Zehn Sendungen, die dem Disney Channel fehlen

Quotenmeter.de gibt dem noch jungen, frei empfangbaren Disney Channel zehn Tipps für eine noch bessere Programmauswahl.

Das Programmschema für die ersten Wochen und Monate des neuen, frei empfangbaren Disney Channels steht bereits fest. Mit einer bunten Mischung aus Free-TV-Premieren dramatischer sowie auch komödiantischer Serien für ältere Zuschauer, neuen Episoden aktueller Disney-Familienhits sowie Reruns solch kultiger Formate wie «Die Muppet Show» und «DuckTales» ist der Sender bereits gut aufgestellt. Allerdings besteht selbst beim besten Line-Up stets noch etwas Luft nach oben. Anlässlich des heiß erwarteten Umzugs der Disney-Bande ins Free-TV präsentiert Quotenmeter.de daher an dieser Stelle zehn Sendungen aus dem großen, facettenreichen Disney-Archiv, die wir künftig sehr gerne auf dem Disney Channel sehen würden. Ob lang vermisste Lieblingsserien oder Frischware: Mit diesen zehn Sendungen wäre der neue Disney Channel noch ein Stückchen zauberhafter.

«Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D.»
Die actionreiche, mit knackigen Sprüchen gespickte Agentenserie aus den zum Disney-Konzern gehörenden Häusern ABC Studios und Marvel Television wird so rasch leider nicht auf dem Disney Channel laufen. Die hiesigen Ausstrahlungsrechte an dem von «Buffy – Im Bann der Dämonen»-Macher Joss Whedon erdachten Format liegen bei der RTL-Sendergruppe, doch welch großer Schachzug wäre es für den Disney Channel, könnte er den heimlichen «Avengers»-Publikumsliebling Agent Phil Coulson schon bald in Aktion zeigen? Der Disney Channel würde so nochmal selbst den begriffsstutzigsten Ignoranten klar machen, dass Disney nicht mit reiner Kinderunterhaltung gleichzusetzen ist, sondern die Fantasie und Begeisterungsfähigkeit Menschen jeden Alters zu packen weiß. Außerdem würde der Disney Channel beim Männerpublikum trotz frauenaffiner Serienwiederholungen wie «Gilmore Girls» oder Premieren wie «Cedar Cove» erfolgreich gegen eine blinde Vorverurteilung ankämpfen.

«Grey's Anatomy»
Eine weitere Serie, die Fans auf dem Disney Channel vorerst wohl nicht erwarten dürfen. Dabei würde die beliebte und erfolgreiche Ärzteserie perfekt zur Programmfarbe des neuen, deutschen Disney Channels passen: Sie erzählt emotionale Geschichten, bei denen es manchmal lustig, manchmal traurig zugeht, bei denen es schlussendlich aber in den meisten Fällen ein gutes Ende gibt. Und auch wenn die Serie ein breites Publikum anspricht, so besteht ihre Kernzielgruppe aus erwachsenen Frauen. Als Flaggschiff am Seriendienstag, der aktuell mit einer Wiederholung in die Primetime startet, wäre der Dauerbrenner aus dem Hause ABC Studios (einst Touchstone Television) ein toller Zuschauermagnet. Schade, dass dies wohl nur Träumerei bleiben wird.

«Alias – Die Agentin»
Wie könnte der Disney Channel besser zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, als mit J. J. Abrams' hochspannender Agenten-/Action-/Mysteryserie «Alias – Die Agentin»? Eine starke, moderne, dennoch emotional glaubwürdige junge Frau in der Hauptrolle? Check! Faszinierende Abenteuer? Check! Ein (über die fünf Staffeln hin immer stärker werdendes) Element des Unglaublichen? Check! Und die packenden Actionmomente sowie charmant-witzigen Figuren würden zudem dafür sorgen, dass der Disney Channel (abseits seiner Disney-Markenprogramme) zur Primetime nicht zu einem zweiten sixx wird. Damit hätte der Sender eine sich schärfer von der Konkurrenz abhebende Identität und würde zudem einer Sendung aus dem großen Serienarchiv der Walt Disney Company eine neue Chance geben, hierzulande neue Fans zu gewinnen. Im tiefsten Nachtprogramm bei kabel eins gelingt dies nämlich sicher nicht.

