Sky-Sportchef Weber: ‚Neue Impulse sind wichtig‘

Gerade weil es zuletzt so gut lief, verändert Burkhard Weber nun die Zutaten für die Topspiel-Sendungen bei Sky. Im Exklusiv-Interview spricht der Fernsehmacher auch über das neue «Sky 90» und das von ihm eingestellte «Samstag Live!».

Zur Person: Burkhard Weber

Weber, geboren in Dortmund, begann seine TV-Karriere bei RTL in Luxemburg. Nach seiner Ausbildung wurde er unter anderem stellvertretender Sportchef und später Sportchef von RTL. Er moderierte Anfang der 90er auch die Bundesliga-Sendung «Anpfiff». Im weiteren Verlauf seiner Karriere war er Geschäftsführer der Probono Fernsehproduktion GmbH und der LYNX and friends GmbH. Seit Juli 2011 ist er verantwortlich für den Live-Sport von Sky Deutschland.
Herr Weber, seit mehr als drei Jahren verantworten Sie das Sportprogramm von Sky. Gibt es eine Entscheidung, die Sie heute als vollkommen falsch erachten?
(überlegt) Soweit ich mich erinnern kann, ist eigentlich nichts wirklich misslungen. Grundsätzlich ist Fernsehen immer auch eine Frage des Geschmacks. Manchmal würde ich mir wünschen, dass wir Dinge noch schneller umgesetzt kriegen, aber das ist in einem so großen Haus, wie Sky es ist, nicht immer möglich. Aber vielleicht haben Sie ja fünf Punkte auf Ihrem Zettel stehen, dann können wir gerne darüber sprechen.

Und weil ich nichts auf dem Zettel habe, frage ich einfach mal: Wie groß ist Ihre Vorfreude auf die neue Bundesliga-Saison?
Ich hoffe, dass der WM-Titel Auswirkungen auf die Saison haben wird und die Bayern vielleicht auch nicht mehr so dominieren wie im Jahr zuvor. Ob das aber auch so sein wird, weiß ich nicht. Wenn man sieht, wie die Bayern zum Beispiel beim Telekom Cup aufgetreten sind, sieht es nicht wirklich danach aus. Wir bei Sky sind nach drei Bundesliga-freien Monaten heiß auf die neue Saison.

Sie haben sich im Sommer von «Samstag Live!» getrennt. Gestartet ist das Format vor einigen Jahren als Antwort auf das «Sportstudio» im ZDF – danach wurde eigentlich jeden Sommer daran rumgebastelt. Ich sage: Die vergangene Saison, als aus dem Format eine interaktive Sendung gemacht wurde, war inhaltlich sicher nicht die schwächste – und daher überrascht das Ende jetzt.
«Samstag Live!», das in seiner letzten Form Elemente der Sondersendung vor dem Champions-League-Finale 2013 und von «London Calling» enthielt, war inhaltlich schon auf dem richtigen Weg.
Sky-Sportchef Burkhard Weber
Wir haben über die Sendung intern ausführlich mit dem Vorstand diskutiert und dann gemeinsam entschieden. Am Ende war ausschlaggebend, dass wir den Sendeplatz im Anschluss an sieben Stunden Live-Berichterstattung aus der Bundesliga als sehr schwierig erachten. «Samstag Live!» wurde mit enormem Aufwand produziert – und damit meine ich nicht einmal die finanzielle Seite, sondern die Liebe zum Detail. Und da müssen wir natürlich berücksichtigen, was am Ende an Resonanz aus dem Netz, von unseren Kunden und auch aus der Liga kommt. Entsprechend war meine Empfehlung, die Ressourcen lieber in ein anderes Format auf einem anderen Sendeplatz zu stecken. Aber ich sage es noch einmal: «Samstag Live!», das in seiner letzten Form Elemente der Sondersendung vor dem Champions-League-Finale 2013 und von «London Calling» enthielt, war inhaltlich schon auf dem richtigen Weg.

Mit dem vorerst geplatzten Plazamedia-Deal hatte die Entscheidung also nichts zu tun?
Auf die Idee, dass das so gesehen werden könnte, war ich noch gar nicht gekommen. Bei unseren Bundesliga-Übertragungen, in der UEFA Champions League und bei «Sky90» arbeiten wir mit den Kollegen der Plazamedia nach wie vor hervorragend. Die Entscheidung bezüglich «Samstag Live!» war eine rein redaktionelle.

