Die Kritiker: «Turbo & Tacho»

«Turbo & Tacho», das Chaos-Duo aus «Alarm für Cobra 11», bekommt seine eigene lauwarme Action-Komödie: Hier herrschen Spaß vor der Kamera sowie eine angezogene Kreativ-Handbremse hinter der Kamera.

Inhalt
Kai „Turbo“ Schröder und Andreas „Tacho“ Tachinski sind seit frühster Kindheit enge Freunde und leben seit einiger Zeit ihren großen Traum vom Polizistenleben. Das Chaos-Duo mit der großen Klappe wartet jedoch noch immer auf seine große Chance, seitens der Kollegen Anerkennung zu erlangen. Also heften sich die Frechdachse an die Fersen des Verbrecherbosses Rico Bauer, der sie bei einem Undercover-Einsatz allerdings nach allen Regeln der Kunst an der Nase herumführt. Nach der gewaltigen Blamage werden Turbo und Tacho des Reviers verwiesen und finden einzig in einem kleinen Duisburger Revier Anstellung, das von Tachos Mutter geleitet wird. Von dieser erhalten sie eine klare Ansage: Wenn sie ihren Job behalten wollen, so sollen sie gefälligst die Finger von Rico Bauer lassen! Den Rat der derzeit völlig von ihren Hochzeitsplanungen eingenommenen Mama Tachinski können die Chaoten aber nicht liegen lassen, erst recht nicht, als ein Kollege vor ihren Augen von Ricos Killerin Saskia ermordet wird. Also gehen Turbo und Tacho auf eigener Faust der letzten Spur nach, laut der sich in der Asservatenkammer Hinweise auf einen Maulwurf im Revier finden lassen. Durch diese gewagte Idee erhöht sich jedoch nur der Druck auf die beiden Freude, deren Freundschaft darunter zu zerbrechen droht ...

Darsteller
Axel Stein («Hausmeister Krause») als Turbo
Daniel Roesner («Wilde Wellen – Nichts bleibt verborgen») als Tacho
Petra Kleinert («Mord mit Aussicht») als Marianne Tachinski
Guntbert Warns («Mitten im Leben») als Klaus Stegemann
Stefan Richter («MEK 8») als Karlo Delling
Ralf Richter («Was nicht passt, wird passend gemacht») als Wischollek
Fiona Erdmann («Germany's Next Topmodel») als Anje van Basten
Florentine Lahme («GSG 9 – Ihr Einsatz ist ihr Leben») als Saskia

Kritik
Bereits Ende 2012 ließen RTL und die «Alarm für Cobra 11»-Produktionsschmiede action concept mit «Der Ballermann» den Piloten zu einem Comedy-Actionformat auf die Welt los. Dieser erwies sich mit lauten, unpointierten Witzen und einem Übermaß an Klischees sowie einem eklatanten Mangel an Persönlichkeit als äußerst anstrengend (mehr dazu). Das bereits in «Alarm für Cobra 11» erprobte Chaos-Duo «Turbo & Tacho» geht nicht ganz so schaurige Wege wie ihr auf Mallorca ermittelnder Genrekollege, Einschalten ist deswegen aber noch lange nicht Pflicht.

Turbos und Tachos Auftritte innerhalb von «Alarm für Cobra 11» nahmen erfreuliche Züge einer Parodie auf die rasante, explosive und sinnbefreite RTL-Actionserie an – ein Element, das im Pilotfilm zur alleinstehenden «Turbo & Tacho»-Serie nahezu komplett wegrationalisiert wurde. In den ersten zehn Minuten verschlägt es die verplanten Trottel auf eine kleine Landstraße, wo sie auf einem Moped zwei Mittelklassewagen zu entkommen versuchen. Es wäre ein leichtes, Parallelen zur Autobahnpolizei aufzubauen, mit etwas Einfallsreichtum ließe sich die übertriebene Action des TV-Dauerbrenners treffend persiflieren. Stattdessen aber inszeniert Regisseur Heinz Dietz die Verfolgungsjagd vergleichsweise nüchtern. „Haha, die klauen einem Pizzaboten das Vehikel. Und nun fallen sie auf die Schnauze!“ – mehr Witz wollen die Macher aus der Steilvorlage nicht herausholen.

Die Seitenhiebe auf Genreklischees beschränken sich in dieser Action-Kriminalkomödie auf den überstylischen Look der Krimi-Generation «CSI: Miami», so dass selbst die ranzigste Ruhrpottecke in schimmerndes Funkellicht getaucht wird sowie auf eine leidlich amüsante Spielerei mit den obligatorischen Bikinischlampen in Reichweite schmieriger Gangsterbosse. Der Casting-Gag, «Germany's Next Topmodel»-Kandidatin Fiona Erdmann als niederländisches Bückstück zu besetzen, reicht dennoch kaum weiter als auf den Fingerzeig „dieses Klischee gibt es, und wir verpassen ihm ein dämliches Tattoo sowie einen unattraktiven Akzent“.

Der Grundplot ist aus zahllosen Buddy-Cop-Filmen bekannt (Verlierer-Duo ermittelt in kniffligem Fall, scheitert, zankt sich, muss sich zusammenraufen), bloß dass die übliche „Gegensätze ziehen sich an“-Dynamik erfrischenderweise durch eine lebenslange Freundschaft ausgetauscht wurde, die es zu bewahren gilt. Das Trottel-Gespann wird von einem engagierten Axel Stein und einem natürlich agierenden Daniel Roesner mit mehr Leben ausgefüllt, als es der routiniert-desinteressiert runtergeratterte Pilot verdient hat. Die Dialogwitze des Titelduos sitzen und trotz klarem Hauptinteresse an Lachern lassen Roesner und Stein ihre Figuren nicht zu reinen Lachnummern abgleiten, ebenso haben auch viele ihrer Darstellerkollegen sichtlichen Spaß am Versuch, einer augenzwinkernden Actionserie – mit stärkeren Drehbüchern wäre eine wirklich amüsante Serie drin. Behalten die Leute hinter «Turbo & Tacho» aber das Starttempo bei, so kann diese Karre gerne abgewürgt werden.

RTL strahlt «Turbo & Tacho» am Donnerstag, dem 7. Februar 2013, um 20.15 Uhr aus.
06.02.2013 08:30 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/61912