Die Kritiker: «Kommissar Stolberg - Krieger» (6x01)

Inhalt
Die Bahnsteige der U-Bahn sind nahezu menschenleer. In dieser frühen Morgenstunde steigen nur wenige Leute aus den Zügen, darunter drei junge Männer. Sie wirken aggressiv, sind auf Ärger aus. Die drei werden bald auf ein junges Pärchen aufmerksam. Yuri Zharkov nimmt sich zunächst den Jungen vor, die anderen wenden sich dem Mädchen zu. Plötzlich schiebt sich zwischen sie und die beiden Jugendlichen ein Mann. Armin Trenck streckt mühelos nach nur wenigen Augenblicken alle drei nieder und lässt sie verletzt und blutend zurück. Zharkov sieht dem couragierten Mann hasserfüllt hinterher.

Wenige Stunden später werden Hauptkommissar Stolberg und seine Kollegen zu einem neuen Tatort gerufen. Ein Spaziergänger hat im Wald die Leiche eines Mannes entdeckt. Er hatte Schüsse vernommen und ist sofort zu der Stelle geeilt, an der nunmehr Armin Trenck tot auf dem Boden liegt. Trenck war Soldat, er gehörte einst zu einer Elitetruppe und war in Serbien, Kosovo und Afghanistan eingesetzt, bis er vor einem Jahr unvermittelt ausgestiegen ist. Seither scheint er sich ruhelos umhergetrieben zu haben.

Trenck war oftmals in Streitigkeiten verwickelt, wie etwa vergangene Nacht in der U-Bahn. Auf diesen Vorfall macht Johanna Trenck, die Ehefrau des Toten, die Kommissare aufmerksam. Sie hatte sich jedoch nichts dabei gedacht, als ihr Mann am Morgen wie gewöhnlich wieder das Haus verließ. Bei ihren Recherchen stoßen Stolberg und seine Kollegen aber auch auf eine andere brisante Begebenheit aus der Vergangenheit des ehemaligen Elitesoldaten. Trenck hatte bei einer Routinepatrouille in Afghanistan einen Kameraden scheinbar versehentlich schwer verletzt. Seither konnte Arnd Peters nur noch im Innendienst eingesetzt werden.

Tatsächlich vermittelt dieser den Eindruck eines gebrochenen Mannes, der kaum mehr über das schicksalhafte Ereignis zu sprechen vermag. Aber auch sämtliche Akten scheinen genauere Tatsachen und Fakten zu verschweigen. War der Vorfall eventuell der Grund, warum Trenck seine Karriere als Soldat plötzlich aufgegeben hatte? War Peters vielleicht auf Rache aus?

Darsteller
Rudolf Kowalski («Bella Block») ist Martin Stolberg
Annett Renneberg («Donna Leon») ist Catharina Brandt
Wanja Mues («Stubbe - Von Fall zu Fall») ist Nico Schreiber
Oliver Stokowski («Fremde Heimat») ist Armin Trenck
Jule Ronstedt («Einfach die Wahrheit») ist Johanna Trenck
Michael Roll («Kommissarin Lucas») ist Jan Marek
Tom Gramenz («Der Staatsanwalt – Mord am Rhein») ist Lukas Trenck
und andere

Kritik
Neuer Sendeplatz – neues Glück. Für die sechste Staffel der deutschen Krimiserie «Kommissar Stolberg» räumt das ZDF fortan vier Samstage hintereinander den Sendeplatz nach dem Hauptfilm frei und versucht nun dort auf Quotenjagd zu gehen. Zum Start haben sich Drehbuchautor Jochen Pahl und Regisseur Michael Schneider einem brisanten und hochaktuellen Thema angenommen. Es geht um den Mord an einem ehemaligen Elitesoldaten des KSK und die Vergangenheitsbewältigung der Bundeswehrsoldaten.

So brisant jedoch die Thematik auch ist, mit der seriellen Umsetzung bleibt am Ende nur ein Stück routinierter Krimiunterhaltung übrig. Gekonnt und verlässlich einerseits von der darstellerischen und dramaturgischen Seite her, dabei aber so unspektakulär und immer den gleichen Pfaden folgend, dass es schnell ermüdet. Der deutsche TV-Krimi, speziell im Falle der beliebten ZDF-Krimiserien, läuft fast immer auf die gleiche Art und Weise ab. Die Ermittlungen werden durchgezogen, das Privatleben der Ermittler bleibt draußen, die Gesichter und Figuren austauschbar. Genauso gut könnten hier die SOKO-Ermittler am Werk gewesen sein - es würde wahrscheinlich auch niemandem auffallen.

Warum nicht ein wenig mehr Tiefgang für die Protagonisten der Serien? Warum nicht ein wenig mehr Menschlichkeit? Im Fall des Überraschungserfolgs «Flemming» – ebenfalls im ZDF zu sehen – sieht man doch auch, dass es funktioniert und die Zuschauer zahlreich einschalten. Warum also immer und immer wieder in die alten, ausgelatschten Pfade der altertümlichen Krimiserien zurückfallen? Stolberg mit Anleihen bei dem Kieler «Tatort»-Kommissar Borowski würde sicherlich sehr gut funktionieren, da Stolberg-Hauptdarsteller Rudolf Kowalski mit seiner Rolle doch sehr ähnlich gestrickt zu sein scheint. Und hier und da ein kleines Lächeln würde der Serie auch ganz gut tun.

Was bleibt, sind harmlose – wenn auch recht ansprechende – 60 Minuten Krimiunterhaltung. Mit dem einen oder anderen Kniff in der Grundausrichtung der Serie wäre aber noch viel mehr drin.

Das ZDF zeigt die vier neuen Folgen von «Kommissar Stolberg» ab Samstag, den 7. Januar 2012, um 21:45 Uhr.
06.01.2012 09:41 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/54189