«Die Dinos»
Zu Beginn der 90er produzierte Disney in Zusammenarbeit mit Jim Henson Productions und Michael Jacobs Productions eine der intelligentesten sowie witzigsten Sitcoms aller Zeiten: Die satirische Puppenserie «Die Dinos». Vielen Fernsehfreunden ist die schuppige TV-Familie rund um Baumschubser Earl Sinclair leider allein noch aufgrund des sprechenden Babys, das seinen Papa bloß als „Nicht die Mama!“ ansprach und liebend gern mit Bratpfannen vermöbelte, ein Begriff. Dabei steckten die Autoren deutlich mehr Inhalt in ihr aufwändig gefilmtes Projekt, das optisch mit seiner bahnbrechenden Puppen- und Robotertechnik begeisterte. Herbe Seitenhiebe auf die Medienkultur der 90er waren bei «Die Dinos» genauso Alltag wie einfallsreiche Elemente der Polit- und Gesellschaftskritik. Ob fesche Statements über die kriegslüsterne US-Außenpolitik, die doppelmoralische Haltung der westlichen Gesellschaft zum Thema Sex oder die ungleiche Stellung von Mann und Frau auf dem Arbeitsmarkt: Mit schillernden Figuren, einprägsamen Sprüchen und faustdickem Subtext ist «Die Dinos» für erwachsene Zuschauer zumeist sehenswerter als für die lieben Kleinen, die sich über die sprechenden Schreckensechsen amüsieren. Eine Ausstrahlung im direkten Programmumfeld der charmant-anarchischen «Muppet Show» wäre Gold wert!

«Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft – Die Serie»
Realserien, die unter dem Disney-Markennamen laufen, reichen selten an die Spritzigkeit und den Einfallsreichtum der Disney-Trickserien heran. Und noch seltener geraten sie genauso zeitlos wie die animierten Fernsehabenteuer aus dem Königreich von Micky, Donald und Co.. Zwar feierten in den vergangenen Jahren immer mehr Disney-Sitcoms Quotenerfolge, allerdings haben «Hannah Montana», «Lizzie McGuire», «Raven blickt durch» und ähnliche Serien eine kürzere Halbwertszeit als etwa die guten, alten Nager «Chip & Chap – Ritter des Rechts». Eine aufgrund der wenigen Wiederholungen im Free-TV leider in Vergessenheit geratene, aber von ihren verbliebenen Fans innig geliebte Disney-Realserie, die das Zeug dazu hat, solch ein Evergreen zu werden, ist der durchgeknallte Fernsehableger zur Kinokomödie «Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft» (Foto). In Zeiten, in denen langsam auch «Doctor Who» eine Fanbase in Deutschland aufbauen kann, dürfte diese nerdige Serie ein echter Geheimtipp werden. Episode für Episode parodierten die spürbar mit Eifer arbeitenden Autoren und Darsteller bekannte sowie weniger bekannte Sci-Fi-, Fantasy- und Horror-Storys und packten auch Konzepte wie die Möglichkeit von Zeitreisen mehrmals an, um diese aus mehreren Perspektiven zu beleuchten. Daher umfasste dieses Serienkleinod neben einer melancholischen Zeitreise-Episode auch eine betont alberne sowie eine, die sich dem Thema auf einer spannenden Ebene näherte. Irgendwo im Programmschema dürfte für solch ein Format doch Platz sein!

«Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit»
Die wenigsten Disney-Zeichentrickserien sind so genannte „Serials“, also Formate mit einem konsequent verfolgten roten Faden. Greg Weismans dramatische Mystery-/Superheldenerzählung «Gargoyles» stellte sich Mitte der 90er bewusst gegen diesen Trend und entwarf eine faszinierende, komplexe Mythologie über einen Clan nachtaktiver Wesen, die nach Jahrhunderten tiefen Schlummers im heutigen New York gegen das Böse kämpfen. Ambivalente Charakterzeichnungen, anspruchsvolle Anspielungen auf Literaturklassiker sowie historische Ereignisse und ein erwachsener, prägnanter Zeichenstil machen diese Serie zu einem wahren Geheimtipp im Disney-Serienpantheon. Und zu einer tollen Programmidee für den späten Freitagabend oder den Übergang zwischen Day- und Primetime.

