Die Kino-Kritiker: «Zorn der Titanen»

Die Fortsetzung des drögen Fantasy-Actioners «Kampf der Titanen» hat besseres 3D und weniger Langeweile zu bieten.

2010 kam das Fantasyremake «Kampf der Titanen» von desolaten Kritiken begleitet in die Kinos, wo es auch beim zahlenden Publikum keinen sonderlich erfreulichen Eindruck hinterließ. Und trotz eines IMDb-Werts von 5,8 Punkten sowie zahllosen wuterfüllten Bemerkungen über das verwaschene, tiefenlose 3D vollführte der von Sam Worthington verkörperte griechische Halbgott Perseus einen beuteträchtigen Siegeszug an den Kinokassen: Fast eine halbe Milliarde Dollar brachte das mythologisch motivierte Sandalenepos ein, mehr als etwa der wesentlich populärere «300»! Auch wenn Branchengrößen «Kampf der Titanen» dafür mitverantwortlich machen, dass die Akzeptanz der modernen 3D-Technologie zurückging, war eine Fortsetzung bei diesen Einnahmen schnell beschlossene Sache.

Für die Fortsetzung versprachen die Macher besseres 3D und eine bessere Story. Denn selbst «Kampf der Titanen»-Regisseur Louis Leterrier war mit der 3D-Konvertierung ausgesprochen unzufrieden, während sich Hauptdarsteller Sam Worthington beim Publikum für die dröge Story entschuldigte. Und tatsächlich wurden diese Versprechen eingehalten. Allerdings darf man bei der Verbesserung einer Kino-Katastrophe von mythologischen Ausmaßen nicht zwangsläufig von einem durch und durch guten Film ausgehen. In «Zorn der Titanen» werden zwar die ärgsten Schwachstellen des Vorgängers ausgebessert, dennoch wird auch Perseus' neues Leinwandabenteuer von unausgereiftem Storytelling und mäßig inspirierter Action geplagt.

Zehn Jahre nach den Ereignissen von «Kampf der Titanen» hat sich Perseus als Fischer in einem kleinen Dorf an der griechischen Küste niedergelassen und geschworen, dass weder er, noch sein Sohn Helius (John Bell) jemals ein Schwert anfassen werden. Allerdings entwächst für die Götterwelt eine neue Bedrohung, da die Menschen immer seltener beten und daher die Kräfte der olympischen Götter entschwinden. Deswegen drohen die Mauern des Tartaros zu fallen, dem Strafort der Unterwelt. In der Hoffnung, dies vermeiden zu können, steigen Zeus (Liam Neeson) und Poseidon (Danny Huston) zu ihrem verbannten Bruder Hades (Ralph Fiennes) herab. Dieser hat sich jedoch mit dem Kriegsgott Ares (Edgar Ramírez) verbündet, um Zeus gefangen zu nehmen und ihm seine Kräfte zu rauben. Mit diesen wollen Hades und Ares den mächtigen Göttervater, Weltenerschaffer und despotischen Titanen Kronos aus seinem Gefängnis in der Unterwelt befreien.

Um den dadurch drohenden Weltuntergang abzuwenden, muss Perseus seinen Schwur brechen. Auf dem Rücken seines geflügelten Pferdes Pegasus begibt er sich zur Kriegerkönigin Andromeda (neu besetzt mit Rosamund Pike), die in ihren Kerkern den ungestümen Halbgott Agenor (Toby Kebbell) festhält. Nur gemeinsam mit Agenor soll Perseus fähig sein, die Welt zu retten ...

Entgegen früherer Ankündigungen wurde auch «Zorn der Titanen» nicht in 3D gedreht, sondern auf Wunsch des produzierenden Studios Warner Bros. lediglich von 2D in 3D konvertiert. Dennoch ist der 3D-Effekt um ein Vielfaches besser, als noch bei «Kampf der Titanen», da Regisseur Jonathan Liebesman («World Invasion: Battle Los Angeles») sein Fantasyabenteuer wenigstens von Beginn an als 3D-Film konzipierte und dem 3D-Team mehr Arbeitszeit zur Verfügung stand. 3D-Gegner wird «Zorn der Titanen» mit seiner mittelmäßigen Tiefenwirkung keineswegs überzeugen können, wer der Technologie dagegen offener gegenübersteht, erhält einige gelungene, aus der Leinwand ragende Effekte sowie imposante Kamerafahrten durch die computergenerierte Unterwelt und auch in 3D gleich noch eindrucksvoller erscheinende Monster.

