Hallen wie ein Held gefeiert, wenn der Ansager röhrend verkündet: „One-hundred and eightyyy!“ Dann hat der heutige Multimillionär Taylor mal wieder die höchste Punktzahl in einer Runde seines geliebten Dartsports geworfen, der zwar bei weitem nicht zu den ästhetischsten und körperlich anspruchsvollsten Sportarten auf Mutter Erde gehört, den aber dennoch eine Faszination umgibt, die alle großen Veranstaltungen zu einem Fanfest werden lassen.

Die Stimmung in den Hallen ist feuchtfröhlich, wenn einmal wieder ein wichtiges Turnier ansteht. Dartfans halten Schilder hoch, grölen, frönen dem Alkohol und haben eine Menge Spaß. Viele sind nur wegen der Stimmung gekommen. Was in Deutschland lange Zeit nur als Kneipensport bekannt war, erlangte bereits vor längerer Zeit die Aufmerksamkeit etlicher Deutscher, bei denen der Sport in ihrem Ansehen stieg, nicht zuletzt durch Fernsehübertragungen, die ihnen die Wettbewerbe näherbrachten. Vielleicht gerade weil der Dartsport nichts weiter als Geschick erfordert und jeder ihn spielen kann, erfreut er sich so hoher Beliebtheit. Dieser Tage sind Darts-Übertragungen im deutschen Fernsehen außerordentlich erfolgreich. Sport 1 widmet sich den Ausstrahlungen um die fliegenden Pfeile, begleitet vom Kommentar Elmar Paulkes.

Dieser versammelt auf seiner Facebook-Plattform aktuell über 50.000 Fans, die durch die Darts-Übertragungen auf ihn aufmerksam geworden sind. Gegenüber Quotenmeter.de relativiert dieser die Popularität um seine Person: „Ich habe versucht, mich intensiv in dieses Thema hineinzuarbeiten und möglichst nah an der internationalen Darts-Szene dran zu sein. Über Anerkennung aus der deutschen Darts-Gemeinde freue ich mich natürlich.“ Enorm wichtig für kleine Sportarten seien grundsätzlich eine kontinuierliche TV-Präsenz, um den Bekanntheitsgrad zu steigern. Darts habe durch Sport1 stark an Popularität gewonnen. Eine Plattform bietet Sport1 dem Sports auch weiterhin.

Es liegt wohl zum einen daran, dass jeder schon mal Darts gespielt hat und nachvollziehen kann, wie schwierig es ist, die Darts im gewünschten Feld unterzubringen. Auf der anderen Seite fasziniert die tolle Atmosphäre in den Hallen. Wer reinzappt, bleibt erst einmal hängen und will wissen, was da passiert.
Bereits seit Aufnahme der Ausstrahlungen am 19. Dezember 2004 habe man die TV-Quote kontinuierlich verbessert: „Es liegt wohl zum einen daran, dass jeder schon mal Darts gespielt hat und nachvollziehen kann, wie schwierig es ist, die Darts im gewünschten Feld unterzubringen. Auf der anderen Seite fasziniert die tolle Atmosphäre in den Hallen. Wer reinzappt, bleibt erst einmal hängen und will wissen, was da passiert.“ Zweifel bleiben am langfristigen Erfolg dennoch, schließlich rutschen Sportarten mit Höhenflügen des Öfteren wieder in die Nische ab. Paulke kennt eine Möglichkeit, dieses Risiko erst einmal aus der Welt zu schaffen und fordert damit zugleich deutsche Dartsportler: „Wir warten auf ein deutsches Zugpferd. Das würde einem Sport in Deutschland nicht zum ersten Mal einen Schub versetzen.“

Tennis, Formel 1, Boxen und Skispringen, die Boris Becker, Michael Schuhmacher, Henry Maske oder Martin Schmitt hervorbrachten, seien dafür gute Beispiele. „In den Niederlanden wird gerne vom „Barney-Effekt“ gesprochen. Mit dem WM-Sieg von Raymond van Barneveld wurde dort ein Riesenboom ausgelöst. Warum soll das nicht auch in Deutschland passieren?“ In Deutschland führen Kevin Münch, Daniel Zygla und Robert Allenstein die Rangliste des Deutschen Dart Verbands an. „Wir glauben fest daran, dass ein deutscher Spieler es mal in die Top-10 schaffen wird. Es wird eine Frage der Zeit sein. Es gibt immer mehr Spieler, die durch die TV-Übertragung zum Darts gekommen sind. Max Hopp, zweitjüngster WM-Teilnehmer aller Zeiten, gehört ebenfalls dazu. Er ist durch die WM-Übertragung 2006 zum Darts gekommen. 2013 nahm er an der Weltmeisterschaft teil“, so Paulke.

