Popcorn und Rollenwechsel: Big Trouble, Good Movie

«World War Z» litt unter massiven Produktionsproblemen. Doch sowas muss nicht zu einer filmischen Katastrophe führen!

Wenn am 27. Juni in den Kinos der Zombie-Actionfilm «World War Z» startet, dann geht somit ein krisengeplagter Film an den Start. Die Regiearbeit von Marc Forster durchlitt zahlreiche gravierende Produktionsprobleme, wie etwa ausufernde Auseinandersetzungen zwischen Forster und Hauptdarsteller Brad Pitt, eskalierende Ausgaben, endlose Nachdrehs sowie die dringende Abhängigkeit von steten Überarbeitungen des Drehbuchs. Aufgrund dessen sind zahlreiche Kinofans und Filmjournalisten überaus misstrauisch gegenüber dieses Zombie-Actionepos eingestellt.

Jedoch gibt es für jedes Problem, das «World War Z» ereilte, mindestens ein Filmbeispiel, das bewies: Selbst aus krisengeplagten Produktionen können gelungene Streifen entstehen. Um also an dieser Stelle ein wenig Optimismus zu verbreiten, folgen nun «World War Z»-Stolpersteine und gute Filme, die sie in der Vergangenheit zu bezwingen vermochten.

Streit zwischen Hauptdarsteller und Regisseur: Regisseur Tony Kaye begann während der Schlussphase der «American History X» einen Fehler, der seine Karriere und die Edward Nortons nachhaltig beeinflusste – er lud Norton in den Schneideraum ein und schlug ihm vor, eine eigene Schnittversion des Films zu erstellen. Das Studio mochte Nortons Fassung besser, woraufhin ein medial ausgetragener Zwist entstand, der das Bild Kayes als arroganten sowie lax handelnden Regisseur prägte und Norton als Darsteller abstempelte, der Filme an sich reißt.

Unentwegte Drehbuchänderungen: Einer der berühmtesten Filmklassiker aller Zeiten ist zugleich ein Beispiel dafür, dass ständige Drehbuchüberarbeitungen nicht bedeuten müssen, dass das finale Ergebnis konfus ist. «Der Zauberer von Oz» durchlief drei offiziell angegebene Autoren – sowie zehn Autoren, die das Drehbuch unentwegt änderten, unter anderem, um es den Wünschen des Studios anzupassen.

Eskalierende Budgetvorstellungen: Die Liste an Filmen, bei denen das Budget völlig außer Kontrolle geriet, ist unfassbar lang, doch der erfolgreichste unter den Budgetsprengern ist zweifelsohne «Titanic». Camerons herrisches Verhalten am Set und sein Bestehen auf praktische Stunts und Effekte zogen die Dreharbeiten in die Länge, darüber hinaus verlor Cameron jegliche Kompromissbereitschaft gegenüber dem Studio. Und so schoss das eh schon enorme, zuvor veranschlagte Budget so lange in die Höhe, bis Cameron den seinerzeit teuersten Film aller Zeiten ablieferte.

Wenn nach dem Drehschluss noch viel gedreht werden muss: Neben dem bereits erwähnten «Zauberer von Oz» lassen sich auch zahlreiche Filme nennen, die längere Reshoots durchstehen mussten und dennoch Anklang beim zahlenden Publikum sowie den Kritikern fanden. Etwa die letzten beiden «Harry Potter»-Teile oder, wenn man es so betrachten will, zahlreiche Pixar-Filme. Im Falle von «WALL•E» etwa waren viele Szenen bereits fertig animiert, als Regisseur Andrew Stanton auffiel, dass der finale Akt des Films viel besser funktionieren würde, wenn sein Protagonist gerettet werden müsste, statt den Retter zu spielen. Also mussten zahlreiche Sequenzen umgeschrieben und komplett neu animiert werden.

«World War Z» könnte sich also in eine lange Reihe katastrophaler Produktionsgeschichten einreihen, bei denen dennoch ein sehenswerter Film zustande kam. Natürlich könnte die Buchadaption auch einer von unzähligen Filmen werden, die ebenso desaströs sind wie ihre Produktion … das werden wir dann Ende des Monats herausfinden.
10.06.2013 08:00 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/64239