Die Kritiker: «Als meine Frau Chef wurde»

Der Fernsehfilm «Als meine Frau Chef wurde» spielt mit der Rollenverteilung in Familie und Beruf und punktet mit gut aufgelegten Schauspielern.

Inhalt:
Familie Jens geht es gut; Sohn Paul ist clever und aufgeweckt, Vater Martin leitet die Entwicklungsabteilung einer Hamburger Werft und Mutter Hanna ist Chefin im Qualitätsmanagement derselben. Zudem wohnt man in einem schniecken Zwei-Familien-Haus und versteht sich mit den Nachbarn bestens. Was Familie Jens nicht weiß ist, dass der Juniorchef der Werft, Bernd Möller, etwas im Schilde führt. Das ist auch der Grund, warum er Hanna überraschend zur zweiten Geschäftsführerin ernennt. Familie Jens ist überglücklich. Kann es noch besser werden? Eher nicht, denn kurz darauf steht Martins Vater Willfried vor der Tür und nistet sich im Familienidyll ein.

Während Hanna in ihrer neuen Position erfährt, dass die Werft vor dem Bankrott steht, sorgt Willfried zu Hause für dicke Luft. Für den Mann alter Schule geht es überhaupt nicht, dass die Ehefrau nun die Chefin des Mannes – seines Sohnes! - ist. Außerdem versucht sich auch noch Enkel Paul im Balletttanz. Und die akribische Mülltrennung ist ja wohl ein schlechter Witz.

Als Hanna ein Projekt ihres Mannes, an dem dieser seit zehn Jahren arbeitet, aus firmenpolitischen Gründen abschießen muss, zweifelt auch Martin immer mehr an der Richtigkeit von Hannas Aufstieg. Doch diese darf ihren Mann nicht in die Internas der Werft einweihen. Erst als sie das doppelte Spiel zu durchschauen beginnt, vertraut sie sich ihm an. Doch Martin ist schon zu frustriert über Hannas Überstunden und ihre Entscheidungen. Seine attraktive Kollegin Kai nutzt indes den Zoff im Paradies und macht sich an ihn ran...

Darsteller:
Marie-Lou Sellem («Der Rattenkönig», «Liebe, Geld, Familie») als Hanna Jens
Götz Schubert («Der Turm», «Uferlos») als Martin Jens
Ulrich Pleitgen (Familie Dr. Kleist, Wilde Wellen) als Willfried Jens
Louis Althaus als Paul Jens
Patrick Heyn («Es war einer von uns») als Bernd Möller junior
Marita Breuer («This is Love») als Frau Schöps
Rolf Becker («Nimmermeer», «Erbgut») als Möller senior
Luisa Katharina Davids («Wer hat Angst vorm schwarzen Mann») als Kai
Hans Heller («Die Rosenheim-Cops», «Der Alte») als Aigner
Jörn Knebel («Ein Tick anders», «Herzversagen») als Gero Heilmann
Stephan A. Tölle («Die Pfefferkörner», «Tür an Tür») als Herr Plate
Christian Concilio («Rubbeldiekatz») als Herr Hansen

Kritik:
«Als meine Frau Chef wurde» ist ein unterhaltsamer und spaßiger Film für die ganze Familie. Zwar sind die Verwicklungen, die der Aufstieg der Ehefrau in die Chefetage so mit sich bringen, vorhersehbar, der Grund für die Machenschaften des Juniorbosses eher altbacken und die Gewichtung zwischen Komödie und ernster Unterhaltung zuweilen unausgegoren, doch das ist zu verschmerzen. Diese kleinen Mäkel werden aufgewogen durch die liebevolle und detailreiche Inszenierung, manchen amüsanten Moment und das augenzwinkernde Darstellen der nachbarschaftlichen Verhältnisse. Dass man heutzutage eifrig Müll trennt und der Ehegatte gerne mal den Hausmann in Elternzeit gibt, ist außerdem nur konsequent und bietet Stoff für manch bissige Bemerkung – meistens natürlich von Opa Willfried.

Marie-Lou Sellem spielt die Karrierefrau mit Dreifach-Belastung gewohnt leichtfüßig, sympathisch und bodenständig, während Götz Schubert als Martin langsam aber sicher der Kragen platzt. Auch ein Highlight ist Louis Althaus als Sohn Paul, der gewitzt und sympathisch spielt und beweist, dass es in deutschen Landen doch gute Kinderdarsteller gibt. Ulrich Pleitgen als Opa Willfried ist eh‘ ein Gewinn und reißt jede Szene, in der er spielt, an sich.

Optisch ist der Film von Regisseur Matthias Steurer («Alles außer Sex», «Kleine Schiffe») von Kameramann Helmut Pirnat («Die Wand», «Tödliche Versuchung») und seinem Oberbeleuchter Michael Herrmann in der oberen Klasse angesiedelt. Die Szenen sind schön aufgelöst, nie hektisch und gerade in den Werft-Szenen mit Liebe zum Detail inszeniert.

«Als meine Frau Chef wurde» ist unaufdringlich, routiniert und bietet genau den richtigen Stoff für einen netten, unaufgeregten Fernsehabend.

Das Erste zeigt «Als meine Frau Chef wurde» am Freitag, den 1. Februar um 20.15 Uhr.
31.01.2013 10:15 Uhr  •  Renatus Töpke Kurz-URL: qmde.de/61812