Sie starten stattdessen am 25. August ein neues Interview-Format nach dem Montags-Topspiel aus Liga zwei…
Ja, Stefan Hempel wird «EinsEins – Das Standpunktgespräch» moderieren. Die 30-minütige Sendung wird immer montags aktuell produziert. Wir wollen dort immer mit einem Entscheider aus dem deutschen Fußball sprechen, den wir an seinem Arbeitsplatz besuchen. Beispielsweise sind wir in der ersten Sendung am 25. August bei Thomas Eichin in seinem Büro bei Werder Bremen zu Gast. Wir wollen die Arbeitsbereiche der Gesprächspartner zeigen und gerne auch darüber sprechen, was auf dem Schreibtisch steht, denn das sagt auch immer etwas über den Menschen aus. Darüber hinaus wollen wir natürlich über den Verein, über den aktuellen Spieltag und Fußball im Allgemeinen sprechen. Das ist ein hehres Ziel und ich bin mir sicher, dass sich das Format von Sendung zu Sendung weiterentwickeln wird.



Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Sendung nicht samstags um 21.00 Uhr zu senden – dieser Slot ist aus meiner Sicht für uns nicht mehr zu bespielen. Wir brauchen aber den Vorlauf eines Live-Spiels und senden deshalb montags um halb elf nach der 2. Bundesliga. Stefan Hempel haben wir als Interviewer ausgewählt, weil er uns in der Vergangenheit sehr positiv aufgefallen ist. Er ist jemand, der zuhört und in den richtigen Momenten nachfragt – er wird weiterhin eine der ganz starken Personen in unserem Programm bleiben.

Sie sprechen in der Sendung ausschließlich mit den Entscheidern. Nehmen Sie «Sky 90» damit nicht die Gäste weg?
Ein berechtigter Hinweis. Da müssen und werden wir sehr aufpassen, dass es keine Überschneidungen gibt. Dass wir zum Beispiel Hans-Joachim Watzke am Samstag nicht im großen Interview nach dem Topspiel haben, ihn am Sonntag zu «Sky 90» einladen und am Montag mit «EinsEins» bei ihm sind. Dafür haben wir aber gute Journalisten in der Redaktion, die in der Planung genau das verhindern.

Lesen Sie auf der kommenden Seite: Warum Burkhard Weber beim Samstag-Abend-Spiel größere Veränderungen vornimmt.

Seit 5 Jahren ist «Sky 90» im Programm. Würden Sie es unterschreiben, wenn ich sage, dass die zurückliegende Saison insgesamt die schwächste überhaupt war?
Ich möchte, dass wir mit «Sky 90» noch journalistischer werden. Wir wollen versuchen, noch mehr eigene Themen zu setzen, was sicher nicht einfach ist.
Sky-Sportchef Burkhard Weber
Dass die zurückliegende Spielzeit die schwächste der Sendung war, sehe ich nicht so. Es waren tolle Sendungen dabei – ich erinnere mich an die, in der es größtenteils über den HSV ging oder auch die zum VfB Stuttgart. Wir beschäftigten uns aber jede Woche mit unseren Eigenproduktionen – und analysieren deren Entwicklungen stetig. Am Ende der Saison sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir bei «Sky 90» etwas verändern sollten. Ich möchte, dass wir mit «Sky 90» noch journalistischer werden. Wir wollen versuchen, noch mehr eigene Themen zu setzen, was sicher nicht einfach ist. Wir haben für die neue Saison ein neues und intimeres Studio gebaut und setzen uns zum Ziel, unsere Gäste noch aktueller einzuladen. Künftig wird Patrick Wasserziehr, der seine Sache außerordentlich gut macht, auch einen Gast mehr, insgesamt also vier, empfangen.

Am Samstagabend verzichten Sie beim Top-Spiel auf einen Co-Kommentator. Ist das dem Weggang von Jens Lehmann geschuldet?
Nein, wir sind mit unseren Experten nach wie vor bestens aufgestellt. Wir versuchen auch hier, uns weiter zu verbessern. Wir haben das Top-Spiel jetzt drei Jahre lang auf ähnliche Art und Weise gemacht. Gerade im vergangenen Jahr hat alles wirklich sehr gut funktioniert – und da ist die Frage, wieso wir genau jetzt etwas ändern, schon berechtigt. Jetzt soll die Sendung einfach wieder anders werden. Wir wollen neue Impulse setzen. Wir wissen nicht, ob das alle von Anfang an besser finden – ich bin aber überzeugt davon, dass es prima klappen wird ist, wenn der Kommentator beim Samstag-Abend-Spiel die Analysen, die bisher der Co-Kommentator gemacht hat, selbst übernimmt. Markus Merk werden wir künftig von 14 bis 21 Uhr aus der Nähe von Kaiserslautern dazuschalten, um mit ihm im Rahmen der Analysen strittige Szenen zu besprechen. Irgendwann – und da verrate ich Ihnen einen Traum von mir – wäre es toll, wenn wir ihn auf der Tonspur sogar in ein laufendes Spiel integrieren könnten, wenn eine wirklich strittige Entscheidung getroffen wurde. Neue Impulse sind wichtig für die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Sendungen.

