Sat.1 öffnet sein Archiv für Sat.1 Gold

Am Dienstagabend wurde in Hamburg das Programm des Senders vorgestellt. Es wird zu einem Wiedersehen mit Sonja, Kerner, Wolff und Co. kommen. Gaby Papenburg erhält ein eigenes Magazin am Mittag.

„Lässt sich damit wirklich Quote machen?“ Das war die Frage, die ein bisschen über der Programmpräsentation des neuen Free-TV-Senders Sat.1 Gold schwebte. Am Dienstagabend stellte Senderchefin Katja Hofem-Best das Line-Up für den am 17. Januar startenden Kanal für Zuschauerinnen zwischen 49 und 64 Jahren vor. In einem Trailer wurden „Große Gefühle“ und ein „Schatz an Erinnerungen“ versprochen. Ein „Schatz an Erinnerungen“ ist vielleicht auch euphemistisch dafür, dass der neue Kanal zahlreiche Programme wiederholt, die vor zehn oder 15 Jahren in Sat.1 ein Erfolg waren, dann aber wegen sinkender Quoten (teilweise bei den Jüngeren) verbannt wurden. Sat.1 Gold betont, dass in seinem Programm ausschließlich deutsche Formate zu sehen sein werden. „Die 49- bis 64-jährigen Frauen stehen mitten im Leben. Sie sind fit, jung geblieben und aktiv. Mit unserem Programm spiegeln wir das positive und harmonische Lebensgefühl dieser Zielgruppe wider. Entsprechend unseres Claims 'Mir geht’s gold' bietet Sat.1 Gold sowohl beliebte Serienklassiker, Filme und Talkshows als auch spannende und informative Magazine“, sagt Hofem-Best, die im Konzern auch schon für sixx verantwortlich ist.

Kurzum: Es kommt zum Wiedersehen mit Daily Talks wie «Sonja» und «Britt», auch «Zwei bei Kallwass» und «Richterin Barbara Salesch» dürfen beim Sat.1-Ableger ran. Auch «Jörg Pilawa» und «Kerner» – und somit die Anfänge des Sat.1-Daily-Talk-Booms sollen wiederholt werden. Die Plauderstunden beginnen bei Sat.1 Gold um 14.45 Uhr. Am Vormittag setzt der Sender auf «Geh‘ auf’s Ganze», wiederholt aber auch «Gräfin gesucht», «Clever!», «Die dreisten Drei», «Mensch Markus» und Weiteres, das das Sat.1-Archiv so hergibt.

Im Vorabendprogramm soll sich ein Platz für die langlebige Krimiserie «Wolffs Revier» finden – der Muttersender versuchte diese im vergangenen Jahr mit neuem Team wiederzubeleben – die Quoten jedoch waren nicht ausreichend dafür. Auch die Primetime besteht bei Sat.1 Gold aus Größtenteils alter Ware: Gleich am ersten Tag will man die Zuschauer mit einer Doppelprogrammierung der «Wanderhure» locken, ansonsten sind freitags zu Beginn die Serien «Mit Herz und Handschellen» und «Edel & Starck» zu sehen, am Donnerstag laufen Komödien und die nie wirklich erfolgreiche ProSieben-Dramedy «Alles außer Sex».

Frische Ware ist hingegen für den Mittwochabend geplant. Ulrich Meyer bekommt an diesem Tag zwei Ableger seiner «Akte»: Zunächst gibt es die «GesundheitsAkte» und eine Dreiviertelstunde später die «SchicksalsAkte». Um 21.45 Uhr folgt mit «Wunderwelt Wissen» die Wiederbelebung einer ProSieben-Marke. Das Wissensmagazin wird bei Sat.1 Gold nun von Christian Mürau präsentiert, der bis Ende dieser Woche noch «Abenteuer Leben» bei kabel eins moderiert und dann an seinen Nachfolger Andreas Türck übergibt. Während samstags Spielfilme laufen, die auch Männern gefallen könnten, arbeitet der neue Sender am Sonntag mit Süddeutsche TV zusammen und präsentiert drei Stunden lang «Süddeutsche TV Thema». Laut Moderatorin Petra Glinski will man die Zeit nutzen, Entwicklungen zu begleiten und auch auf Seitenaspekte eingehen.

Mit Gaby Papenburg spielt übrigens auch eine Sat.1-Moderatorin der allerersten Stunde eine wichtige Rolle beim neuen Sender. Papenburg taucht im Sat.1-Programm heute manchmal noch im «Frühstücksfernsehen» auf, früher war sie unter anderem aber auch «ran»-Moderatorin. Bei Sat.1 Gold bekommt sie ein neues Mittagsmagazin, das auf den Namen «Gesund & lecker» hört. Es soll montags bis freitags ausgestrahlt werden, aber keine tagesaktuellen Themen beleuchten.

„Wir sprechen eine große Zielgruppe an, die die Mitte der Gesellschaft in Deutschland bildet. Hier werden die wichtigen Entscheidungen in der Familie getroffen. Das macht die Zielgruppe auch für die Werbeindustrie so interessant“, machte Jürgen Hörner, im Unternehmen für die deutschen Free-TV-Sender verantwortlich, deutlich. Für ProSiebenSat.1 scheint es aktuell vor allem wichtig zu sein, die klaffende Lücke eines Programms für die reifere Generation als Erster zu schließen – also noch vor der Konkurrenz von RTL, die 2012 ebenfalls einen neuen Free-TV-Sender starteten.
28.11.2012 09:43 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/60628