20 Jahre MDR: Ein Jubiläum zwischen Skandalen

Etwa neun Millionen Menschen umfasst das Sendegebiet des MDR. Die Sendeanstalt ist damit eine wichtige Säule innerhalb der ARD, doch in der Vergangenheit sorgte der Verbund oft für negative Schlagzeilen. Es ist ein Jubiläum zwischen Magenschmerzen und Aufbruchstimmung.

Nach der Deutschen Einheit im Jahr 1990 ist es auch in der Medienwelt zu einigen Veränderungen gekommen. Besonders die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt ARD bekam Zuwachs. Der NDR war fortan auch zuständig für Mecklenburg-Vorpommern. In Brandenburg wurde mit dem ORB eine neue Rundfunkanstalt gegründet und der Sender Freies Berlin verantwortete nun auch das Ostberliner Gebiet. ORB und SFB fusionierten später zum rbb für die Menschen in Berlin und Brandenburg. Am 1. Januar 1992, seit ziemlich genau 20 Jahren, gibt es den MDR für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die lange von Udo Reiter geführte Anstalt geriet einige Male in die Kritik, aber jetzt soll alles anders werden.

Doch beginnen wir am Anfang. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands musste sich die ARD plötzlich um ein größeres Sendegebiet kümmern. Durch eine Änderung des Rundfunkstaatsvertrages wurde der MDR am 31. März 1991 gegründet. Deshalb beging der Sender auch 2011 einige Jubiläumsveranstaltungen. So feierte man im Sommer mit seinen Zuschauern bei einem Tag der offenen Tür. 70.000 Menschen kamen und sahen sich die Feierlichkeiten an. Unter anderem gab es Autogrammaktionen mit Florian Silbereisen und die Zuschauer konnten sich selbst einmal vor einer Kamera ausprobieren.

Dennoch war es ein vorgezogenes Jubiläum, was der MDR 2011 feierte. Denn der Sender wurde zwar Mitte 1991 gegründet, das erste Programm flimmerte aber erst ab dem 1. Januar 1992 über die Bildschirme. Zuerst konnten die Zuschauer ein regionales Programmfenster sehen, Intendant war von Beginn an Udo Reiter. Erster Fernsehdirektor wurde Henning Röhl, der bis dahin der zuständige Chefredakteur von ARD-aktuell war und damit die «Tagesschau» und die «Tagesthemen» verantwortete. Heute ist Röhl übrigens Geschäftsführer bei Bibel TV.

Doch auch im Radio fand der MDR schnell Anschluss, heute betreibt die Anstalt bereits mehr als 20 Sender. Darunter die Jugendradios MDR Jump und MDR Sputnik. Zweitgenanntes ist sogar werbefrei. Hinzu kommen diverse weitere Stationen, etwa MDR Klassik, MDR Figaro für Kultur-Inhalte und weitere.

Im Fernsehen setzt der MDR auf viele lokale Formate, zeichnet sich aber auch für die Produktion von Sendungen aus, die im Ersten laufen. Äußerst bekannt ist zum Beispiel das vom MDR produzierte Boulevardmagazin «Brisant», welches werktags zwischen 17.15 und 18 Uhr im Ersten zu sehen ist. Schon seit 1994 gibt es die Sendung, die derzeit von Mareile Höppner, René Kindermann und Kamilla Senjo moderiert wird.

Weitere bekannte Produktionen des MDR sind die Krimi-Filme innerhalb der «Tatort»-Reihe mit Simone Thomalla sowie der «Polizeiruf 110» mit Jaecki Schwarz. Außerdem stammen vom MDR die beliebten Serien «In aller Freundschaft» und «Familie Dr. Kleist». Beide Formate sind für Spitzen-Quoten gut und unterhalten in der Regel mehr als sechs Millionen Zuschauer. Für das Nachmittagsprogramm im Ersten produziert der Mitteldeutsche Rundfunk die Tierdoku «Elefant, Tiger & Co.».

Doch die Sendeanstalt sorgte nicht immer für positive Schlagzeilen, die Liste der Skandale ist lang. So gab es bereits 2001 Berichte über unlauteres Geschäftsgebaren, wodurch dem Sender angeblich Millionenverluste entstanden seien. Der MDR dementierte zwar die Spekulationen, man habe Rundfunkgebühren leichtfertig verschwendet, Politiker aller Parteien kritisierten das Verhalten der Verantwortlichen dennoch. In den vergangenen Monaten kamen dann immer weitere Skandale und Betrugsmaschen ans Licht. Im Mittelpunkt der Spekulationen: Ex-MDR-Unterhaltungschef Udo Foht.

Foht wird vorgeworfen, dubiose Finanzgeschäfte getätigt zu haben. So soll er Firmen zu Zahlungen gedrängt haben, zu denen es keinen dienstlichen Anlass gab. Die Unternehmen erhofften sich dadurch offenbar Aufträge des MDR. Fast wöchentlich kamen gegen Ende des Jahres 2011 neue Details ans Licht. Im Dezember führte die Leipziger Staatsanwaltschaft eine bundesweite Razzia gegen verschiedene Personen und Firmen durch, es war der vorläufige Höhepunkt der Affäre Foht. Der damalige Unterhaltungschef wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe suspendiert, später dann entlassen.

Viel Kritik gab es auch bei den Betrugsfällen beim KI.KA, wo der MDR federführend ist. Ein Mitarbeiter des Senders soll über mehrere Jahre hinweg erfundene Dienstleistungen in Rechnung gestellt haben, der Schaden betrug etwa sieben Millionen Euro. Bekannt wurde die ganze Sache erst im Dezember 2010, obwohl der MDR bereits seit 2009 von Unregelmäßigkeiten wusste. In Folge der Aufdeckungen wollte die Partei Die Linke MDR-Intendant Udo Reiter vor einen Untersuchungsausschuss stellen und ihn befragen.

Dazu ist es dann nicht gekommen, doch Udo Reiter gab nach den vielen Skandalen 2010 und 2011 bekannt, dass er sein Amt aufgeben und seinen eigentlich noch bis 2015 laufenden Vertrag nicht erfüllen werde. Offiziell machte er gesundheitliche Probleme für seinen Rücktritt verantwortlich, doch hinter vorgehaltener Hand wird in Medienkreisen spekuliert, die vielen Affären hätten Reiter den Job gekostet.

Damit endete die Ära Reiter, der den MDR seit seiner Gründung geleitet hatte. Seine seit November 2011 tätige Nachfolgerin heißt Karola Wille und sei fest entschlossen, die Skandale der Vergangenheit offen aufzudecken, wie sie seit ihrem Amtsantritt mehrere Male betonte. Wille ist die dritte Frau, die an der Spitze einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt steht. Sie will die negativen Schlagzeilen rund um den MDR vertreiben und für Aufbruchsstimmung sorgen. Ob es ihr gelingt, wird sich 2012 zeigen.
10.01.2012 09:30 Uhr  •  Timo Niemeier Kurz-URL: qmde.de/54247