Für den Topspiel-Tisch holen wir Didi Hamann dazu, der in zwei Champions League-Sendungen als Gast bei uns zweimal einen tollen Eindruck hinterlassen hat.

Ich hätte vor dieser Saison gewettet, dass Sie den Sonntag anpacken. Der sieht nämlich in Grundsätzen immer noch so aus wie vor fünf Jahren…
Es ist ja schon mal gut, dass ich nicht so leicht zu durchschauen bin (lacht). Aber ernsthaft: Es gab für den Sonntag und für den Freitag verschiedene Ideen, die wir aber zunächst einmal verworfen haben. Es ist also nicht so, dass wir da nicht drüber nachdenken. Ideen haben wir immer viele. Mein Traum wäre übrigens, einen ehemaligen Fußballer zum Moderator von Sky zu machen. Wir denken in alle Richtungen und vielleicht gehen wir den Sonntag ja für die kommende Saison an.

Wie Thomas Helmer bei Sport1.
Noch ein bisschen anders, aber das dauert vielleicht noch eine Weile. Sie sehen: Wir haben insgesamt viele Ideen, sollten aber auch nicht alles auf einmal anders machen als bisher. Am Ende geht es uns immer um die Zufriedenheit unserer Kunden mit unserem Programm – und ich kann Ihnen versichern, dass die sehr hoch ist. Neben dem neuen Samstag kommt auch die vierteilige Doku über den TSV 1860 München dazu – und wir werden auch ansonsten die ein oder andere personelle Veränderungen vornehmen.

Und die lauten?
Christina Graf wird neue Field-Reporterin am Montagabend in der 2. Bundesliga, Christina Rann übernimmt von Esther Sedlaczek den Part in «Mein Stadion» und Esther wird neue Moderatorin am Samstagnachmittag. Für Esther war es jetzt an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Im Wechsel mit Jan Henkel, Jessica Kastrop und Michael Leopold macht sie künftig die Moderation am Samstagnachmittag in der Bundesliga und wird als Field-Reporterin in der Champions League zum Einsatz kommen. So haben wir hier zwei Frauen und zwei Männer im Einsatz.

Apropos Personal: Auf dem Kommentatoren-Posten haben Sie Sven Haist sehr gelobt – und der noch recht junge Reporter hat zuletzt mehr und mehr Einsätze in der Bundesliga gehabt. Wohin wird es mit ihm gehen und wie schlagen sich eigentlich die Bewerber Ihres Castings?
Sven Haist ist ein Junge, der seinen Job lebt. Er hat sich gerade für drei Monate nach England verabschiedet, möchte dort die Atmosphäre aufsaugen und die Sprache noch besser lernen. Wir werden ihn künftig also vermehrt auch in der Premier League hören. Wir arbeiten gerade mit ihm an seinem Vorbereitungsrhythmus. Er brennt so dermaßen für diesen Job, dass er vor einem Spiel wie Aalen gegen Sandhausen wirklich in jede der Städte fährt und sich die Trainings anschaut.

Was das Casting angeht: Wir sind überwältigt von der Anzahl und der Qualität der Bewerber. Die kleine Jury hatte sich elf Kandidaten herausgesucht und wollte diese dann auf drei Finalisten reduzieren. Weil uns die Entscheidung dann so schwer viel, haben vier Kandidaten das Zweitliga-Eröffnungsspiel zwischen Düsseldorf und Braunschweig probeweise kommentiert. Diesen 90-minütigen Kommentar werden wir nun bewerten.

Meinen Infos zufolge endet demnächst der Vertrag mit Marcel Reif, der Sky-intern Konkurrenz von Wolff Fuß an der Spitze ihrer Kommentatoren-Riege bekommt. Wollen Sie weiter mit ihm zusammenarbeiten?
Warum sollten wir nicht mit ihm planen? Wie eine Fußballmannschaft benötigen auch wir mehr als einen Spieler, um erfolgreich sein zu können. Wir sind froh, dass wir so viele hervorragende Kommentatoren in unserem Team haben.

Letzte Frage zur Champions League: Dort stehen keine Veränderungen an?
Es wird nur im Detail Änderungen geben: Esther Sedlaczek wird wie bereits erwähnt auch dort als Field-Reporterin zum Einsatz kommen – und wir verzichten auch in der Königsklasse am Dienstag auf einen Co-Kommentator. Außerdem werden wir nach der positiven Resonanz aus der Vorsaison an der „deutschen Konferenz“ festhalten.

Danke für das Interview, Herr Weber und eine spannende Saison.
14.08.2014 11:17 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/72429