Quotencheck: «Vermisst»

Ab sofort ist die Moderatorin exklusiv bei Sat.1 unter Vertrag: Mit welchen Quoten aber hat sich Julia Leischik von ihrem Ex-Sender RTL verabschiedet?

Ab sofort ist die Moderatorin exklusiv bei Sat.1 unter Vertrag: Mit welchen Quoten aber hat sich Julia Leischik von ihrem Ex-Sender RTL verabschiedet?

Seit 2007 ist «Vermisst» nicht mehr aus dem RTL-Programm wegzudenken, die Doku-Soap ist zu dieser Zeit mit guten Quoten am Vorabend gestartet und hat die Verantwortlichen so sehr überzeugt, dass sie pünktlich zur dritten Staffel im März 2010 den Sprung in die Primetime geschafft hat. Dort hat sich Julia Leischik immer montags um 21.15 Uhr auf Vermissten-Suche begeben, den Einschaltquoten verhalf das zu manch neuen Rekorden. Auch die vierte Staffel durfte deswegen abends ran, allerdings dürfte man nach dem Ende dieser gemischte Gefühle haben. Zwar konnte man sich gegenüber früheren Staffeln deutlich steigern, doch insgesamt betrachtet fiel immer wieder auf, dass gerade die jungen Zuschauer eher fern blieben. Die Produktion aus dem Hause Endemol hat besonders viele ältere Leute ansprechen können. Dennoch hat man sich bei RTL stets zufrieden mit Leischiks Arbeit gezeigt. Umso ärgerlicher ist es dann wohl für die Kölner gewesen, als Ende Juni bekannt wurde, dass die 40-jährige Moderatorin fortan nur noch für den Konkurrenten Sat.1 vor der Kamera stehen und neue Formate entwickeln wird. RTL verliert somit eines seiner größten Sendergesichter.

Quotenmeter.de blickt auf die vierte Staffel zurück: Der Auftakt am 2. Mai 2011 lief recht ordentlich – die Quoten lagen in etwa auf dem Niveau der vorherigen Staffeln. 2,31 Millionen 14- bis 49-jährige interessierten sich für Julia Leischiks erste Vermissten-Suche, das entsprach einem Marktanteil von soliden 18,0 Prozent in der Zielgruppe. Ähnliche Werte verbuchte man beim Gesamtpublikum: 5,63 Millionen Zuschauer schalteten ein, das hatte zufriedenstellende 17,7 Prozent Marktanteil zur Folge. Damit erreichte die Endemol-Produktion die höchste Auftakt-Reichweite überhaupt. Bei den ersten drei Staffeln zuvor wurden zum Start nie mehr als 4,71 Millionen Zuschauer gemessen.

Eine Woche später gingen die Werte spürbar zurück. 2,02 Millionen junge Zuschauer waren diesmal dabei, im Vergleich zur Vorwoche 0,29 Millionen weniger. Der dazugehörige Marktanteil lag bei 16,8 Prozent, womit auch hier ein Verlust von 1,2 Prozentpunkten zu beklagen war. Während die dritte Ausgabe nichts an diesem Zustand ändern konnte, gab es wenigstens beim Gesamtpublikum einen neuen Rekord zu vermelden. 5,80 Millionen sahen insgesamt zu und damit so viele wie noch nie in dieser Staffel; der Marktanteil lag bei 18,7 Prozent. Diese Quoten wurden über die nächsten zwei Wochen gehalten.

Am 27. Juni 2011 reichte es schließlich für einen Marktanteils-Rekord: 20,1 Prozent standen bei allen zu Buche, in der wichtigen Zielgruppe waren es gar hervorragende 21,4 Prozent. Davon profitierten die nächsten Ausgaben allerdings kaum. So erzielte die achte Ausgabe wieder einen etwas geringeren Zielgruppen-Marktanteil von 18,9 Prozent, das waren also sage und schreibe 2,5 Prozentpunkte weniger. Sonst erreicht RTL in dieser Altersgruppe circa 19,0 Prozent. Ein fast identisches Bild zeichnete sich beim Gesamtpublikum ab: Hier resultierten aus 5,17 Millionen Zuschauern 17,8 Prozent Marktanteil (2,3 % Verlust).
Ebenso durchwachsen verlief das Staffelfinale. Erstmals fiel man unter die Marke von fünf Millionen Zuschauern, nur 4,62 Millionen Zuschauer saßen am 11. Juli 2011 vor den TV-Geräten (MA: 16,9 %). Angesichts der davor erzielten Zahlen ein enttäuschendes Ergebnis. Auch bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren sah es nicht mehr ganz so rosig aus: 1,92 Millionen waren mit von der Partie, der Marktanteil lag bei 17,9 Prozent.

Alles in allem kann aber gesagt werden, dass «Vermisst» auch mit seiner nunmehr vierten Staffel einen guten Eindruck hinterlassen hat. Nur einmal von insgesamt neun neuen Ausgaben verfehlte man die 5-Millionen-Marke, im Schnitt unterhielt die Doku 5,39 Millionen Zuschauer ab drei Jahren, womit ein überragender Marktanteil von 18,3 Prozent zustande kam. Und das ist eine der Stärken des Formats: Es spricht überwiegend ältere Leute an und hat hin- und wieder sogar das Potential, die öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten zu überholen. Im Gegensatz zum dritten Durchlauf konnte man den Marktanteil sogar noch ausbauen. Damals standen nämlich „nur“ 17,5 Prozent auf dem Konto.

Auf der anderen Seite ist dies aber auch der Fluch und Segen der Sendung zugleich. Denn bei den jüngeren Zuschauern lag die Sendung während ihrer vierten Staffel nicht selten im unterdurchschnittlichen Bereich. Doch selbst hier war es möglich gewesen, die Werte der Vorgänger-Staffel zu übertrumpfen: Im Schnitt bewegte die Doku-Soap 2,19 Millionen 14- bis 49-Jährige zum Einschalten, immerhin 0,02 Millionen mehr als die dritte Runde 2010. Auch der damit verbundene Marktanteil verbesserte sich stark von 16,6 auf 18,2 Prozent.

RTL hat also die vollkommen richtige Entscheidung getroffen, «Vermisst» auch in der kommenden TV-Saison fortzusetzen – dann halt eben ohne Julia Leischik. Es wird spannend sein zu beobachten, inwieweit sich der Moderatoren-Wechsel auf die Quoten bemerkbar machen wird. Wer die schwierige Nachfolge antreten wird, ist jedoch noch nicht klar. Demnach bleibt die Zukunft des Formats ein Stück weit ungewiss. Sat.1 dagegen steht womöglich eine sorgenfreie Zukunft bevor – zumindest, was den Doku-Soap-Bereich angeht.
21.07.2011 14:00 Uhr  •  Daniel Sallhoff Kurz-URL: qmde.de/50944