Elena Uhlig: 'Bei uns wird immer eine Lösung angeboten'

Schauspielerin Elena Uhlig spricht mit Quotenmeter.de über ihre neue ZDF-Serie «Die Familiendetektivin», das Faszinierende an Serien und mangelnde Geduld in der Programmplanung.

Zur Person

Elena Uhlig wurde 1975 in Düsseldorf geboren. Sie studierte in Berlin Schauspielkunst und wurde ab 2002 durch die Sat.1-Krimiserie «Mit Herz und Handschellen» erstmals einem breiten Publikum bekannt. Bereits im Jahr zuvor hatte sie im Horrorfilm «Swimming Pool – Der Tod feiert mit» ihr Kinodebüt. Die Schauspielerin betreibt neben ihrer Film- und Fernsehkarriere auch einen Onlineshop für Kinderkochaccessoires.
Frau Uhlig, «Die Familiendetektivin» wird Teil der langen, aber nur wenige, ausgewählte Formate umfassenden Tradition an Familienserien am Samstagvorabend im ZDF. Haben Sie unter Ihren Vorgängern einen persönlichen Favoriten?
Ja, den Affen, die Robbe und den Hund. (lacht) Aber im Ernst: Das waren alles sehr gute Formate am Vorabend, aber ich glaube nicht, dass «Die Familiendetektivin» stilistisch diese Tradition fortsetzt.

Inwiefern unterscheidet sich das Format denn von den bisherigen ZDF-Vorabendserien?
Es ist einfach ein anderer Tonfall. Wir sind schon menschen- und familiennah, das Familienleben ist daher ein großes Thema in unserer Serie, ebenso wie der Versuch, die Familie mit der Arbeit zu verbinden. Ich denke, der Zuschauer kann sich aber außerdem darüber freuen, dass er bei der Serie auch nachdenken kann, ohne dass es zu schwer wird. Es gibt zwar große Problemsituationen, doch bei uns wird auch immer eine Lösung angeboten am Ende.

Bereits Ihre erste große Serienrolle war im Krimisektor zu verorten. Inwiefern ist «Die Familiendetektivin» für Sie eine Rückkehr zu Ihren Serienwurzeln?
Eigentlich ist «Die Familiendetektivin» für mich gar keine Rückkehr, denn nun trage ich eine Vorabendserie um halb acht, während «Mit Herz und Handschellen» ein klassischer Krimi zur Primetime war. Dort habe ich in meiner Rolle Mordfälle gelöst, während ich als Familiendetektivin unterwegs bin, um Menschen in schwierigen Situationen zu helfen – es geht darum, etwas Gutes wiederherzustellen. Bei der Genrebezeichnung Krimi denkt man immer sofort an Mord, doch davon handelt unsere Serie überhaupt nicht. Inhaltlich ist das für mich daher keine Rückkehr zu dem, was ich in «Mit Herz und Handschellen» gemacht habe. Es ist allerdings natürlich eine Rückkehr zur Erzählform Serie, was mich sehr freut, weil ich Serien liebe.

Warum lieben Sie diese Fernsehform besonders?
Ich mag Serien so sehr, weil man bei dieser Erzählweise über einen längeren Zeitraum einer Geschichte folgen kann und einem dadurch auch die Hauptfiguren näher kommen. Man kann mit ihnen im übertragenen Sinne auch ein Stück weit leben.
Hauptdarstellerin Elena Uhlig im Gespräch mit Quotenmeter.de
Ich mag Serien so sehr, weil man bei dieser Erzählweise über einen längeren Zeitraum einer Geschichte folgen kann und einem dadurch auch die Hauptfiguren näher kommen. Man kann mit ihnen im übertragenen Sinne auch ein Stück weit leben. Und ich mag es auch besonders gerne, dass man in der Serie auch Ideen, die Gefallen finden, weiterspinnen kann, dass es möglich ist, nicht bloß ein Problem zu behandeln, sondern in die Tiefe zu gehen. Es ist möglich, die Frage zu ergründen, wie eine Figur mit diversen Situationen umgeht und auch nacheinander unterschiedliche Probleme in der selben, liebgewonnenen Konstellation zu thematisieren – anders als beim Film.

Haben Sie denn bereits Wünsche, was bei «Die Familiendetektivin» geschehen sollte, sofern die Serie in eine zweite Staffel geht?
Nein, ich habe da keine Wünsche. Wir haben mit Rodica Döhnert eine so tolle Autorin, die kann sich viel spannendere Geschichten und ergreifendere Figuren ausdenken als ich. Sie macht ihren Job da wirklich ausgezeichnet, ihre Fälle sind stets glaubwürdig und dennoch fernsehreif. Ich würde mich daher sehr darüber freuen, zu sehen, wie sie die Serie und meine Figur der Julie Berg weiterentwickelt und ich wäre sehr gespannt darauf, was alles auf mich und meine Rolle zukommt.

Wie sehr konnten Sie sich mit Julie Berg, so wie sie in den Drehbüchern beschrieben wurde, identifizieren und wie viel Zusätzliches haben Sie der Rolle beim Dreh gegeben?
Textlich habe ich gar nichts verändert. Aber natürlich mussten wir beim Dreh das Wesen der Figur finden, wir mussten entdecken, wie sie in bestimmten Situationen reagiert. Es gab Momente, da versuchte ich dramatische Augenblicke ein wenig schwerer zu spielen, und gemeinsam mit dem Regisseur Ulli Baumann haben wir am Set eine etwas leichtere Herangehensweise beschlossen. Julie Berg soll im Gespräch sehr echt wirken und direkt, untheatralisch sprechen, so wie es Leute nunmal im wahren Alltag auch machen. Das haben wir dann versucht, und wie gut uns das gelungen ist, das werden dann die Zuschauer entscheiden – ich aber hatte jedenfalls große Freude daran.

