Der Fernsehfriedhof: Der kleine Bruder von «Wetten, dass..?»

Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 137: Eine Samstagabend-Show der ARD, die ihren Ursprung bei RTL II hat.

Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir einem Format, das zwar eigentlich gewonnen, am Ende allerdings doch verloren hat.

«Was passiert, wenn...?» wurde am 12. Oktober 2002 im Ersten geboren und war das Siegerformat aus der ambitionierten Sendereihe «Die neuen Fernsehmacher» von RTL II. Darin rief Frank Elstner die Zuschauer auf, neue Fernsehkonzepte einzuschicken und ließ acht Piloten produzieren, die ausgestrahlt und anschließend zur Telefonabstimmung standen. Am Ende setzte sich jene Idee von Jürgen Preuß durch. Zwar versprach RTL II vorab, dem Sieger einen prominenten Sendeplatz anbieten zu wollen, doch weil das TV-Experiment kein großer Erfolg war, bekam der Kanal kalte Füße und nahm von einer Umsetzung Abstand.

Allerdings glaubte Elstner in dem Siegerformat Potenzial zu erkennen und schaffte es, die Idee an den SWR zu verkaufen. Dort wurde die Sendung zu einer großen Samstagabend-Show umgestaltet, die rund ein Jahr nach der RTL-II-Abstimmung ihre Premiere feierte. Die Idee dabei war recht simpel. Kandidaten sollten einschätzen, wie zwölf vorab produzierte Experimente ausgehen werden. Dabei wurden Fragen geklärt, wie: Was passiert, wenn man bei voller Fahrt in einem Auto den Rückwärtsgang einlegt? Oder, was passiert, wenn man mit dem Auto viel zu schnell an einer Radarfalle vorbeifährt? Oder, wer ist schneller, ein Golfball oder ein Rennwagen? Bei den Experimenten wirkten oft Prominente wie Erkan und Stefan oder Ralf Möller als Paten mit.

Weil Elstners Firma die Produktion der Show übernahm, war es nicht verwunderlich, dass ausgerechnet sein Sohn Thomas mit der Moderation betraut wurde. Nicht nur deswegen, sondern auch wegen der inhaltlichen Ähnlichkeit und sogar dem gleich klingenden Titel war die Sendung vorab als kleiner Bruder von «Wetten, dass..?» verschrien. Vielleicht lag darin der Grund, dass der Auftakt trotz des Sendeplatzes nur 3,39 Millionen Zuschauer hatte und damit sehr enttäuschte. Die zweite Ausgabe wurde daher auf den Freitagabend verlegt und versammelte nur noch 3,03 Millionen Menschen. Um diesem Negativtrend entgegenzuwirken, beschlossen die Verantwortlichen, in der dritten Folge (wieder am Samstag) auf ein Prominenten-Special zu setzen. So stellten sich Johannes B. Kerner, Anne Will, Imitator Elmar Brandt, Thomas Anders und Ulla Kock am Brink der Show, die dafür im Europa-Park live produziert wurde.

Doch auch dieser Trick half nichts. Zwar stieg die Reichweite auf 3,80 Millionen Zuseher an, blieb aber weiter deutlich hinter den für diesen Sendeplatz üblichen Werten zurück. Der Sender schickte das Konzept daher in eine kreative Pause, in der es überarbeitet werden sollte, aber aus der es nie wieder zurück kam.

«Was passiert, wenn...?» wurde am 18. Januar 2003 beerdigt und erreichte ein Alter von drei Folgen. Die Show hinterließ den Moderator Thomas Elstner, der lediglich als Kandidat in einigen ARD-Quizshows wieder auftauchte und sich seitdem verstärkt als Produzent engagiert. Die Idee der Sendung wurde übrigens auch an den französischen Sender France 2 verkauft und in ähnlicher Form in der Sat.1-Sendung «Clever - Die Show, die Wissen schafft» aufgegriffen.

Möge die Show in Frieden ruhen!

Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann den Soloshows von Mirco Nontschew.
19.05.2011 09:00 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/49480