Die Kritiker: «SOKO Stuttgart: Wer einmal lügt» (3x01)

Story
Der Feierabend steht vor der Tür. Gerade als SOKO-Kommissarin Martina Seiffert und ihr Kollege Joachim Stoll das Präsidium verlassen wollen, betritt ein Mann die Wache. Er heißt Florian Stiegler und behauptet, der Mörder des Unternehmers Patrick Esser zu sein.

Während Stieglers erster Vernehmung findet eine Polizeistreife tatsächlich die Leiche Essers. Er wurde in seinem Auto in der Tiefgarage erschossen. Der SOKO Stuttgart kommen jedoch schnell Zweifel an Stieglers Geschichte. Warum hat er Patrick Esser umgebracht? Und warum stellt er sich sofort? Stiegler behauptet, die Tat aus Liebe zu Essers Frau Linda begangen zu haben. Er ist bei ihr in Therapie.

Doch IT-Spezialist Rico Sander hat etwas herausgefunden, was die Skepsis der Ermittler bestätigt: Es existiert gar kein Florian Stiegler. Dessen eigentlicher Name ist Thilo Fassbender - und der ist der Polizei nicht unbekannt: Fassbender ist vorbestraft wegen Betrugs, Amtsanmaßung und Titelmissbrauch.

Mit dieser Tatsache konfrontiert, gibt Fassbender zwar zu, nicht Florian Stiegler zu sein, doch den Mord will er trotzdem begangen haben. Jetzt, wo klar ist, dass Fassbenders ein pathologischer Lügner ist, ermittelt die SOKO Stuttgart verstärkt in alle anderen Richtungen. Dabei erfahren sie von Linda Esser, dass die Firma ihres Mannes hoch verschuldet war. War die finanzielle Misere das mögliche Motiv?

Geschädigter des Opfers ist zum einen der Bodenleger Harald Tönnsen. Dieser steht mit seiner Firma kurz vor dem Ruin, weil das Opfer sich weigerte, 80.000 Euro Schulden zu bezahlen. Zum anderen ist da der Banker Klaus Bilstedt. Er hatte als Letzter Kontakt zu Patrick Esser. Zudem widerspricht er sich in seinen Aussagen. Aber was könnte sein Motiv sein?

Thilo Fassbender sitzt nach wie vor in Untersuchungs-Haft. Mittlerweile sind sich die SOKO-Kommissarinnen Martina Seiffert und Anna Badosi sicher, dass Fass-bender nicht der Täter ist. Aber er muss Zeuge der Tat gewesen sein. Das Problem: Woher sollen die Ermittler wissen, ob er als Zeuge die Wahrheit sagt oder wieder lügt?

Darsteller
Astrid M. Fünderich («In aller Freundschaft») ist Martina Seiffert
Peter Ketnath («Die Gerichtsmedizinerin») ist Joachim Stoll
Nina Gnädig («Verliebt in Berlin») ist Anna Badosi
Benjamin Strecker («Afrika, mon amour») ist Rico Sander
Karl Kranzkowski («Der Untergang») ist Michael Kaiser
Eva Maria Bayerwaltes («Helen, Fred und Ted») ist Prof. Lisa Wolter
Zaka Sommerfeldt («Carl & Bertha») ist Jan Arnaud Mike

Kritik
Die ersten beiden Staffeln des SOKO-Nesthäkchens «SOKO Stuttgart» liefen im ZDF-Vorabendprogramm sehr erfolgreich. Ab dem 15. September geht es nun mit 25 neuen Folgen in die dritte Runde.

Dramaturgisch war die Serie bisher eher durchwachsen: Die Stories waren lau, die Charaktere nicht sonderlich individuell, die Mordmotive oftmals sehr unglaubwürdig. Doch für die Saisonpremiere ist Drehbuchautor Stephan Wuschansky – vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Serie – auf eine recht innovative Idee gekommen. Denn gleich in der Eröffnung stellt sich in „Wer einmal lügt“ der Mörder, der dann aber vielleicht gar keiner ist. Im Rahmen der Möglichkeiten, die die abgeschmackte Vorabenddramaturgie zulässt, ist das wohl so viel Neuartigkeit, wie man sie auf dem Sendeplatz noch durchbringen kann.

Der Fall ist zwar ganz interessant und spannend; doch man hätte dramaturgisch mehr aus ihm machen können. Die psychologischen Untertöne werden immer nur angerissen, aber nie in einem angemessenen Detail betrachtet. Dem Zuschauer wird nur so viel Hintergrund erzählt, wie ihm unbedingt bekannt sein muss, um der Geschichte folgen zu können. Emotionale Tiefe will man dann dadurch herstellen, dass man die Frau der Mordopfers in Slow-Motion schreien lässt, wenn sie die Leiche ihres Gatten zu Gesicht bekommt.

Die Auflösung des Falls geschieht leider ebenso wenig innovativ. Die Szene, in der schließlich die Resolution des Sub-Plots um die verschwundenen Autos stattfindet, ist leider eine der albernsten der ganzen Folge. Man will um jeden Preis den schnellen Lacher abräumen – und opfert dafür die inhaltliche Stimmigkeit vollkommen.

Die Schauspieler machen ihre Sache nicht schlecht, wenn auch nur Astrid M. Fünderich und Nina Gnädig aus dem Cast wirklich herausstechen können. Ansonsten ist die Serie nach wie vor recht eintönig besetzt. «SOKO Stuttgart – Wer einmal lügt» ist vielleicht ganz nettes, ruhiges Vorabendprogramm mit einem Minimum an dramaturgischen Aufwand – mehr aber auf keinen Fall.

Das ZDF strahlt die Premiere der dritten «SOKO Stuttgart»-Staffel am Donnerstag, den 15. September 2011, um 18.00 Uhr aus.
14.09.2011 13:52 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/52014