Die Herausforderung sieht der Moderator der bereits zwei Bücher zum Thema Darts schrieb, in der Förderung neuer Talente. „Dem Deutschen Dartverband fehlen aktuell noch gute Nachwuchskonzepte. Aber die Spieler sind ja auch nicht gezwungen, Darts in einem Verein zu spielen. Sobald sie zu Hause merken, dass sie das Niveau haben, um national mithalten zu können, können sie loslegen und große Turniere spielen.“ Durch Englands Pub-Kultur ist der Dartsport in Großbritannien ohnehin schon fest verankert, etwa sieben Millionen aktive Spieler versuchen sich dort am Spiel. Als Spiel für den „kleinen Mann“ strahlt Darts Bodenständigkeit aus, die viele Interessierte anzuziehen weiß. Die ersten TV-Übertragungen, unter anderem seitens der BBC, flimmerten englischen Zuschauern ab 1970 entgegen, als die Fernsehsender Darts für sich entdeckten. Die neuen Fernsehübertragungen verhalfen zu dieser Zeit wiederum dem Dartsport zu mehr Popularität und der Sport boomte.

Die erfolgreichsten Darts-Übertragungen bei Sport1

  1. 04.01.2015: WM-Finale: 1,36 Mio (ab 3) / 12,1 % (14-49)
  2. 01.01.2013 - WM-Finale: 0,82 Mio. (ab 3) / 6,2% (14-49)
  3. 03.01.2015 - WM-Halbfinals: 0,75 Mio. (ab 3) / 5,6% (14-49)
  4. 01.01.2014 - WM-Finale: 0,73 Mio. (ab 3) / 5,3% (14-49)
  5. 03.01.2010 - WM-Finale: 0,72 Mio. (ab 3) / 5,2% (14-49)
  6. 30.12.2012 - WM-Halbfinals: 0,64 Mio. (ab 3) / 5,5% (14-49)
Nach einer Durststrecke des Sports im Fernsehen, brachte Barry Hearn, der auch dem Snooker schon zu mehr Popularität verhalf, den Dartsport durch geschickte Vermarktung ab 2001 zurück auf die weltweiten Fernsehbildschirme. In der Tat scheint Darts prädestiniert für TV-Ausstrahlungen zu sein. Millimeter entscheiden über die Wettbewerbe, alle paar Sekunden stehen neue Entscheidungen an, die Hallen toben und die Spieler bieten Identifikationsmöglichkeiten, indem sie dem Durchschnitts-Zuschauer wesentlich näher sind, als Leistungssportler in Fußball oder Leichtathletik. Auch die Quoten im Zuge der Ausstrahlungen bei Sport1 sprechen eine klare Sprache. Dort verfolgten beispielsweise am 1. Januar 2013 insgesamt 820.000 Menschen das WM-Finale in London und bewirkten dadurch einen Marktanteil von 6,2 Prozent bei den jungen Zuschauern – die bisher erfolgreichste Darts-Übertragung des Sportsenders.

Die Beliebtheit des Dartsports scheint sich nur noch zu steigern, acht der zehn meistgesehenen Darts-Übertragungen bei Sport1 stammen aus den 2010er Jahren, in der Spitze sahen an ausgewählten Abenden über eine Million Menschen zu. Gerade in der kommenden, kalten Jahrezeit könnten für Sport1 neue Quotenrekorde ins Haus stehen. Vom 6. bis 12. Oktober läuft der World Grand Prix, Ende Oktober folgt die European Darts Championship, bevor in der ersten Novemberhälfte der Grand Slam of Darts stattfindet und um den Jahreswechsel die Darts WM.
04.10.2014 10:54 Uhr  •  Timo Nöthling Kurz-URL: qmde.de/73470