Sat.1: Deutsche Fiktion und der Vorabend

Dort brauche es eine kleine Revolution, hieß es am Mittwoch in Hamburg. Sonst hielt Sat.1 wenige Überraschungen parat.

Bei Sat.1 konzentriert sich derzeit vieles auf die Access Prime, also die Zeit vor der Primetime. Das klassische Vorabendprogramm des Münchner Senders liegt seit einigen Monaten kategorisch unter Senderschnitt und läuft eher immer noch schlechter als besser. In Unterföhring hat man dies inzwischen auch erkannt und kündigt nicht nur eine Evolution, sondern sogar eine kleine Revolution an. Den Sommer über wird der Münchner Sender verschiedene Formate im Vorabendprogramm testen, in zwei Wochen beispielsweise startet ein neues Endemol-Quiz um 18.30 Uhr. Bis Herbst soll das spätere Line-Up dann gefunden sein.

Im Rahmen dieser Tests probiert sich Sat.1, wie seit vergangener Woche bekannt, auch an neuen Daily-Talks im Mittagsprogramm. Ganz so viele Überraschungen hält der Münchner Sender für die Primetime nicht parat. Vorneweg: Auch wenn man in München betont, mit Johannes B. Kerner weiter in Verhandlungen über Shows zu stehen, konkret angekündigt wurde kein neues Projekt mit ihm. Ein Weggang Kerners scheint damit wahrscheinlicher zu werden. Im Show-Bereich legt Sat.1 natürlich Wert auf die neue Staffel von «The Voice of Germany», die mit gleicher Jury im Herbst startet. Neu ist nur Moderator Thore Schölermann, bekannt aus «Verbotene Liebe» und «taff.». Die zweite Staffel wird einige Wochen früher beginnen als 2011 – vermutlich geht es recht bald nach dem Ende von «Popstars» bei ProSieben los. Am Mittwochabend wurde der Start auf Oktober 2012 terminiert. Zudem starten im Showbereich neu «Beat the Best», in der Ausnahmekünstler gegeneinander antreten und ein Format, das derzeit den Arbeitstitel «Dream Team» trägt. Promis treten darin in Teams gegeneinander zu Action-Spielen an.

Fortgesetzt werden zudem die Freitagabend-Formate «Die perfekte Minute» mit Ulla Kock am Brink und «Mein Mann kann» mit Britt Hagedorn. Der Bereich Sport bleibt in Sat.1 vorerst ein wenig verwaist. Nach dem Verlust der Champions League-Rechte bleibt noch «ran Boxen» übrig – mit Felix Sturm und mit Dr. Christine Theiss. Den Mittwochabend bestückt Sat.1 fortan übrigens nicht mit neuen, eigenen Produktionen, sondern durchgehend mit Spielfilmen. Am Mittwochabend soll künftig Platz sein für Free-TV-Premieren, hieß es am Mittwoch. «Vincent will meer», «Eat Pray Love», «Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte» und auch «Kokowääh» gehören laut Sat.1 zu den Spielfilmhighlights der anstehenden Saison.

Montags startet Sat.1 wie bekannt im Herbst vier neue Serien. Bei «Familie Undercover» und «Es kommt noch dicker» hat sich nichts geändert, bei den beiden anderen Eigenproduktionen steht nun der endgültige Titel fest. Die Medical-Serie, die unter dem Arbeitstitel «Die Docs» begonnen wurde, heißt künftig «Auf Herz und Nieren». Stefanie Stappenbeck und Max von Pufendorf spielen darin ein ungleiches Ärztepaar. Einen neuen Namen bekommen hat zudem auch die neue Münchner Krimiserie, die nun «Der Cop und der Snob» heißt. Marc Ben Puch spielt darin eine der Hauptrollen. Die vier Serien umfassen jeweils zunächst sechs oder sieben Folgen, sodass mit ihnen insgesamt 13 Wochen bespielt werden können. Im neuen Jahr sollen dann «Der letzte Bulle» und «Danni Lowinski» mit neuen Episoden auf die Bildschirme zurückkehren. Sat.1-Chef Joachim Kosack sagt: „Ich bin stolz, dass wir unseren Zuschauern in der Saison 2012/2013 viel Neues aus dem Herzstück des Senders, der Deutschen Fiction, präsentieren können.“

Für den Dienstagabend lässt man weitere TV-Filme herstellen. Vor der Kamera für Sat.1 stehen in den kommenden Wochen und Monaten unter anderem Diana Amft, Hannes Jaenicke, Valerie Niehaus, Kai Wiesinger, Ann-Kathrin Kramer, Oliver Mommsen, Anja Kling und andere. Alexandra Neldel dreht für Sat.1 den dritten Teil der «Wanderhure», zu den Highlights im Bereich Fiction gehört auch «Die Tore der Welt», die Fortsetzung von «Die Säulen der Erde». Ebenfalls vom Erfolgsgespann Tandem Communications/Scott Free stammt der atemberaubende Event-Zweiteiler «Labyrinth», zu dem es am Mittwoch aber keine näheren Infos gab. Besonders erwähnenswert fand Sat.1 zudem die Produktion eines neuen Films namens «Und weg bist du!». In dem neuen Film spielen Christoph Maria Herbst und Annette Frier zusammen – und Emma Schweiger hat darin ihre erste TV-Hauptrolle.

Im Bereich Comedy plant Sat.1 die Ausstrahlung der neuen Staffeln von «Pastewka», «Ladykracher» und «Knallerfrauen». Zudem gibt es zum Jahreswechsel ein Wiedersehen mit Wolfgang und Anneliese. Anke Engelke und Bastian Pastewka wollen dann ihr «Winterfest der fliegenden Sensationen» (AT) präsentieren. „Im letzten Jahr haben wir versprochen, dass wir uns im Bereich Reality erfolgreich aufstellen werden – und dieses Versprechen mit unter anderem mit «Julia Leischik sucht: Bitte melde Dich» oder «The Biggest Loser» gehalten,“ erklärte Sat.1-Boss Kosack. Wie bereits bekannt war, sollen beide Formate auch in der kommenden TV-Saison wieder im Vorabendprogramm am Sonntag eingesetzt werden. Darüber hinaus aber präsentierte Sat.1 im Bereich Reality nicht sonderlich viel: Die Produktion von «Mieter in Not» mit Barbara Eligmann wurde schon bei der PK im Sommer 2011 vorgestellt – lief bislang aber noch nicht im Programm. Ebenfalls nicht neu war die Präsentation der Reality «Alle an einen Tisch», einer Versöhnungssendung für zerstrittene Familien. Probieren will sich der Sender aber mit einer täglichen TV-Romanze am werktäglichen Vorabend.

Wenig Neues zu berichten gab es im Bereich der US-Serien, wo Sat.1 nach wie vor bestens aufgestellt ist. Deshalb gingen die Serien in diesem Jahr eher an die Schwestersender, was allerdings auch damit zusammenhängt, dass für Sat.1 kaum passende Programmfarben vorhanden waren – und wenn, man diese dann wohl nicht als massentauglich genug einstufte. Neu im Line-Up wird somit nur die neue Comedy «Common Law» von John Turteltaub sein. «Navy CIS: L.A.» darf, wie schon bekannt, bald erstmals am Sonntag um 21.15 Uhr ran. Zuvor bleibt «Navy CIS» im Programm. Neue Folgen kommen auch von «The Mentalist», «Criminal Minds» und «Hawaii Five-0».
20.06.2012 22:25 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/57426