Quotencheck: «White Collar»

Die Krimiserie hat den Kampf um die Einschaltquote verloren – doch wie lief es bis zur Einstellung tatsächlich?

«White Collar» ging es wortwörtlich an den Kragen, als RTL vergangene Woche verkündete, den Donnerstagabend umzubauen. Das Krimiformat von Jeff Eastin, das in den Vereinigten Staaten zu Herbstbeginn freie Bahn für eine fünfte Staffel bekam, wird vom deutschen Privatsender nicht fortgesetzt und unvermittelt nach der sechsten Folge der zweiten Season abgesetzt. Zyniker könnten schlussfolgern, der Sender versuche nun, den letzten Funken Niveau aus dem Programm zu verbannen, tatsächlich aber war – wieder einmal – die mehr als mäßige Einschaltquote schuld. Bei genauerem Betrachten der Umstände muss man davon Abstand nehmen, den Verantwortlichen diese Entscheidung negativ anzukreiden. Trotz schwacher Einschaltquoten für die Erstausstrahlung der ersten Staffel im vergangenen Jahr, setzte RTL ab Juli 2012 auf gleichsam wenig erfolgreiche Wiederholungen und die anschließende Premiere neuer Episoden.

Die erste Staffel von «White Collar», gezeigt zwischen dem 13. September und 13. Dezember 2011, blieb mit durchschnittlich 2,37 Millionen Zuschauern im Gesamtpublikum und 14,6 Prozent in der Zielgruppe deutlich unter dem Senderschnitt von RTL. Mit dem Sendeplatz am Dienstag um 22.15 Uhr war das Format als Nachfolger des kaum wiederholbaren Erfolgs «Monk» programmiert worden – und fiel beim Publikum durch. Die zunächst fragliche, zweite Runde wurde für das Format im Juli 2012 eingeläutet, als der Kölner Sender Wiederholungen der ersten Staffel zur späteren Sendezeit um 23.15 Uhr ins Programm nahm. Beweisen sollte sich die Krimiserie nun nicht mehr am erfolgsverwöhnten Dienstag, sondern am Donnerstag. Das Ausstrahlungsfazit ließ sich nach Senden der vierzehnten Episode ziehen.

Fast erwartungsgemäß wurde das Zuschauerinteresse der Erstausstrahlungen nicht noch einmal erreicht, stattdessen kam «White Collar» im Schnitt auf 1,41 Millionen und 10,8 Prozent insgesamt, bei den 14- bis 49-Jährigen reichte es nur für 0,67 Millionen und 11,3 Prozent Marktanteil. Die erzielten Werte der einzelnen Folgen zeigten jedoch eine kleine, aber unverkennbare Aufwärtstendenz. Spielte sich das Interesse zunächst in beiden ausgewiesenen Zuschauergruppen im Bereich um zehn Prozent Marktanteil ab, steigerte sich die Serie im späteren Verlauf. So wurden am 6. September 1,68 Millionen und 13,9 Prozent bei allen Fernsehenden gemessen, in der Woche darauf erreichte das Format 0,84 Millionen junge Zuschauer, die 15,3 Prozent und einen Staffelhöhepunkt in der werberelevanten Zielgruppe generierten.

Die am 11. Oktober begonnene Erstausstrahlung der zweiten Staffel wanderte, wohl angetrieben vom entfachten Funken Hoffnung, am selben Tag auf 22.15 Uhr und damit auf eine Stunde früher. Erreicht wurden am ersten Abend 1,56 Millionen und 11,9 Prozent des Gesamtpublikums, die werberelevanten Zielgruppe war mit 0,69 Millionen Interessierten anwesend, die 11,7 Prozent Marktanteil bedeuteten. Damit lag die erste Folge zwar über den durchschnittlichen Einschaltquoten der vorangegangenen Wiederholungen – aber dennoch weit unter dem Senderschnitt.

Auch die sieben Tage darauf gesendete Episode konnte an die besten Werte der Vergangenheit nicht anschließen und lockte 1,48 Millionen und 11,1 Prozent insgesamt vor die Fernsehgeräte. 0,65 Millionen und 10,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen bedeuteten ebenfalls einen Rückgang. Das letzte Glimmen im RTL-Quotenhochhofen erlosch am 25. Oktober, als die dritte Folge lediglich 1,23 Millionen und 8,2 Prozent bei allen Fernsehsehenden erzielte. In der Zielgruppe kam die Episode auf gleichsam schwache 0,53 Millionen und 8,0 Prozent. Bestätigt wurde der Albtraum jedes Programmverantwortlichen in der folgenden Woche, als sich ein Publikum von 1,22 Millionen Menschen einfand, um magere 8,2 Prozent zu generieren. Die Werberelevanten saßen zu 0,59 Millionen vor den Mattscheiben und machten nur 8,7 Prozent aller Fernsehschauenden dieser Altersgruppe aus.

Obgleich minimal stärker, als die direkten Vorwochen, enttäuschten auch die Folgen vom 8. und 15. November mit unterirdischem Interesse von Seiten des (potentiellen) Publikums. 1,28 bzw. 1,29 Millionen fanden sich insgesamt ein, um der Krimiserie zu folgen, sie generierten 8,9 sowie 9,1 Prozent Marktanteil. Mit einem Wert von unter acht Prozent in der vorletzten Folge verabschiedeten sich auch die Jungen. Am 8. November wurden für die 14- bis 49-Jährigen 0,49 Millionen und 7,9 Prozent ausgewiesen, sieben Tage später standen 0,57 Millionen und 9,1 zu Buche.

Die gezeigten sechs Folgen der zweiten Staffel erreichten im Durchschnitt nur 1,34 Millionen und 9,6 Prozent aus dem Gesamtpublikum, aus der Zielgruppe sahen 0,59 Millionen und 9,3 Prozent zu. Alle Werte sind für den Sender indiskutabel, liegt der Senderschnitt doch bei 13,6 Prozent insgesamt und gar 17,7 Prozent im Bereich der jungen Zuschauerschaft. Damit unterbot Staffel zwei sogar die Einschaltquoten der Wiederholungen, ein Heranreichen an die Ergebnisse der ersten war zu keinem Zeitpunkt realistisch. Gänzlich verschrecken möchte RTL die Fans der Serie aber nicht; auszuschließen sei eine Fortsetzung der Ausstrahlung der restlichen Folgen der zweiten Staffel auf anderem Sendeplatz nicht. Wer bis dahin auf die Fortsetzung der aktuellen Season nicht warten will, muss zur DVD und dem EU-Import mit deutscher Tonspur greifen.
22.11.2012 14:00 Uhr  •  Kevin Kyburz Kurz-URL: qmde.de/60512