Wie halten Sie beim Dreh die Balance zwischen diesen direkten, sehr familären Konfliktmomenten und dem Tonfall der Szenen, mit denen dann doch das Spannungselement der Serie betont wird?
Das ist für mich überaus spannend, denn letztlich sind diese Tonwechsel der Serie wie aus dem wahren Leben gegriffen. Denn auch im wahren Leben treffen einen familiäre Konfliktsituationen stets im ungünstigsten Augenblick, gerne ereilen sie einen auch ausgerechnet auf der Arbeit. Oder es läuft umgekehrt: Zuhause tobt das Chaos, die Kinder wollen unbedingt etwas mit einem besprechen und genau dann kommt der Anruf, man müsse dringend aus beruflichen Gründen irgendwo hin. Solche Lagen zu bestehen ist aufregend, und dies spiegelt sich in der Serie und konsequenterweise auch beim Dreh wieder. Und ich habe mich bei der «Familiendetektivin» sehr nah an meinem alltäglichen Leben orientiert, ich habe versucht, diese Reaktionen einzufangen, wie man handelt, wenn eine völlig neue Situation hereinbricht, obwohl man mit den Gedanken noch ganz woanders ist. Es lohnt sich in der Serie daher auch darauf zu achten, was die Figuren zwischen den Zeilen sagen – das haben wir versucht, sehr nah an der Wirklichkeit anzulegen. Wie es ist, wenn man zum Beispiel im Beruf was Besonnenes sagt, obwohl man weiterhin einen Groll auf jemanden hegt oder kurz zuvor einen aufreibenden Familienstreit hatte. Das war durchaus eine Herausforderung, aber eine, der wir uns mit Freude angenommen haben.

Fügt sich das alles dann erst im Schnitt, oder behalten Sie dennoch beim Dreh den Überblick?
Wir haben die ersten Folgen vollkommen durcheinander gedreht und daher mussten wir alle schon sehr darauf achten, in welcher emotionalen Lage unsere Rollen denn nun bei welcher Szene eigentlich ist. Da kam es mehrmals vor, dass ich mich gefragt habe 'Ohje, in welchem Buch bin ich denn nun überhaupt?' Wir haben sogar einmal einen großen Fehler gemacht: Die Szenen waren schon im Kasten, bis wir gemerkt haben, dass das so doch überhaupt nicht stimmt. Das war dann schon richtig stressig. Dann haben wir alles erneut gedreht, damit ich meine Figur dann mit dem richtigen Unterton spielen konnte. Das war aber eine Ausnahmesituation, dass solch ein Fehler vorkam.

Ist Ihnen zum Ausgleich beim Dreh der ersten Staffel eine Szene besonders positiv in Erinnerung geblieben?
Das waren sämtliche Szenen mit meiner Serientochter. In jeder Episode gibt es eine Sequenz, in der wir allein in einem Zimmer sitzen und völlig ungeschminkt miteinander darüber sprechen, wie wir mit unserem Stress klarkommen, was wir als Familie ändern können, um besser miteinander zu leben. Das alles habe ich sehr geliebt, weil das auch die Szenen sind, die mich persönlich am meisten berühren.

Ihre Fernsehkarriere umspannt sowohl zahlreiche öffentlich-rechtliche Projekte, als auch Sendungen der Privatsender. Was sind Ihrer Ansicht nach für Schauspieler die Vorteile der jeweiligen Systeme?
Was bei manchen privaten Sendern schade ist, das bemerke ich auch immer als Zuschauerin, ist diese Ungeduld bei neuen Formaten. Die Leute müssen ja erst einmal erfahren, was so läuft und bei welchen dieser Serien sich das Einschalten lohnt. Einige Menschen stoßen erst lange nach Serienstart zu einem Format dazu, weil sie etwa von Freunden oder Verwandten viel Gutes über diese Sendung gehört haben – dann kann es aber schon sein, dass sie wegen schwacher Einschaltquoten eingestellt wurde.
Elena Uhlig
Ich bin sehr froh, dass ich sowohl für die Öffentlich-rechtlichen als auch die Privaten drehen kann, denn das ermöglicht eine viel größere Bandbreite an schauspielerischen Arbeiten. Ich glaube aber, dass das Öffentlich-rechtliche einen längeren Atem bei Projekten beweist. Was bei manchen privaten Sendern schade ist, das bemerke ich auch immer als Zuschauerin, ist diese Ungeduld bei neuen Formaten. Die Leute müssen ja erst einmal erfahren, was so läuft und bei welchen dieser Serien sich das Einschalten lohnt. Einige Menschen stoßen erst lange nach Serienstart zu einem Format dazu, weil sie etwa von Freunden oder Verwandten viel Gutes über diese Sendung gehört haben – dann kann es aber schon sein, dass sie wegen schwacher Einschaltquoten eingestellt wurde. Und das finde ich bedauerlich, denn Sender sollten den Zuschauern die Möglichkeit geben, überhaupt zu neuen Serien zu finden. So lief das leider auch bei «Mit Herz und Handschellen», wo Fans noch Jahre später nachfragen mussten, ob es weitergeht, weil der Sender keine Informationen herausgab. So wird es bei der «Familiendetektivin» im ZDF dagegen nicht laufen: Wir werden bis zum Staffelende jeden Abend laufen, garantiert, ganz gleich wie viele Menschen denn nun einschalten.

Frau Uhlig, herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit Ihrer Serie!
11.01.2014 11:30 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/68384