«Captain Buzz Lightyear – Star Command»
Angesichts der Entenaffinität des Disney Channels (schließlich zählen «DuckTales» und «Quack Pack» sowie die Talkshow «Ducks & Friends» zum Start-Line-up des Senders), wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis auch der in Lila gekleidete Schrecken der Bösewichte «Darkwing Duck» auf dem Kanal in Aktion tritt. Um eine andere Serie des Disney-Fernsehurgestein Tad Stones müssen Fans dagegen bangen: «Captain Buzz Lightyear – Star Command». Das kunterbunte «Toy Story»-Spin-off erzählt von den intergalaktischen Abenteuern und Buzz Lightyears, der einen ewigen Kampf gegen den Imperator Zurg führt. Zum Bersten voll mit «Star Trek»- und «Star Wars»-Referenzen, spaßigen Running Gags und dynamischer Zeichentrickaction gehört diese Serie zu den ungewöhnlichsten Disney-Serien. Fans von «Kim Possible» oder «Darkwing Duck» werden sich hier aber sofort heimisch fühlen, da die karikaturenhafte Figurenzeichnung und die liebevolle Selbstironie stark diesen Disney-Serienhits ähnelt. Es wäre ein feines Geschenk an das hiesige Fernsehpublikum, wenn der Disney Channel dieses Kleinod wieder aus dem Archiv holen würde.

«Muppets Tonight»
Dies sollte eigentlich auch gar keine Frage sein: Die Mitte der 90er bei ABC und später im US-amerikanischen Disney Channel ausgestrahlte Muppet-Serie wäre ein perfektes Lead-Out zur «Muppet Show». Etwas wilder und frecher als das kultige Original rückt «Muppets Tonight» neue Muppet-Lieblinge wie Rizzo und Bobo, den Bären, in den Mittelpunkt, ohne dabei die unvergesslichen Stars Kermit, Miss Piggy, Fozzie, Gonzo und Co. zu ignorieren. Im stilvollen Late-Night-Gewand gehalten und mit einer Gästeliste versehen, die unter anderem Pierce Brosnan, Sandra Bullock, Michelle Pfeiffer und John Goodman umfasst, gelang den Machern eine kongeniale Aktualisierung der «Muppet Show». Seinerzeit wurde das Format wegen der vielen neuen Muppet-Figuren verkannt, aber auf dem neuen Disney Channel dürfte es im Fahrwasser des Originals sowie dank der langsam aufkeimenden 90er-Nostalgie viele Zuschauer begeistern.

«Devious Maids»
Als Primetime-Starter ist das neue Format des «Desperate Housewives»-Schöpfers Marc Cherry womöglich etwas zu pikant geraten. Denn was zum Beispiel bei ProSieben um 20.15 Uhr problemlos funktionierte, würde beim Disney Channel als krasser Bruch mit dem zuvor gezeigten Programm erscheinen. Doch da sich der Disney Channel auch die Rechte an der spanischen Dramaserie «Grand Hotel» sicherte, um dieses packende und teils brenzlige Format zu einer späteren Sendezeit zu zeigen, wieso sollte dann diese Produktion der ABC Studios tabu sein? Zu fortgeschrittener Stunde dürften ältere Zuschauer jeglichen Geschlechts gewiss großes Sehvergnügen an den Intrigen, Schicksalsschlägen und Affären findiger Hausmädchen in den Villen von Beverly Hills haben – und mit genügend zeitlichem Abstand zum Vorabendprogramm, wer würde sich da über diese Programmentscheidung beschweren?

Ein Disney-Magazin
Man stelle sich den 15-minütigen Magazinteil der guten, alten «Disney Filmparade» vor und dehne sie ambitioniert auf eine Stunde: Einmal wöchentlich präsentiert ein engagierter Moderator oder eine engagierte Moderatorin (bevorzugt namhaft und mit authentischer Disney-Begeisterung) interessante, spannende, vergnügliche oder erstaunliche Fakten aus der nahezu unendlichen Themenwelt Disneys. Ob Neuigkeiten zu kommenden Filmen, Serien und Themenparkattraktionen oder Insiderwissen aus der Historie des Konzerns – launig, doch informativ aufbereitet (etwa durch Cartoons und Filmclips aufgelockert) wird dies nicht nur Fans packen, sondern zudem Gelegenheitszuschauer zu neuen Fans erziehen. Vielleicht lässt sich einmal monatlich auch eine wichtige Person aus der Disney-Welt in einem Porträt genauer beleuchten? Die Möglichkeiten sind mannigfaltig …
17.01.2014 12:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/68507