«Familien-Fälle»: Ein neuer Hoffnungsschimmer für die Sat.1-Daytime?

Seit Montag zeigt Sat.1 werktags seine «Familien-Fälle» – und setzt damit wie RTL auf Scripted-Reality. Den Sat.1-Quoten hat das spürbar geholfen. Den anderen Sendern konnte die neue filmpool-Produktion aber trotzdem nicht viel anhaben. Quotenmeter.de zieht eine erste Bilanz.

Knapp 13 Jahre lang war Barbara Salesch das Sat.1-Gesicht am Nachmittag. Seit dieser Woche ist damit aber endgültig Schluss. Weil sich die Richterin anderen Aufgaben widmen möchte und die Quoten zuletzt ohnehin schwächer wurden, setzt der Privatsender um 14 Uhr stattdessen auf «Familien-Fälle», einem neuen filmpool-Format. Auch wenn Kritiker – wie bei den meisten Sendungen dieser Art – bislang nicht viel von der Produktion halten: Die Quoten geben den Verantwortlichen Recht. Zwar waren die Zahlen zum Auftakt gut, doch im Verlauf der Woche stellte sich dann doch die Ernüchterung ein.

Das zeigen zumindest die Quoten vom Freitag. In der werberelevanten Zielgruppe reichte es mit 0,39 Millionen 14- bis 49-Jährigen "nur" zu 10,5 Prozent Marktanteil. Das ist zwar ein guter Wert für Sat.1 – aber auch nicht mehr das, was die Sendung noch zu Beginn der Woche erreichen konnte. Den Auftakt hatten am 16. April nämlich noch 12,3 Prozent der Umworbenen verfolgt, die zweite Folge steigerte sich eine Stunde später sogar auf 17,6 Prozent. Hier hat sich die Programmierung von Sat.1 bezahlt gemacht: Da RTL um 15 Uhr mit «Verdachtsfälle» ein zum Verwechseln ähnliches Format ausstrahlt, zog man bei Sat.1 den Start von «Familien-Fälle» kurzerhand um eine Stunde vor, so dass die Sendung zunächst einmal nur «Mitten im Leben» als Gegner hatte. Die Zuschauer waren somit also schon eine Stunde eher bei Sat.1.

Das brachte schließlich auch die erhoffte Wirkung: So kamen RTLs «Verdachtsfälle» nicht über verhältnismäßig schwache 20,8 Prozent Marktanteil hinaus, VOX' «Shopping Queen» musste sich mit nur 4,4 Prozent in der Zielgruppe zufrieden geben. Doch das war nur eine Ausnahmesituation.

Wahrscheinlich waren einfach viele Leute auf die neue Sendung neugierig. Denn am zweiten Tag gingen die Quoten deutlich zurück: 11,7 Prozent betrug der Marktanteil am Dienstag. RTL konnte indes wieder zulegen: Die wie immer um 15 Uhr gesendeten «Verdachtsfälle» kamen auf 23,5 Prozent Marktanteil. Einzig VOX verharrte auf den Quoten des Vortages und blieb bei 5,1 Prozent hängen. Die «Familien-Fälle» alleine können also nicht an dem – weiterhin ungewohnt – schlechten Abschneiden schuld sein. Auch die restlichen Ausgaben der Woche holten keine besseren Werte.

Doch zurück zum Sat.1-Dienstag: Das Duell beim Gesamtpublikum entschied der Sender wie gehabt für sich. 1,77 Millionen Sat.1-Zuschauer standen 1,40 Millionen RTL-Zuschauern gegenüber. Auch in den darauffolgenden Tagen sollte es dabei bleiben: Die Reichweite bei allen schwankte zwischen 1,77 und 2,26 Millionen, die dazugehörigen Marktanteile bewegten sich zwischen 17,6 bis 21,6 Prozent. Mit diesen Marktanteilen konnte man sogar die Öffentlich-Rechtlichen abhängen. Am Donnerstag beispielsweise, als «Familien-Fälle» auf 18,6 Prozent kam, war man der «Tagesschau» im Ersten um fast zwei Prozentpunkte überlegen. Das ZDF-Format «Topfgeldjäger» hatte gar zehn Prozentpunkte weniger als Sat.1.

Dies kannte man jedoch schon von «Richterin Barbara Salesch», die zwar bei allen immer gut lief, aber eben zuletzt in der Zielgruppe schwächelte. Und hier können sich die Quoten der filmpool-Sendung bislang wirklich sehen lassen. Im Schnitt kamen die ersten sechs «Familien-Fälle» auf einen Marktanteil von 10,9 Prozent. Salesch hatte gegen Ende immer häufiger mit der 10-Prozent-Marke zu kämpfen. Zudem waren die Quoten stark rückläufig: Während es 2011 nur noch zu durchschnittlich 11,7 Prozent langte, waren 2010 und 2009 noch 12,6 und 15,2 Prozent drin.

Nun wird es spannend sein zu beobachten, wie lange die «Familien-Fälle» dieses Quoten-Niveau halten können. Allzu viel Luft nach unten besteht nicht mehr. Die erste Woche hat aber sehr wohl gezeigt, in welche Richtung sich die Sat.1-Daytime demnächst entwickeln könnte. Momentan ziehe man eine Absetzung von «Richter Alexander Hold» zwar noch nicht in Betracht, doch das soll nicht ausschließen, dass dieses Modell irgendwann auch mal noch woanders zum Einsatz kommen könnte. Erst vor wenigen Wochen testete man auch um 16 Uhr eine neue Scripted-Reality namens «Geheimnisse – Leben mit der Lüge».
21.04.2012 09:04 Uhr  •  Daniel Sallhoff Kurz-URL: qmde.de/56254