Deren Umsetzung ist allerdings von sehr unterschiedlicher Qualität. Gleich zu Beginn wird Perseus' Fischerdorf von einer real wirkenden Chimäre attackiert, einem garstigen, feuerspeienden Biest mit mehreren Köpfen, das für eine spannende Actionszene gut ist. Äußerst cartoonhaft sind dagegen die Zyklopen geraten, welche eine viel zu hell gehaltene Oberfläche verpasst bekamen und deshalb unwirklich aus ihrem nebligen Waldversteck herausstechen. Wie auch die Monster-Staffage, ist auch die Action sehr uneinheitlich. Die kleineren Scharmützel zwischen Perseus und seinen Widersachern sind aufgrund eines schnellen Schnitts sowie einer zu nah an den Akteuren ranhaltenden Wackelkamera vollkommen unübersichtlich, und da Sam Worthingtons Halbgott so emotions- wie profillos bleibt, kommt bei mangelnden Schauwerten auch schnell Langeweile auf.

Wenn die Schauwerte hingegen stimmen, kann «Zorn der Titanen» durchaus vergnügliche Hirn-aus-Unterhaltung bieten. Am überzeugendsten fällt die Reise durch das in die Unterwelt führende, verwinkelte und sich konstant bewegende Labyrinth aus, die zudem auch den 3D-Effekt sehr atmosphärisch einsetzt. Zugleich verschenken Regisseur Liebesman und die Autoren Dan Mazeau und David Leslie Johnson an dieser Stelle aber viel Potential, da sie die Labyrinth-Odyssee nicht völlig auskosten, sondern nach einem antiklimatischen Kampf gleich zur nächsten Sequenz überleiten.

Wie schon im ersten Teil, lässt sich Sam Worthington in «Zorn der Titanen» von seinen Leinwandkollegen in Grund und Boden spielen. So begeistert «Fluch der Karibik 2»-Schurke Bill Nighy als verwirrter Hephaistos, der ehemalige Schmied der Götter. Mit großer Spielfreude, sehr viel Selbstironie und einigen kleinen Insidergags lässt Nighy «Zorn der Titanen» mittelfristig geradezu aufblühen. Wenn nicht Nighy für flotte Sprüche sorgt, spielt sich Toby Kebbel zu dem scherzenden Helden auf, den eigentlich Sam Worthington in diesem Monsterschaulaufen geben müsste. Rosamund Pike wiederum ist zwar im begrenzten Rahmen ihrer Rolle überzeugend, wird aber streckenweise zum Anhängsel degradiert.

Mit einer Laufzeit von neunzig Minuten, aber einer Vielzahl an Action- und Abenteuersequenzen, hetzt «Zorn der Titanen» von einem Punkt zum anderen. Da zwischendrin trotzdem filmische Verschnaufpausen mit emotional unterkühlten Charaktermomenten abgeliefert werden, kommen Schlachten häufig abrupt zu ihrem Schluss, andere Male wird durch sprunghafte Figurenentwicklung Zeit eingespart. Dahingehend ist «Zorn der Titanen» also ganz unzweifelhaft eine Fortsetzung des viel beschimpften Überraschungserfolgs von 2010.

Da sich zwischen vielen drögen Kämpfen auch gelegentlich ein paar sehenswerte Actioneinlagen eingeschlichen haben, und Langweiler Perseus mit seinem seefahrenden Vetter eine deutlich unterhaltsamere Figur zur Seite gestellt bekommen hat, ist «Zorn der Titanen» jedoch auch klar eine Verbesserung gegenüber dem grausigen Vorgänger. Eingefleischten Fans von Fantasy-Action, die zudem an den Zuschauer attackierenden 3D-Effekten ihre Freude haben, sei daher ein Besuch in geselliger Runde und am günstigen Kinotag empfohlen. Alle anderen erhalten genau das, was sie vom «Kampf der Titanen»-Sequel erwarten dürfen.

«Zorn der Titanen» ist ab dem 29. März 2012 in vielen deutschen Kinos zu sehen.
29.03.2012 10:35 Uhr  •  Sidney Schering Kurz-URL: qmde.de/55806