Haarspray, Honig, Helene

Eine Diva verrät auf großzügige Weise ihre sonderbaren Schönheits-Tipps und ein Fernsehsender verrät auf überflüssige Weise, was in der ersten «Promi Big Brother»-Nacht passiert ist. Ganz schön eigensinnig! Jörg Schönenborn kokettiert mit seiner Erkältung, die Privatsender loben sich zur IFA selbst, web.de schreibt Bruce Willis in den Schlaf, Birgit Schrowange kritisiert Männer in den Vierzigern und Hardy Krüger jr. rechnet mit dem ZDF ab.

36. KALENDERWOCHE 2013

SONNTAG - 8. September
Schönenborn schön erkältet
Bei so vielen Wahlsendungen, zusätzlich zu seinen normalen Einsätzen, ist die Arbeit für WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn momentan natürlich in der Tat sehr umfangreich. Hinzu kommt das Nieselwetter. Da verwundert es nicht, dass der arme Jörg leicht erkältet ist. Montag und Mittwoch näselte er sich durch die «Wahlarena» im Ersten und bereits Sonntag tat er es im «Presseclub». Dort hatte er als einziger in der Runde eine formschöne Tasse mit Sendungslogo und vermutlich Tee vor sich stehen. Ansonsten fällt seine Erkältung gar nicht so auf, denn ein Hüsteln, gefolgt von einem „Pardon!“, kennt man auch vom gesunden Jörg.

MONTAG - 9. September
Privates Eigenlob zur IFA
Was ist der VPRT? Noch nie gehört? Ich auch nicht. Mal eben nachschlagen... Aha! Das ist der Verband Privater Rundfunk und Telemedien e.V. Und der hat Montag ein Zwischenfazit zur IFA (Muss ich ja jetzt wohl nicht auch noch für Sie nachschlagen!) gezogen, das natürlich Selbstbeweihräucherung pur war. Geschäftsführer Klaus Grewenig sagte: „Die privaten Rundfunkunternehmen stellen ihre Innovationskraft [...] eindrucksvoll unter Beweis. Sie sind mit ihren Inhalten nicht nur ein wichtiger Partner für die Netzbetreiber. Darüber hinaus sind sie auch ein Treiber von Ideen und Wachstum für die Endgeräteindustrie.“ Öffis, packt ein!

DIENSTAG - 10. September
Bruce Willis in den Schlaf geschrieben
Laut web.de wäre Bruce Willis bei einem Interview mit dem Online-Portal am Dienstag fast „weggenickt“. Blöd nur, dass solche Schlagzeilen von der Chefetage des Unternehmens sofort abgenickt werden. Wäre die nämlich nicht selbst fast „weggenickt“, hätte sie gemerkt, dass die Schlagzeile leicht übertrieben war. Natürlich ist Willis etwas zu spät zur Pressekonferenz anlässlich seines neuen Filmes «R.E.D.2» gekommen und natürlich war er etwas müde, weil seine 15 Monate junge Tochter ihm nachts einigen Schlaf raubt, aber er ist wohl Profi genug, dennoch nicht während der Arbeit „wegzunicken“. Das war eine Nickeligkeit der Redaktion.

MITTWOCH - 11. September
Nur mit Lanz klappt´s
Birgit und Brigitte. Viel Unterschied ist da nicht. Weder zwischen den Namen an sich, noch zwischen Birgit Schrowange und der Frauenzeitschrift. Keine Überraschung also, dass die RTL-Moderatorin Mittwoch in ebenjenem bunten Blättchen die Männer-Generation zwischen 40 und 50 Jahren kritisierte. Herren dieser Altersgruppe seien ihr nicht souverän genug. „Die haben Angst vor erfolgreichen Frauen und suchen nach wie vor das Modell 'jüngere Ehefrau, die ihnen den Rücken freihält'“. Ausgerechnet ihren Ex-Mann Markus Lanz nahm Schrowange aber von dieser Kritik aus. Mit dem habe sie noch einen guten Kontakt. Da sind wir beruhigt.

DONNERSTAG - 12. September
Haarspray, Honig, Helene
Komischerweise nicht in Brigitte, dafür aber in der TV-Zeitschrift Auf einen Blick hat die so großartig zu sein scheinende Helene Fischer Donnerstag ihre besten Schönheits-Tipps verraten. Aber nur, weil das Blättchen aktuell sein 30-jähriges Bestehen feiert. Sonst hätte die Helene solche geheimen Infos selbstverständlich nie rausgehauen. Na gut, wirklich neuartig war davon fast nichts, doch dass die Fischer sich ihre Augenbrauen mit Haarspray fixiert, ist wahrscheinlich schon herausstechend. Und dass sie sich während ihrer Sauna-Besuche Honig aufs Gesicht aufträgt. Den bekommt sie ja sonst nur um ihren imaginären Bart geschmiert.

FREITAG - 13. September
Dieses ZDF...!
Wie gut, dass Freitag zunächst nur Das Erste die Kosten seiner TV-Produktionen veröffentlicht hat und das ZDF erst demnächst nachfolgen will, denn so wissen wir noch nicht, wie viel eine Sendeminute von «Forsthaus Falkenau» gekostet hat. Das wiederum ermöglicht uns einen entspannteren Blick auf das Rumstänkern von Hardy Krüger jr. am selben Tag im Interview mit der dpa. Darin moniert er, es „sehr schade und sehr enttäuschend“ zu finden, dass das ZDF seine Serie ganz beiläufig eingestellt habe. „Sehr wenig Anstand“ und eine „rückgratslose Art“ gegenüber den Machern der Serie warf Krüger dem Zweiten vor. Kostenpunkt: Unbezahlbar.

SAMSTAG - 14. September
Pseudo-Wichtigkeiten aus der Nacht
Ab jetzt müssen wir es aushalten, dass Sat.1 zwei Wochen lang jeden Tag seinen Event-Hit «Promi Big Brother» ohne Rücksicht auf viele weitere Verluste für den Sender bewirbt. Erst eine Folge lief am Vorabend und schon hielt es Sat.1 Samstag-Nachmittag für angemessen, eine extra Pressemitteilung zu den Geschehnissen in der Nacht im Haus zu verbreiten. Die Eine habe im Bikini geschlafen, die Anderen hätten im Bett mit einem Hund gekuschelt. Ach wie toll! Wer nun was gemacht hat? Ist doch egal, denn die Namen der meisten „Promis“ kennt ohnehin kein... Jaja! Keine Sorge, hier geht es jetzt nicht auch noch so niveaulos zu.


Übrigens soll ja dieses «Promi Big Brother» für Sat.1 den Stellenwert einer Fußball-WM haben, wie Geschäftsführer Nicolas Paalzow diese Woche konstatierte. Mal abgesehen davon, dass diese Äußerung ein guter Indikator für den geringen Stellenwert von Sat.1 ist: Würde die Schönheit für Helene Fischer ebenfalls den Stellenwert einer Fußball-WM haben, würde sie auf Haarspray in den Augenbrauen sowie Honig im Gesicht verzichten und stattdessen nur Produkte von L´Oréal verwenden. Für diese Firma macht nämlich ihre Gesangs- und TV-Kollegin Lena Meyer-Landrut seit ein paar Tagen Werbung. Das zeigt wiederum den geringen Stellenwert von ESC-Siegen an. Letztlich haben alle hier genannten Personen und Institutionen viel Kosmetik bitter nötig.
15.09.2013 13:30 Uhr  •  Gregor Elsbeck Kurz-URL: qmde.de/66148